Geruch: Echt jetzt? Auf die erste Nase der volle Gummiabrieb, Süße mit Schwefel. Das könnte einer dieser gummierten Edradours sein! So eine Nase hatte ich noch bei keinem Pulteney. Ok, nach einer Stunde im Glas und viel Schwenken kommen dann doch noch ein paar Bourbonfassaromen; aber die Gumminase (Kinderschlauchboot: viel zerronnenes Eis und Sonnencreme) überdeckt dann doch wieder alles. Also auf diesen Geschmack bin ich schon sehr gespannt ... (Vom Aussehen und den Eckdaten her dachte ich eigentlich, das könnte der intensivere 17er mit Potenzial zur 25er-Alternative sein. Von der Nase her ist er bestenfalls eine Alternative zum 13jährigen Edradour.)
Geschmack und Abgang: Himmel, im Mund spielt der 18er dann seine ganze Kraft aus, Marke Sherrykracher. Auch süß, aber nicht mehr so süß wie in der Nase, melden sich nun Zwetschkenröster und Schwarzbeeren. Ähnelt in kurzen Momenten auch einem Refill-Sherryfass wie dem Fassstark-Clynelish. Und beim zweiten Schluck dann doch wieder diese Edradour-Gummiboot-Süße. Schwefelhölzer. Im Abgang wird nochmal um Eiche ergänzt, ehe wieder diese künstlichen Süßenoten auftauchen. Irgendwie reagiere ich empfindlich auf sowas. Wenn man das mag, ok. Ich finde den 18er nach den ersten Drams auch im Mundgefühl und Abgang weniger gelungen.
Fazit: Das war Nicht-Liebe auf den ersten Blick. Vielleicht gewinnt er mit viel Sauerstoff, Zeit und Gewöhnung. Wer auf kräftig-gummisüße Edradour-Malts mit Schwefel steht, wird auch diesen Pulteney mögen. Ich mag das mittlerweile weniger, und von Pulteney brauch' ich sowas schon gar nicht. Der erste Eindruck ergibt für mich einen 87-Punkte-Malt (88-87-86). Kann man probieren, muss man aber nicht.
Stellung des neuen 18ers in der Pulteney-Range: Sicher besser, weil einfach überrachend-interessanter, als der 12jährige Einstiegspulteney. Diese prononcierte Note nach geschwefelt-gummiertem Sherryfass ist halt nicht meins und passt m.E. so gar nicht zu Pulteney. Wie eine Sherry-Bourbonfass-Mischung geht, beweisen der neue 15er und der alte 17er (vom Pulteney 21y nicht zu reden). Und natürlich der großartige 25er. Von der reinen Reifung in Sherry-Casks einmal abgesehen, wie der 23jährige Pulteney aus Fino-Fässern zeigt; aber das ist etwas unfair und eine ganz andere Geschichte.
Der 18er sticht aus der Pulteney-Range hervor und wirkt für mich schon arg "designt". Auch der Preis von rund 120 Euro ist auf die aktuelle Marktlage hin gestaltet. Da finde ich den neuen 15jährigen Pulteney den grundsätzlich besseren und für die Destillerie viel charakteristischeren Malt. Auch der Preis des 15ers mit rund 70 Euro (alle Preise Stand Februar 2019) ist der aktuellen Marktlage geschuldet, geht aber vom Preis-Genuss-Verhältnis her absolut in Ordnung.