Nase: Zuerst ein wenig Lack, dann sanfter aber deutlich merkbarer Alkohol. Nach 15 Min im Glas Kirsche, Pflaume und Cassis. Eher etwas säuerlich als fruchtsüß. Holz kommt jetzt noch nicht wirklich, das könnte durchaus auch Fruchtlikör mit ordentlich Umdrehungen sein. Mit der Zeit kommt etwas Maggikraut hinterher.
Mund: 47%? Ich lese nach. So stehts da drauf. Macht nur nicht den Eindruck. Kribbelt zwar, aber ich hätte den eher auf 3 oder 4 Umdrehungen weniger getippt. Nicht sehr ölig. Startet wunderbar herb, würzig. Ingwer, nasses Holz, feuchter Waldboden. Sauerkirsche, wieder Cassis. Wenig süß, dafür überwiegen Röstaromen. Sehr dunkles Toastbrot, dunkles Toffee. Espresso. Kennt ihr Kakaonibs? Stellt euch vor ihr nehmt eine Hand davon in den Mund, kaut, dazu etwas Sauerkirschsaft und so ein Pocket-Coffee Bonbon. Alles gut durchkauen - et voila :D Gefällt mir ausgesprochen gut!
Abgang: Leider der kleine Wermustropfen. Kurz. Wohl dem doch relativ jungen Alter geschuldet. Die Aromatik an sich ist schön, angenehme Bitterkeit, dunkle Schokolade, Zigarrenkiste. Schön herb, leicht seifig. Altes Holz, geröstete Nüsse.
Abschliessend ein wirklich schöner, junger Armagnac. Die Baraillonstilistik ist klar erkennbar, die dunkle Seite der Macht ohne Wenn und Aber. Ihm fehlt etwas Tiefgang, Punch und vor allem Länge. Wer aber für knapp 60 Eu mal schauen will, was die Domaine ausmacht und einen Einstieg in diese Art von Armagnac machen möchte, ist hier wirklich gut beraten. Rangiert für mich klar hinter dem 2001er (wobei der aktuell im Bereich der um die 20jährigen für mich auch wirklich die Messlatte ist). Der Unterschied zum 2000er ist nur am Punch und am Abgang festzumachen, sonst spielen diese beiden in einer Liga.