Nur ein Sample. Geburtsjahrgang! Schon deshalb potentieller Kaufkandidat. Und nach dem grandiosen 1986er aus dem Hause Lahitte muss der hier ja auch einschlagen :)
Sanfter Alkohol in der Nase, spritzig, pflaumig. Etwas Zimt, reifer Pfirsich.
Tritt sanft an, schön ölige Konsistenz. Dunkle Fruchtsüße, herber Tabak, Kaffee und dunkle Schokolade. Was ich immer sehr mag: so eine leichte Säure, aös ob da etwas Johannisbeersaft reingetropft wäre. Also nicht so zitrusmäßig, sondern halt Beerensauer. Beim Kauen zunehmend adstringend. Sehr schön! Nicht knochentrocken oder brachial, trotzdem schon die sehr dunkle Seite der Medaille. Eichendielen hinterher.
Der Abgang wärmt schön nach, deutlicher Pfirsich, Kardamom. Tolle Seifigkeit, angenehm bitter.
Schönes Ding! Lahitte spielt die dunklen Töne ordentlich laut, ohne jedoch zu überdrehen. Den würde ich gerne nach ein paar Wochen in der geöffneten Flasche nochmal nehmen, wahrscheinlich wird er noch pflaumiger. 40 Jahre auf der Uhr, irgendwas um 120 Eu, what could possibly go wrong?!
Was für ein Brett. Die Aromen sind derart intensiv und dicht miteinander verwoben, dass es mir schwer fällt, es treffend zu beschreiben. Dunkle, reife Kirschen treffen in einem staubig-holzigen Arrangement auf Cola. Das ist nicht das erste Mal, dass ich bei Lahitte diese Assoziation habe. Orangenschalen sorgen für eine gewisse Grantigkeit während gebrannte Mandeln und Karamell am nussig-süßen Unterbau arbeiten. Mit der Zeit drehen immer stärker dunkle Pflaumen und rote Johannisbeeren auf. Sie werden gekonnt von schwarzen Teekrumen, etwas Lakritz und Zimt begleitet. Diese Anmutung ist fast schon weihnachtlich. Für ihr Alter zeigt sich die Abfüllung sehr lebendig: die einzelnen Facetten changieren reghaft. Der Alkohol ist bestens eingebunden und bei nachfolgenden Schlucken zeigen sich auch in der Nase immer mehr Vollmilchschokolade und Crème Brûlée. Irgendwie wird es cremiger, und würziger zugleich.
Ölig, fruchtig und ausgesprochen intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Dunkle Kirschen treffen auf Colakracher und eine Menge Eichenholz. Weißer Pfeffer bizzelt auf der Zunge, während saftiger dunkler Pflaumensaft den Mundraum flutet. Etwas süßlicher Tabak gesellt sich hinzu, und ich muss an eine, Zigarrillokiste denken. Zimt und Schokolade erweisen sich auch geschmacklich als hervorragende Begleiter. Besonders interessant finde ich es, dass bei aller Dunkelfrucht und Eichenfracht unterschwellig Pfirsich mitschwingt. Beim nachfolgenden Schlucken kommt leckerer schwarzer Kaffee durch.
Das Finish ist extrem lang und und setzt dem rustikalen Charakter ein wahres Denkmal. Zunächst wirkt alles recht rauh und würzig auf der Zunge: viel Holz, viel Fruchtsäure, Kaffee und Espresso tanzen aus, belegen den gesamten Mundraum und trocknen nach hinten raus regelrecht aus. Immer wieder das Holz - was für ein Eichenbrett. Empfindliche seien gewarnt: wie bei einem holzlastigen Rotwein geht es zunehmends adstringierend zu. Ab einem bestimmten Punkt wabert Grapefruit im Hintergrund und selbst nach über zwanzig Minuten ist der Nachgeschmack noch sehr präsent. Ganz zum Schluss muss ich an zerkaute Weintraubenkerbe denken.
Was für eine intensive würzige und rustikale Abfüllung. Dunkele Kirschen und Pflaumensaft treffen auf Colakracher und eine kompromisslose Eiche. Ganz zu Schweigen davon, dass ich jetzt eine Ahnung davon habe, wie es ist, gleichermaßen Kaffee und Espresso zu trinken und Traubenkerne zu zerkauen.
Mit einem Extrapunkt für das längste Finish seit Monaten gibt es von mir für diese rustikale Brachialität satte 92 Punkte.