Nur ein kurzer erster Eindruck, weil die Fassstärke doch noch sehr fordernd für mich ist.
Nase: gleich mal mit etwas Wasser, super weich und samtig, Orangenfruchtigkeit, frisch gebackener rahmiger Apfelstrudel (mit Pfirsichen) mit zartem Zimt, duftende Beerensträucher im Sommer vielleicht Himbeeren. Gefällt mir richtig gut, als ob das Fass den New Make wie ein Baby sanft getragen hätte um ihn nur zu dem werden zu lassen was er eh schon in sich hatte.
Geschmack: sehr prickelnd in meinem Mund, frisch gebackene Waffel aus dem Waffeleisen, etwas Vanille, Ahornsirup und zarte Kräuter, Orangenmarmelade im Plätzchen mit ein wenig Vollmilchschokolade und Haselnüssen.
Abgang: trocken, kräuterig und auch die Eiche kommt hier voluminös und zart würzig, von Bitterkeit keine Spur. Nach ein paar Minuten kommt auch die Orangenfruchtigkeit wieder zum Vorschein.
Fazit: Ich find ihn richtig Klasse. Nix für Farb- und Fassfetischisten sondern für jene, die den Brennereicharakter von Glenfarclas schätzen. Zum PGV sag ich was nach der nächsten Probe, wenn mein Geschmack sich wieder an Fassstärke gewöhnt hat.
Glenfarclas The Family Casks 2003/2021 S21 Cask 1964 (WID 191988)
Farbe: Deep gold
Nase: Intensive, hellfruchtige Aromen ziehen in die Nase. Statt 4th Fill könnte das dem ersten Hinriechen nach auch eine ex-Bourbon-Abfüllung sein. Von etwas Heidekraut und dezentem Holzrauch begleitet, gibt es viele grüne Äpfel, Birnen und Malz. Auch herbere Getreidenoten schwingen mit. Ich muss an Cerealien denken. Im Unterschied zum 2002er Port sind hier deutlich weniger Orangen unterwegs. Die Zitrusfrüchte verstehen sich mehr als Begleiter denn als Spielmacher. Limettensaft changiert im Hintergrund und unterstreicht den frischen Grundton. Etwas Minze haut in die gleich Kerbe. Sie zieht frisch in die Nase, ohne übermäßig zu stechen. Mit längere Standzeit schimmern etwas Karamell und Toffee durch. Und immer wieder melden sich die Birnen und das Malz. Ich bin gespannt auf den ersten Schluck.
Mund: Intensiv und ölig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Auch geschmacklich sind sofort reife Birnen, Malz und ordentlich viel Getreide präsent. Zudem gibt es überraschend viel weißen Pfeffer und Ingwer. Unverdünnt ist mir das etwas zu viel des Guten. Selbst mit einem Teelöffel Wasser auf gute 2cl verbeißt sich die Gewürzmischung noch scharf in die Zunge. Mir persönlich ist das etwas zu harsch, wenngleich es mir den Geschmack insgesamt nicht verleidet. Sobald sich die erste Bugwelle gelegt hat, kommen grüne Äpfel und Aprikosen durch. Zeitgleich betritt ein leckerer, aber tanninreicher Eichenholzgeschmack die Bühne. Eine Handvoll Mandeln fügt sich passend ein. Zunehmend holzig-würzig und süß-sauer geht es ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang und eine konsequente Fortsetzung des Geschmacks. Holzig-würig und süß-sauer trifft es bis zum Schluß sehr gut. Zusätzlich zu den hellen Früchten, dem tanninreichen Eichenholz und den Gewürzen gibt es ganz zum Schluß immer mehr Grapefruitsaft und einen kleinen Schuss Espresso. Ach ja: auch das Malz hält sich bis zum Schluss. Wenngleich zunehmends unterschwellig.
Charakter: Blind wäre diese Abfüllung bei mir als ex-Bourbon durchgegangen. Sie präsentiert sich hellfruchtig, intensiv und etwas ruppig. Pfeffer und Ingwer hauen ungeniert auf die Pauke und überlagern mit etwas zu stark die an sich schöne Birnen-Aprikosen-Malz-Mischung. Spätestens im Finish wartet dann ein wahres tanninreiches Eichenbrett auf. Nix für Dünnbrettbohrer.
Bewertung: Ein 4th Fill Family Cask mit durchaus guten Anlagen auf der hellen Fruchtseite. Für meinen Geschmack kommt es aber etwas zu grobschlächtig und ohne nennenswerten Wiedererkennungswert einher. Das Fass Nr. 1963 aus dem W18 Release empfinde ich im direkten Vergleich als deutlich runder und interssanter. Insgesamt gibt es von mir gute 87 Punkte. Wie auch der 2002er unterm Strich kein Großflaschenkandidat für mich.