------------------------------------------------ Es ist egal, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Entscheidend ist, wie viele Flaschen noch da sind.
Nase: 90 P Intensität: 3,5/5 Komplexität: 4,5/5 Harmonie: 5/5
Dieser Ben Nevis wurde in einem Calvados Fass greift! Sehr interessant, da man diese Fässer nicht sehr häufig findet. Und der Calvados ist dann auch gleich auf dem Programm: Eher schüchtern beginnt diese Ben Nevis mit hellen Fruchtnote nach (über)reifem Apfel, helle Trauben, etwas Weißwein und Zitrusfrische. Nach längerer Standzeit werden die Fruchtnoten dann immer exotischer: Eine Mischung aus cremiger Mango/Banane kann ich erkennen wobei der Alkohol perfekt (!) eingebunden ist. Eindeutig, dieser hier gehört zu den sehr tropisch-fruchtigen Ben Nevise aus dem 96er Jahrgang (der übrigens ebenfalls den Ben Nevis „Muff“ vermissen lässt). Eine schöne Süße und perfekt ausbalancierte Holzwürze ergänzen ihn schön und verleihen dem Malt ein festes Gerüst. Ben Nevis typische Kräuternoten geben dem Malt zusätzlich Komplexität und werden mit der Zeit immer intensiver: In meinem Fall Blumenwiese, Heidekraut und etwas herber Thymian. Nach wie vor ist die Nase aber nicht sehr intensiv. Der Malt braucht Zeit und man muss sich mit ihm in Ruhe beschäftigen! Nicht unbedingt ein Whisky den man auf einer Messe verkosten sollte.
Gaumen: 93 P Intensität: 4,5/5 Komplexität: 4,5/5 Harmonie: 5/5
Und da ist sofort das Mundgefühl, das ich bei Ben Nevis so sehr mag: unglaublich dicht, vollmundig und ölig, der Whisky belegt den kompletten Mundraum. Der Geschmack ist im Gegensatz zur Nase sehr intensiv! Wieder treten hervorragend eingebundene und angenehme Holz- und Nussnoten auf die Zunge, bevor sich kräftige Fruchtnoten in den Vordergrund drängen. Reife und überreife Früchte wie Apfel, aber auch exotisches wie Mango, reife Ananas und Banane sind dabei. Der Whisky kommt extrem cremig rüber, der Alkohol ist wieder perfekt (!) integriert und braucht überhaupt kein Wasser. Und wie zuvor in der Nase kommen wieder die schönen herben Kräuternoten zum Vorschein (diesmal Heidekraut, Zitronenmelisse), die für eine gelungene Balance und Komplexität sorgen.
Abgang: 92 P Intensität: 4,5/5
Sehr lang bleibt der Malt mit Früchten von Litschi, milden Holznoten, angenehmer Trockenheit und einem cremigen Mundgefühl auf der Zunge liegen.
Gesamt 92 P
Fazit: Whiskys, die in einem Calvados-Fass reifen durften, sind selten, vor allem mit einer Reifezeit von 25 Jahren. Und was soll man sagen: Bei diesem (typischen) 96er Nevis hat es hervorragend funktioniert Die intensive, teils exotische Fruchtigkeit des 96er-Jahrgangs (wie z.B. bei WB191432) wird hier durch das Calvados-Fass verstärkt und durch schöne Holznoten und blumig-herbe Kräuter ergänzt, während der Ben Nevis-Muff (wie bei WB228263) fehlt. Herausragen zu erwähnen ist die Balance aus Destillat, Fass und Reife: Nichts stört, alles fließt, und der Alkohol ist perfekt integriert. Hier habt ihr genau den richtigen Zeitpunkt zur Abfüllung erwischt AC! Nur einen kleinen Wehmutstropfen habe ich: die Nase geht etwas unter, die Aromen sind da, aber man muss nach ihnen suchen und sich mit dem Whisky beschäftigen. Wer sich hier keine Zeit nimmt, verpasst die Hälfte. Und nun zur Frage, ist er das Geldwert ist… Nun, das muss in dieser Preisklasse jeder selbst wissen. Ein Preis-Leistungs-Sieger ist er sicherlich nicht, aber für viel Geld (ca. 480 €) bekommt man hier einiges geboten. Ein toller Whisky, keine Frage! Ich würde ihn für Liebhaber von fruchtigen 96 Nevise, Bourbonfassreifungen und ausgewogenen und harmonischen Whiskys empfehlen. Nicht zu empfehlen ist er für Liebhaber der Ben Nevis Dreckigkeit, Sherrybomben oder super intensiven/überladenen Whiskys. Aber am besten besorgt ihr euch bei dem Preis eine Vorabprobe und macht euch selbst ein Bild 😉
------------------------------------------------ Es ist egal, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Entscheidend ist, wie viele Flaschen noch da sind.