Nase: Eine sehr feine, frische Nase. Helle Früchte erwarten mich auf einem morgendlich-feuchten Wiesenboden. Es gesellen sich dazu: Etwas Erde, feine Kräuter und ein paar dunkle Beeren. Die Nase würde ich jetzt eher einem Bourbonfass zuordnen, so leicht und frisch mit etwas Minze fühlt sie sich an, eigentlich ungewöhnlich für 23 Jahre Sherryfassreifung. Die Pulteney-Aromen grüßen von Ferne.
Aus dem Rotweinglas: Im Riedel Vinum Bordeaux ist der Sherry gleich viel präsenter, der Duft wirkt dunkler, tiefer, reifer. Das "Pulteney-Maritime" ist hier weniger durch Kräuternoten wie aus dem Nosinngglas vertreten, hier präsentiert sich eine leichte Salzgischt vor dem Korb dunkler Beeren-Früchte. Dieser Pulteney verspricht sehr viel.
Geschmack: Holla, der prickelt ordentlich -- erstaunlich für die im Pulteney-Vergleich zurückhaltenden 43% -- und nun ist auch der Sherry sofort präsent ebenso wie reife Schwarzbeeren und Ribisel. Und die Kräuter ebenso wie Salzgischt. Willkommen. Die Aromen stehen erfreulich klar nebeneinander.
Aus dem Bordeauxglas: Auch hier ist ein schönes Prickeln sofort präsent, eine angenehme Beerensüße (Heidelbeeren, Schwarzbeeren) folgt, der Sherry meldet sich ebenfalls, etwas Zimt. Der Salzgischtnebel ist nun mit Waldkräutern angereichert, die Aromen-Staffelung aus diesem Glas ist nochmal klarer, intensiver; naturgemäß.
Abgang: Der Ausklang ist mittellang bis lang, hier nun übernehmen nach den Sherry- und Fruchtnoten die Salz-, Kräuter- und Seetangnoten, ehe zum Schluss etwas Eiche dazukommt und sich dann wieder der Sherry meldet.
Aus dem Rotweinglas: Nun bleiben Dunkelfrucht und Sherry noch länger präsent, ergänzt um Kräuter und Salznoten, die Eiche ist diesmal nicht zu spüren. Ein sehr kräftiger, runder Abgang.
Fazit: Sehr schön, sehr rund, sehr angenehm. Kein Malt, der sofort seine ganze Vielgestaltigkeit offenbart. Auf den ersten Eindruck "bourbonhaft", doch die 23 Jahre dauernde Reifung in Sherryfässern meldet sich bald -- nach einer Weile im Nosingglas und viel rascher und unmittelbarer im Rotweinglas. Das ist kein Sherrymonster, das ist ein Sherryverführer. Trotz seiner "nur" 43% erstaunlich kräftig in m.E. bester Trinkstärke, ist das der perfekte Single Malt für lange sonnige Herbst-Nachmittage.
Aus dem Stölzle-Nosingglas ergibt das bei der Erstbeurteilung 93 Punkte. Aus dem Bordeauxglas steigert sich der Genuss für mich nochmal auf 94 Punkte. Ein ungewöhnlicher und doch wieder ganz typischer Pulteney.|addpics|etv-77-caf2.jpg-invaddpicsinvv,etv-78-ee15.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Nase: Elegante Sherryaromen ziehen in die Nase. Rosinen gibt es hier zunächst nur ganz dezent. Stattdessen dominieren erst einmal helle Früchte, grüner Tee und feine Zitrusaromen. Ich muss an saftige grüne Äpfel, Limetten und Honigmelone denken. Etwas Minze und Kräuter verleihen der Nase eine angenehme Frische. Nach dem ersten Schluck wird die Nase spürbar „dunkler“. Zu den Limetten gesellen sich Orangen und die Rosinen kommen stärker durch. Der Zweiteindruck ist außerdem fast schon etwas cremig.
Mund: Weich und mild trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Der fast schon cremige Antritt komme sehr elegant daher. Hellfruchtig ist allenfalls der allererste Eindruck. Schnell übernehmen Rosinen, rote Johannisbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren den Fruchtanteil. Leicht maritim angehaucht, leicht wachsig und begleitet von einem Hauch Karamell. Zeitgleich entwickelt sich quasi von Beginn an eine schöne Würze. Weißer Pfeffer und Kräuter sorgen für eine schöne Spannung. Das Mundgefühl lässt keine Wünsche offen. Die Eiche auch nicht. Bemerkenswert zurücknehmend entfaltet sich die Eiche. Fast unbemerkt unterspült sie förmlich den Geschmack. Und sobald man sich ihrer bewusst wird, steht sie bereits kraftvoll und elegant im Raum. Zusammen mit einer Prise Zimt leitet sie ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang. Auf feinem würzigen Eichenholz gebettet, klingen filigrane Sherryaromen weich und warm aus. Begleitet von Zimt und einer Prise Meeressalz.
Charakter: Fast schon ein kleines Chamäleon. Während der Ersteindruck sehr hellfruchtig ist, dreht das Profil mit der Zeit zunehmend in Richtung Sherry. Maritim angehaucht und mit leckeren Kräutern versehen, zeigt diese Abfüllung erstaunlich viele Gesichter. Freunde des Eichenholzes kommen ebenso auf ihren Genuss.
Bewertung: Eine prima Abfüllung, die zu keiner Zeit langweilig wird. Sehr facettenreich und wandelbar. Darin schlummert für mich auch der Zauber dieser leckeren Abfüllung. Von mir gibt es heute leckere 90 Punkte, aber es bleibt das merkwürdige Gefühl, dass ich mit meinem Sample nur an der Oberfläche dieses Tropfens gekratzt habe.