Vorweg: Ich habe zwischen 2004-2010 meine ernsthafteren Single Malt Erfahrungen gemacht, aber weit entfernt davon mir Trinkreserven oder ähnliches anzulegen, sondern eher spontan mal die ein oder andere Flasche zum direkten Konsum gekauft. Zwischen 2011-2013 herum dann mehr abstinent als dabei und 2014 wieder die Leidenschaft gewonnen, die nun vermutlich nicht mehr so schnell erlöschen wird, dank einiger Reserven und Samples.
Was mir in den letzten Wochen so durch den Kopf gegangen ist, versuche ich einmal knapp zu erläutern. Nehmen wir mal die Single Malts Whiskys, die heute erscheinen und mindestens 2-stelliges Alter, also 10+ Jahre, aufweisen und berücksichtigen dann den Hype, der für mein Gefühl erst so richtig Mitte der 2010er Jahre (also ca 2014/2015) losgetreten wurde:
Wir beklagen uns schon heute über teilweise schlechtes Fassmanagement, zu oft verwendete, oder qualitativ minderwertige, teils aufgesprittete (nasse) Fässer, dadurch resultierend öfter das subjektive (vielleicht auch objektiv) negative Preis- / Genuss Gefühl.
Allerdings und damit kommen wir zum Kern des Threads: steht uns vielleicht erst die eigentliche “Talfahrt” (qualitätsbezogen) bevor? Oder gab es schon vor 2014 derartige Probleme bei der Akquisition von guten Fässern? Bei vielen jüngeren Whiskys kann ich die teilweise kritischen Auseinandersetzungen durchaus nachvollziehen, aber bei Whiskys älter 12-15 Jahre, die eben nicht in andere, neuere Fässer umgefüllt wurden, dürfte es doch in ein paar Jahren besonderes spannend werden, was da in die Flaschen kommt, oder habe ich einen Denkfehler? Sicher: Ich möchte nicht die ganze Whisky Industrie über einen Kamm scheren, aber wie seht ihr das? Steht uns eine mögliche qualitative Whisky Odyssee mittelalter/alter Whisk(e)ys erst bevor?
Zitat von mr_braun im Beitrag #1V Ich möchte nicht die ganze Whisky Industrie über einen Kamm scheren, aber wie seht ihr das? Steht uns eine mögliche qualitative Whisky Odyssee mittelalter/alter Whisk(e)ys erst bevor?
Mal ehrlich, @mr_braun , da sind wir doch schon mitten drinn'. Alte Whiskys gibt es zunehmend weniger. Was früher - jahreszahlspendend - im Blend entsorgt wurde, geht heute als Single-Cask zum Bordellpreis über die Theke und das qualitative Mittelmaß verkauft sich über bunte Label, schicke Holzkisten, Flaschenformen und -farben. Was soll denn da noch kommen? Noch Weniger für Mehr? Noch bunter für blöd? Klingt pauschal? Ist es auch, doch bin ich derart angewidert von der Entwicklung, dass ich mich dem Markt nur noch verweigern mag.
"Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln." (Otto von Bismarck)
Uneingeschränkte Zustimmung dafür, vielleicht auch in Bezug auf die Originalabfüllungen der renommierten Hersteller der ersten Reihen bezogen: werden auch hier die Altersangaben weiter zunehmend verschwinden, weil die Qualität nicht mehr zu halten ist oder haben die Global Player weiterhin gute Bezugsquellen und können die meisten Standards, wenn auch preislich ambitionierter, anbieten?
Besser oder schlechter liegt ja immer im Auge des Betrachters. Vielleicht kann man sagen das vieles anders ist als früher und auch so schmeckt. Leider tun die Preise inzwischen richtig weh für mittelmäßige Malts, selbst bei Samples überleg ich es mir inzwischen zweimal.
Positives gibt es aber auch immer wieder. Der Laphi 10 CS wurde auch schon in den Abgrund geredet nach der Übernahme von Beam Suntory und ich finde die Batches 12 und 14 super gelungen. Auch der Talisker 10 hat mich letztes Jahr total positiv überrascht.
Nachdem Sherryfässer (Transport- und Reifefässer) nicht mehr nach Schottland ausgeführt werden durften und später dann auch Paxarette verboten wurde - ja, die Beschaffung guter Sherryfässer war wohl schon länger ein Problem. Das Thema Fassmanagement wurde für die Destillerien immer wichtiger. So kam es zur Ära der nassen Fässer, die ja nur Transport-/Reifefässer und Paxarette simulierten.
Das eigentliche Problem verschärfte sich aber erst durch das grösser werdende Produktionsvolumen und dem gleichzeitigen Trend zu immer intensiveren Aromen.
Ob die seit den 2000-Jahren massenhaft destillierten Whiskys dadurch ein Qualtätsproblem haben? Würde ich nicht pauschal sagen. Es gibt - wie früher - guten und weniger guten Whisky. Die wirklich guten Tropfen werden halt nur immer teurer. Angebot und Nachfrage.
Slàinte Mhath
Und: Ich mag KEINE Blindsamples und Busse und aus der 100-Punkte-Bewertung habe ich mich verabschiedet.