War mein erster bewußt getrunkener Cognac. Habe ihn als mittelmaß in Erinnerung, allerdings mögen sich auch mittlerweile meine Ansprüche geändert haben. Vallein Tercinier & Co. sind Schuld daran
@nallacam Ich begegne dem ABK6 VSOP nun auf der "umgekehrten Wegstrecke" -- nachdem ich schon viele VTs, JLPs, GPs u.ä. kenne. Umso gespannter bin ich auf das, was mich erwartet, auch aus dieser Richtung kommend. Ich finde, da wäre "Mittelmaß" gar nicht so schlecht -- solange dieser ABK6 eher mit einem 12er-Pulteney als mit einem 10er-Glenfarclas zu vergleichen ist, soll's mir recht sein ;-)
Verstehe ich absolut. Als diese Abfüllung vor +/- 6 Jahren einen "wichtigen" Award gewonnen hatte, wurde ich neugierig, hat aber auch dazu geführt, dass mein Erstkontakt mit Cognac nicht als Highlight in die Geschichte einging. In meiner Erinnerung ist er sehr Fasslastig und eher eindimensional, allerdings handelt es sich ja um nicht sehr alte Fässer, wenn ich es noch richtig weiß, somit muss man da auch nicht soooo streng sein
@nallacam Bin da ganz bei Dir. Ein Blend ist auch kein Single Malt -- und will und soll es ja auch nicht sein. Wir "Fassstärken"-, "Single-Cask"-, "Brut-de-Fut"- und sonstigen -Spezialisten sind schon eine "Spezialistentruppe", die manchmal vergisst, was "die normalen GenießerInnen" so trinken ... Gilt natürlich nicht für die UserInnen dieses Forums :-))
Geruch: Ahja, die volle helle VSOP-Fruchtsüße und -Frische, gepaart mit eleganter Eiche. Da ich vom Armagnac herkomme, kann ich nur sagen: Der Pellehaut L'Age de Glace VS lässt grüßen!
Es ist tatsächlich sehr viel mehr saftige Orange als helle Traube, eine feine Eichenwürze fängt das Ganze ein. Etwas Mentholfrische. Dann kommt wieder die Orange, gefolgt von den Aromen einer noch leicht festen Birne. Diese Noten sind schon sehr typisch für sehr junge Weinbrände. Fruchtig, leicht, angenehm. 91 Geruchspunkte.
Geschmack: Kommt sehr angenehm mit dominierender Orange und stärker werdender Traubensüße in den Mundraum. Die Eiche macht den Kontrapunkt, etwas Grapefruitbitterkeit hilft dabei. Mit der Zeit wird diese Bitterkeit etwas stärker, lässt dann aber wieder nach Richtung Süße.
Abgang: Im Ausklang dominiert die Würze der Kräuter, etwas Eiche und Grapefruit; die Orange kehrt zurück. Ein wenig Traubenzuckersüße meldet sich ebenfalls am Abschiedshorizont.
Fazit: Die Nase macht wirklich Freude mit Orange, Traube und heller Eichenwürze. Sehr typisch VSOP. Am Gaumen wird die Sache dann eichiger mit bitterer Grapefruit; dahinter Süße. Im eher kurzen Abgang dann auch diese Traubenzuckersüße, die den betont eichig-grapefruitigen Abgang konterkariert. Insgesamt 89 Punkte (91-89-87).
Was mich irgendwie stutzig macht, das ist diese auffallend leicht hervorstechende Traubenzuckersüße am Gaumen und im Abgang. Die Nase ist wirklich vielfältig und toll, am Gaumen und im Abgang sind mir diese Frucht-Würze-Süße-Kontraste etwas zu stark.
Dieser VSOP-Cognac lässt sich wunderbar leicht trinken und wie beschrieben ist er auch zum Mixen sicher toll. Interessanterweise verliert er im direkten Vergleich mit einem Sample des VS-Armagnacs von Pellehaut v.a. am Gaumen und im Abgang merklich an Ausgewogenheit, da wird er doch, pur genossen, ziemlich "künstlich". Aber wer einen "süßen Zahn" hat und etwas absolut Sanftes trinken will -- der kann sich diesen VSOP von Abecassis schon anschauen und v.a. schmecken lassen.
Uff, schwere Kost. Vor ein paar Jahren habe ich eine Flasche von dem geschenkt bekommen, "gut gemeintes Cognac-Geschenk" so zu sagen. Ich fand ihn künstlich süß und "eichig", meines Erachtens wurde da heftig "dosiert". Die Flasche habe ich weiterverschenkt - an einen Dujardin-Trinker. Er war schwer begeistert...
@greg2001 "Künstlich süß und eichig" -- das trifft's sehr gut! Die Dosage ist mit rund 10g allerdings dezenter als ich gedacht hätte. Es ist dennoch ein sehr interessanter Cognac, wie ich finde -- die leichte Bitterkeit in Kombination mit der Orange ist schon ganz nett. Die "künstliche Süße" wiederum könnte mir auch gestohlen bleiben.