Geruch: Die Nase des 25jährigen Highlanders ist wirklich von enorm süßer Malzigkeit geprägt. Und ja, beim zweiten Taste (nach dem ersten ausführlichen als Rotweinglas-Vergleich) kommen auch noch ein paar Wachsnoten dazu. Die Kräuter- und Meeresbrandungsnoten bleiben präsent.
Geschmack: Wunderbar wachsig, Kräuter, Bourbon-Vanille, Sherry, saftige Beeren. Schöne Minzfrische, diesmal angenehm leichtes Prickeln. Die Kräuter und ein leichter Salzgischtnebel folgen später.
Abgang: Dieser Pulteney dreht im Abgang von den Bourbon-Vanille- und Sherrynoten zu den Thymian-, Majoran- und Meersalzaromen. Sehr voll und angenehm.
Fazit: Der neue 25jährige Pulteney ist, nach den ersten gemeinsamen Stunden sei es festgehalten, wirklich von enormer Aromendichte geprägt: Malz, Wachs, Beerensüße, Kräuter, Salzgischt. Die hellen Bourbon- und dunkleren Beerenfrüchte spielen Aromen-Ping-Pong. Die Erstbeurteilung mit 94 Punkten aus dem Nosingglas bleibt unbedingt. Ein "Pulteney-Konzentrat".
Im Vergleich zum 21jährigen "Vorgänger" wirkt der 25jährige noch einmal dichter, das Prickeln ist intensiver, ohne aufdringlich zu wirken, die Sherry- und Dunkelfrucht-Noten entwickeln im Zeitverlauf ein schönes Eigenleben. Die "bourbonfasshaft-malzig-maritime" Grundcharakteristik gibt aber immer den Ton an.
Nase: Schöne Mischung aus Frische und Alter. Waldhonig. Zuckerrüben. Quittengelee. Pfirsich Eistee. Etwas Moos. Angedeutetes Wachs. Dann eine Frische, wie man sie von Zitrusfrüchten kennt. Nasser Holzsteg (Meer). Muskatnuss.
Mund: Erst cremig. Karamell. Aprikosenmarmelade. Marillenknödel. Ein bisschen Himbeere. Dann prickelt es schön auf der Zunge. Ingwer. Brausestäbchen. Grüner Tee. Holznoten.
Abgang: Grapefruit. Heu. Schokolade mit Orangenstücken.
Sehr leckerer Single Malt. Gefält mir richtig gut. Nochmal ein Stück besser als der schon gute, aber auch mittlerweile lächerlich teure, 21er.
Nase: Süßliches Malz und elegante Sherryaromen stehen über dem Glas. Der Ersteindruck in der Nase ist überraschend fruchtig. Erdbeeren, Bergpfirsiche, Aprikosen, Mirabellen und Orangenzesten treffen auf Sandelholz und milden schwarzen Tee. Alles zusammen wirkt elegant maritim und wie in Wachs gegossen. Die einzelnen Aromen sind wunderbar miteinander verwoben und werden von lebendig changierenden Kräuternoten begleitet. Thymian, Basilikum, Oregano und Minze geben der rundum schönen Nase eine ganz hervorragende Stilistik.
Mund: Der Tropfen trifft ausgesprochen weich und elegant auf die Zunge. Hier stimmt so ziemlich alles. Das Mundgefühl ist voll und angenehm und der Geschmack auf Anhieb faszinierend. Saftig-fruchtig üben sich Pfirsiche, getrocknete Aprikosen und saftige Beeren in nahezu perfekter Harmonie. Vollmilchschokolade und etwas Kakao gesellen sich hinzu. Mit der Zeit durchsetzen erste Eichenholzspäne den Geschmack. Pfeffer fügt sich gekonnt ein und aus dem würzigen Hintergrund arbeiten sich immer mehr Kräuter in den Vordergrund. Thymian kommt durch und immer wieder spült aromatischer Orangesaft saftig-fruchtig durch den Mund. Die Balance der einzelnen Geschmäcker ist wirklich bezaubernd. Hier spielt alles auf Augenhöhe und richtig schön zusammen. Auch die alte, souveräne Eiche, die nach und nach durchkommt, versteht sich mehr als Mitspieler, denn als Dirigent. Ihr intensiver Eichenholzgeschmack wird immer trockener. Von Espresso begleitet leitet sich leitet sie genussvoll ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Fast alle Aromen des hervorragenden Geschmacks finden sich auch im Abgang wieder. Altes trockenes Eichenholz surft auf Schokolade, Salzkaramell und Orangensaft. Kräuter sind omnipräsent: allen voran Thymian. Und die Art und Weise, wie hier schließlich noch kalter schwarzer Kaffee und Espresso auftreten, ist für mich großes Kino.
Charakter: Ein herrlich komplexer und bezaubernder Old Pulteney. Unzählige Aromen auf Augenhöhe und in nahezu perfekter Balance. Eine faszinierende und erfrischend unaufgeregte Abfüllung alter Machart.
Bewertung: Eine Abfüllung zum Zurücklehnen und Genießen. Sie holt mich auf eine ganz besondere Art ab. Von mir gibt es heute genussvolle 92 Punkte und mich beschäftigt nur eine Frage: was wäre das bloß für ein Traumstoff in Fassstärke?