Art: Single Malt Region: Islay Abfüller: Bruichladdich
Alter: 5 Jahre Brenndatum: 2013 Abfülldatum: 2019 Fasstyp/en: First Fill American White Oak Alkohol: 59,8% Vol. (Fassstärke) Preis: ~140 EUR Limitiert auf 42000 Flaschen
Nase: Erwartungsgemäß gibt es anfänglich neben Gerstenmalz ordentlich viel Torfrauch. Octomore-typisch davon allerdings weniger, als man es dem Marketing nach erwarten würde. Nach zwei, dreimal Dahinriechen kommen nicht wirklich viele Aromen hinzu. Dafür sticht der Alkohol zunehmends in der Nase. Auch blind würde man schnell auf die Idee kommen, dass hier ein vergleichsweise junger Tropfen im Glas liegt. Die maritimen Anklänge sind ganz schön. Ich muss an Algen und maritimes Jod denken. Spätestens die frische Brise Meeresgischt verrät die Herkunft aus Islay. Grüne Äpfel, Limettensaft und knochentrockene Jutesäcke komplettieren das wenig komplexe Gesamtbild. Mit einem knappen Teelöffel Wasser auf 2cl gesellen sich etwas Vanille und zu meiner Überraschung eine süßliche Popcornnote hinzu. Die ärgsten Alkoholspitzen werden etwas geglättet.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Süßliches Gerstenmalz und dichte Schwaden Torfrauch machen geschmacklich den Anfang. Aber selbst verdünnt, macht die Abfüllung sofort Dampf. Ingwer verkrallt sich regelrecht in die Zunge. Pfeffer gesellt sich hinzu und gefühlt steigt die Temperatur im Mundraum um einige wenige Grad. Während die würzige Bugwelle abklingt, kommt immer stärker ein süßlicher Räucherschinkengeschmack durch. Er wirkt regelrecht karamelisiert und wird zusätzlich von etwas Vanille begleitet. Die Eiche ist zwar spürbar; sie hält sich aber recht stark im Hintergrund und mag nicht so recht durchkommen. Während ich mich frage, ob und welche Früchte ich im Eifer des Gefechts verpasst habe, geht es schon nahtlos ins Finish über. Für die Frage nach den Früchten muss noch einmal ein separater Schluck her. Aber ohne wirklichen Erfolg. Grüne Äpfel vielleicht und Limetten. Aber so richtig „fruchtig“ würde ich das nicht nennen.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und wartet mit keiner Überraschung auf. Maritimer intensiver Torfrauch, stoffiges Gerstenmalz und süßlich-karamelisierter Räucherschinken machen das Programm. Die Vanille fängt zunehmend die ungestüme Würzigkeit ein und gegen Ende wird der Grundgeschmack ausgesprochen süß.
Charakter: Ein intensiver, erkennbar junger Islay-Malt. Er gibt sich ungestüm und etwas auf Krawall gebürstet. Die fehlende geschmackliche Vielfalt und Tiefe versucht er durch Lautstärke wettzumachen. Was er macht, macht er aber sicher nicht verkehrt. Mit stoffigem Malz, maritimem Torfrauch und süßlichem Räucherschinken macht man nur selten etwas verkehrt.
Bewertung: Wer junge Islay-Malts mag, kommt hier sicher auf seine Kosten. Etwas Besonderes, was den recht sportlichen Ausgabepreis rechtfertigen würde, finde ich in dieser Abfüllung aber nicht. Im direkten Vergleich würde ich wahrscheinlich lieber zum ungleich günstigeren Wee Beastie greifen, wenn es mal was junges Ungestümes von Islay sein soll. Von mir gibt es heute in der Gesamtschau solide 86 Punkte.