Glen Els 2008/2014 Woodsmoked Single Madeira Cask 129 (WID 56550)
Farbe: Deep copper
Nase: Wow. Kiefernharz trifft auf Schinkenräucherkammer, Buchenholzrauchschwaden und Madeira-Früchte. Was für eine eigenwillige Mischung. Zumal noch eine illustre Mischung Kräuter und Gewürze mitschwingt. Lorbeerblätter und Piment treffen auf Oregano, Kerbel und Basilikum. Nicht zu vergessen die frische Minze, die beim tiefen Einatmen zusammen mit Zitronenschalen und dem Kiefernharz tief in die Nase zieht und kribbelt. Und immer wieder diese Schinkenräucherkammer. Glücklicherweise gelingt es den angegorenen Madeira-Pfirsichen und dem herben Getreide, sich gegen diese intensive Räucherkammer zu behaupten. Das verleiht der Nase eine gewisse Spannung. Mit zunehmender Standzeit kommt immer mehr feuchter Waldboden durch. Diese Art von Dreckigkeit macht mich neugierig. Ich nehme den ersten Schluck.
Mund: Rauchig, ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Sofort sind Buchenholzrauch und Räucherschinken präsent. Rauch, Fett und Kohle treffen auf Madeira-Pfirsiche und überreife Ananas. Im Unterschied zum dezenten Antritt von dem nicht rauchigen Cask 139 fällt dieser Vertreter regelrecht mit der Tür ins Haus. Es wirkt so, als hätten Buchenholzrauch, Räucherschinken, Kohle und Madeira-Pfirsiche ein- für allemal ihren Stempel in den Mund gesetzt. Selbst, wenn weitere Geschmäcker vorhanden wären, würden sie sich gegen diese Intensität schwer tun. Umso mehr überrascht es mich, dass sich überhaupt noch eine Facette durcharbeitet: wie schon beim 139er arbeiten sich Veilchen in mein Bewusstsein. Diesesmal wirken sie nicht seifig. Obwohl sie stets hintergründig wirken, ziehen sie sich immer stärker floral durch den Geschmack. Das passt gar nicht mal so schlecht zu dem Piment und den Lorbeerblättern. Die weiteren begleitenden Kräuter bekomme ich nur schwer aufgedröselt: ich muss an Kerbel und Sauerampfer denken, da die Bitternoten leicht zunehmen.
Abgang: Das Finish ist lang. Was in diesem Fall klar dem Buchenholzrauch und dem Räucherschinken geschuldet ist. Wenngleich sich der florale Fußabdruck der Veilchen und der bitter-herben Kräuter ebenso überraschend lange hält. Die Madeira-Pfirsiche sind zwar auch durchgängig da, wirken aber sehr bedeckt im Hintergrund. Langsam und mit immer mehr Aschepartikeln versetzt klingt der Tropfen aus.
Charakter: Madeira-Pfirsiche, denen in einer Harzer Schinkenräucherkammer Buchenholzrauch eingeimpft wurde. Eine eigenwillige und spannende Kombination. Nichts für Freunde geschmacklicher Feinheiten, aber was den rustikalen Genuss angeht, gibt es kein Grund zur Klage.
Bewertung: Ich mag diese ungewöhnliche deftige Kombination erstaunlich gerne. An manchen Tagen genau das Richtige. Heute ist so ein Tag. Von mir gibt es in der Gesamtschau satte 89 Punkte.
Es ist schon sehr spannend nach jahrelanger Gewöhnung an die immer intensiveren Fassreifungen bei Glen Elsburn nun auch mal wieder ein paar ältere Abfüllungen zu probieren. Da war damals schon gut, aber halt auch noch recht jung. Ein paar Prozent mehr hätten auch gut getan.
Geruch Johannisbeeren, aber in einer cremigen Variante, leicht süß, säuerlich, hat ein bisschen was von einem Sahnebonbon, jetzt auch Erdbeere, etwas Zartbitterschokolade im Hintergrund, Joghurt, Bircher-Müsli, floral und mit Zitrus, wenn man etwas schräg hinein riecht, wirkt insgesamt etwas jung (was er ja auch ist, nur bei den neueren eher überlagerten Varianten kommt das eher selten noch durch), auch etwas Tabak, die Schokolade nimmt zu, dazu kommt ein bisschen Jod und tatsächlich auch Kokos
Geschmack cremig, auch hier Kokos, Schokolade, davon viel, Zitrus, floral, leicht angedeutet Asche, was wohl vom Woodsmoked kommt, eigentlich ganz lecker, etwas wässrig, war dann wohl doch verdünnt auf die 46,X%, aber insgesamt nicht schlecht
Abgang immer noch Kokos, Batida de Coco, ungesüßter Kakao am Gaumen, leicht blumig, herb, eher kurz als lang