________________________________________________________ “Because some men aren't looking for anything logical, like money. They can't be bought, bullied, reasoned, or negotiated with. Some men just want to watch the world burn.”
Caol Ila 2012/2022 Hand Bottled at Distillery Cask 2022/002 (WID 230570)
Farbe: Yellow gold
Nase: Gediegene süßlich-herbe Getreidearomen und ein schöner mit Aschepartikeln versetzter Islay-Torfrauch ziehen in die Nase. Vanille, Nüsse und etwas Karamell untermalen gelbe Äpfel, Mirabellen und Birnen. Die maritimen Noten halten sich etwas bedeckt, wirken aber fein im Hintergrund. Ein Hauch von Seetang umweht das aschige Getreide-Torfrauch-Gemisch. Unterschwellig schwingt etwas Staubig-Mineralisches mit und je länger ich daran rieche, desto öfter schimmern dezent frische Zitronen durch. Die begleitenden Kräuter kann ich schwer einzeln greifen. Etwas dumpf fügen sie sich irgendwie passend in die Gemengelage ein. Der Alkohol ist gut eingebunden und die Nase macht Lust auf das Probieren.
Mund: Vergleichsweise klar trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Holla, die Waldfee: unverdünnt geht es mit unheimlich viel Dampf zur Sache. Herbes Getreide, Asche und Torfrauch fluten den Mund und Pfeffer und Ingwer schieben prompt einen hitzigen Dampfhammer hinterher. Würzig-scharf krallen sie sich in die Zunge und drängen für einen Sekundenbruchteil alles andere in den Hintergrund. Beim ersten Schluck kommt dann auch nicht mehr allzuviel hinterher, sprich es geht inital recht schnell in den Abgang. Nachfolgende Schlucke und vor allem auch ein paar Tropfen Wasser offenbaren schließlich aber noch eine schöne Fruchtigkeit. Wieder sind es Marillen und Birnen, die ich hauptsächlich herausschmecke. Im letzten Drittel des Finishs gesellen sich Grapefruits und der Saft frischer grüner Zweige hinzu. In ihrem Windschatten kommt im Übergang zum Finish dann auch leckeres Eichenholz durch. Der Baumsaft und die Grapefruits regen mit ihrer herben Säuerlichkeit unweigerlich den Speichelfluss an.
Abgang: Das Finish ist mittellang. Das herbe Eichenholz wird lebhaft von dem säuerlichen Baumsaft und den bittersüßen Grapefruits umspielt. Vanille glättet sanft die grübsten Kanten und begleitend ziehen die aschigen Torfrauchschwaden im Mund hin und her und zu meiner Freude arbeitet sich der Seetang aus der Nase immer kräftiger in den Vordergrund. Die Urgewalt des Pfeffers und Ingwers wirkt hintergründig lange nach und fruchtig-bitter-herb fällt der finale Vorhang.
Charakter: Ein kantiger und im positiven Sinne gradliniger Rookie. Unverdünnt eine wahre Urgewalt. Persönlich empfehle ich ein paar Tropfen Wasser, da dann geschmacklich noch eine schöne helle Fruchtigkeit durchkommt. Getragen wird die Abfüllung aber von herbem Getreide, aschigem Torfauch, Pfeffer und Ingwer und bitter-herber Grapefruit. Schließlich sorgen ein schöner Eichenholz- und Seetanggeschmack für einen genussvollen Ausklang.
Bewertung: Für mich auf Augenhöhe mit der Feis Ile 2023-Abfüllung. Konsequenterweise gibt es von mir ebenso 90 Punkte.