Nase: Der erste Eindruck in der Nase ist nicht das, was ich erwartet hatte. Nicht so schwer, nicht so intensiv dunkel-fruchtig. Der erste Eindruck erinnert an in Rum eingelegte Rosinen. Frische Feigen, gerade gepflückt und aufgeschnitten. Dahinter liegt auch sofort die Eiche. Nicht zu herb, nicht trocken, nicht aufdringlich. Sie steht im Hintergrund, aber sie ist präsent. Es schleicht sich Honig ein und eine Mischung verschiedener Kräuter, die in dem Honig schwimmen, süß und klebrig. Etwas Dill, etwas Liebstöckel.
Gaumen: Süß fließt der Whisky in den Mund. Augenblicklich beginnt der Mundraum zu prickeln, die Eiche versteckt sich nicht. Die Kräuter im Honig sind da, das Holz ist etwas intensiver als in der Nase. Anklänge von vergorenem Obst gesellen sich dazu. Es wird warm im Mund. Eine leichte Bitterkeit ist im Nachschmecken auszumachen, der Whisky klebt im Mund, ist aber weniger süß als erwartet. Aromatischer Pfeifen-Tabak und eine etwas zunehmende Süße treten an die Stelle.
Abgang: Lang hält sich der Whisky im Mund. Der Mundraum ist angenehm warm. Eine tolle Kombination aus Würzigkeit, Süße und überreifer Frucht.
Bewertung: Vergleicht man den Whisky mit meinem Liebling aus dem Hause Couvreur, dem legendären 1984er, dann fällt in erster Linie auf, dass trotz nahezu identischer Rahmendaten ein gänzlich anderer Whisky abgefüllt wurde. Der 1990er ist feiner, filigraner und nicht so schwer und ledrig. Er begeistert auf einer anderen Ebene. Aber – so viel ist sicher – er begeistert. 93 Punkte.