Aussehen Dunkler Bernstein, schön ölige Konsistenz im Glas.
Nase Der erste Eindruck in der Nase verschlägt einen sogleich auf ein altes Walfischfängerschiff aus Moby Dicks Zeiten. Rauchschwaden von einem Holzkohlefeuer an Deck des Seglers, schmierige, tranig ölige Reste von Walfischfleisch mit Jodgeruch. Klingt schlimm. Ist es aber nicht. Denn dahinter findet man rasch fruchtig süße Anklänge von englischer Orangenmarmelade mit dünnen Stücke der Orangenschale, die ein leicht bitteres Aroma erzeugen und die Süße gut austarieren. Dazu gibt es Vanillepudding mit säuerlicher Beerengrütze mit Kirschen und Walnusskerne. Der Alkohol ist für die Stärke gut eingebunden. Er zeigt sich ganz leicht durch eine dezente Frische in der Nase und einem Prickeln, wenn man sein Riechorgan zu tief ins Glas senkt. Mit ein paar Tropfen Wasser wurde er fruchtiger und der Pudding intensiver.
Geschmack Ein sehr weiches, cremiges Mundgefühl. Hm. Der Malt gleitet mit einer schönen Kombination aus dem etwas schmutzigen Rauch und der Süße des eingekochten Beerenkompotts in den Mundraum. Dazu kommt wieder die Vanille. Leichte Ingwerschärfe und trockene Küchenkräuter übernehmen die Führung. Der Rauch ist immer noch präsent. Die holzigen Aromen der Eichenfässer kommen hervor. Im Geschmack förderte minimale Wasserzugabe zu etwas mehr Süße und einer Reduktion der späteren Ingwer/Pfeffernote. Eine deutliche Verbesserung erreicht man nicht, würde sogar eher zu ohne Wasser tendieren.
Abgang Weiterhin ist der Holzkohlenrauch vorhanden, kühlt jetzt aber immer mehr zur kalten Asche ab. Eine gewisse Bitterkeit der Haut der Walnüsse breitet sich aus, zusammen mit der ausgekratzten Vanilleschote und den Küchenkräutern. Zum Finish hin wird es trockener.
Fazit Ich mag Ledaig. Diese schmutzigen Rauchschwaden, das leicht Dreckige, dass gefällt mir. Diese Abfüllung ist zwar nicht die komplexeste. Hätte man sich nach 15 Jahren mehr erwartet? Vielleicht. Aber eigentlich auch nicht. Man merkt die Jahre an Reifung. Er hat Kraft, aber er ist nicht mehr wild und rau. Er hat schon eine gewisse Ruhe und Ausgewogenheit im Glas, die mir persönlich sehr gefällt. Er hat wie gesagt nicht viele Nuancen oder Ebenen, aber die Aromen, die da sind, bespielt er sehr gut. Ob er die knapp € 150,- Ausgabepreis wert sind? Ich fürchte Ledaigs mit diesem Alter werden nicht billiger. Wer Ledaigs mag, kann hier zugreifen.