Nase: Der Caol-Ila-Rauch wird sofort begleitet von angenehmer Bourbonfass-Traubensüße. Der Rauch geht von Lagerfeuer mit etwas Streichholz mit Fortdauer der Zeit ins Phenolische. Neben der Süße und dem Rauch melden sich dann noch etwas Kerbel und Rosmarin; eine sehr spannende Nase! Der Alkohol ist gar nicht zu spüren bis auf eine angenehme Frische, die das dichte Bukett fein zusammenhält. Nach einiger Zeit wird der Caol Ila noch fruchtig-süßer, da vernehme ich sogar ein paar Gummibären.
Diese Nase wirkt noch etwas dichter und vielfältiger als jene des Lagavulin 12CS und im Vergleich zum tollen Fassstark-Caol Ila kommt mir der Rauch "feiner" vor bei etwas mehr saftigen hellen Trauben und mehr Kräuteraromen. Sehr vielversprechend ...
Mit ein paar Tropfen Wasser wird der Malt in der Nase erstaunlicherweise etwas frischer (leichte Mentholbrise) und auch traubensüßer, der Rauch geht wiederum zurück, ebenso wie die Kräuter.
Geschmack: Auch in den Mundraum kommt der Malt elegant und süß, der Rauch ist nun merklich präsenter und torfig-phenolischer als in der Nase. Auch am Gaumen enorm dicht und kräftig -- und die knapp 58% sind noch immer bestens integriert, da brennt nichts und nichts sticht hervor. Erstaunlich.
Im Mund führt ein halber Teelöffel Wasser ebenfalls zu stärkerem Prickeln mit Mentholfrische. Die Rauchigkeit ist nun intensiver, die Früchte treten in den Hintergrund.
Abgang: Der Abgang ist rauchig (phenolisch-torfig), daneben die Traubensüße und nun auch etwas Eiche, leicht bitter werdend. Ich denke, hier findet sich nun das relativ junge Alter. Gleichwohl bleibt er mindestens mittellang zurück. Es prickelt auch leicht.
Im Abgang führt der knappe Teelöffel Wasser zu verstärkter Eichenbitterkeit, der Rauch ist intensiv (weniger Phenol, mehr Lagerfeuerrauch), etwas Frucht taucht auf. Auch mit Wasser meldet sich die Jugend.
Fazit: Eine Überraschung: Dieser knapp neunjährige Islay-Malt steht einem Lagavulin 12 CS oder der Fassstark-Abfüllung von Caol Ila m.E. in nichts nach. Die Nase ist wunderbar dicht mit zusätzlich sehr schönen Kräuternoten, am Gaumen überzeugt zum Rauch und den Kräutern noch die ausgeprägte Süße. Einzig im Abgang gefällt mir der Laga 12CS besser, da merkt man dieser Van-Wees-Abfüllung vielleicht doch die relative Jugend an.
Das war übrigens meine erste "The Ultimate"-Abfüllung von van Wees. Tolle Qualität zu einem guten Preis, sollte ich mir genauer anschauen und öfter nutzen ... Dieser Malt ist trotz Fassstärke ohne Wasser besser -- nicht nur dichter, sondern auch "verträglicher" am Gaumen. Vom Geschmack her sind das 92 Genusspunkte.
Aus dem Bordeauxglas:
Die Fruchtigkeit steigt aus dem großen Glas, der Rauch kommt ebenfalls und füllt langsam die Umgebung. Beim Nosing dachte ich schon, dass das zu heftig werden könnte. Aber nichts da. Bleibt schön kompakt wie aus dem Premium-Snifter, die Alkoholstäre ist wieder nur in Form einer Mentholbrise zu spüren.
Der Erstauftritt im Mund ist voller Traubensüße, es folgen Rauch (ganz wie in der Nase) und schließlich meldet sich ein angenehmes Pirckeln, das ich im Premium Snifter nur nach etwas Wasserzugabe hatte. Etwas reifer Pfirsich kommt nach.
Im Abgang wird der Malt aus dem großen Glas etwas rauchiger, wobei die medizinisch-torfigen Noten nicht so stark ausfallen wie aus dem Nosingglas; auch die Eiche ist zarter und die Fruchtigkeit bleibt präsent. Überraschenderweise habe ich aus diesem Glas überhaupt keine Bitterkeit. Der Malt wirkt reifer, fruchtiger, eleganter und einfach älter. Erstaunlich.
Bisher gab's ein paar fassstarke Bourbonfassmalts, denen das große Glas nicht so gut getan hat, die wurden etwas schärfer, eindimensionaler. Dieser Malt profitiert nun wieder vom Riedel Vinum Bordeaux. Der hat eine inhaltliche Dichte und Konstellation, die es offenbar ermöglicht, ein zweites Gesicht zu zeigen. Dieser Malt gefällt mir immer besser ... |addpics|etv-80-66be.jpg-invaddpicsinvv,etv-81-f6cd.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|