Nase: Es beginnt sehr würzig, mit leichtem alkoholischen Stechen, das jedoch schnell wieder verfliegt, dann wird es fruchtiger, Pfirsich und Pflaume, etwas Orange, ein Hauch Rosmarin, etwas Honig, im Hintergrund feuchte Walderde
Gaumen: Leichter Körper, spürbarer Antritt, würzig, ein Hauch von Schwefel, Karamell und Nougat, trocken, aber ohne Adstringenz, kräftig ohne Bitterkeit, die Früchte aus der Nase treten gegenüber dem Holz zurück, aber bleiben schwach im Hintergrund erkennbar, etwas säuerlicher als in der Nase, mehr herbe Zitrusfrüchte als Pflaume
Abgang: würziges Holz, etwas Bitterkeit, Nüsse, Malz, sehr klassisch, trocken und lang
Bewertung: Die Nase gefällt nach etwas strengem Beginn und weiß mit Würzigkeit und Sherryeinfluss zu überzeugen. Dabei ist der Sherry nicht erschlagend sondern unterstreichend. Im Mund zeigt sich der Whisky von der herben Seite, aber niemals unangenehm. Mir fehlen jedoch Kontrapunkte zur intensiven Holzwürze. Der Abgang passt sich dem Eindruck im Mund an, zwar ist er schön lang und wärmend, aber auch hier fehlt etwas Komplexität in Form von Fruchtigkeit. Ein guter, nicht sehr guter Whisky für Genießer, die es trocken mögen. Nichts für Naschkatzen und Süßmäuler.
Obwohl der Glenfarclas 25y vor meiner Whisky-Hobbyzeit der mit Abstand teuerste und im Gedächtnis gebliebene Malt für lange Zeit war, habe ich wenige Whiskies aus dieser Brennerei gekostet. Das muss geändert werden. Den Beginn meiner „spirit“uellen Reise starte ich mit der No. 23 Jakob I. aus der Persönlichkeiten Edition. Der 29jährige von 1989 bis 2019 hat 46% Alkohol, selbstverständlich ungefärbt und nicht kühlgefiltert.
Nase & Aussehen Die Farbe im Glas ist ein dunkles Kupfer. Schöne Schlieren rinnen langsam am Rand des Snifters entlang. Gleich beim Eingießen ins Glas weht eine Wolke von Sherryaromen in die Nase. Jedoch eher die hellfruchtigen, anstatt der vollen schweren. Schöne süße Orangensaftigkeit sticht hervor. Nach ein paar Minuten Ruhe im Glas fügt sich dem Geruch süßer Honigduft hinzu. Auch reife, saftige rote Weinbergpfirsiche sind präsent. Die Eiche meldet sich mit gerösteten Haselnüssen. Nach den ersten beiden Schlücken addieren sich noch dunkle Beeren zu den bereits vorhanden Aromen. Insgesamt eine sehr feine, schöne und elegante Nase.
Geschmack Ein sehr cremiges Mundgefühl. Karamellsüß und sehr fruchtig mit deutlicher Orange und Pfirsich. Überraschend frisch und leicht für seine lange Lagerzeit im Geschmack. Nach dem ersten Schluck melden sich, wie in der Nase auch im Geschmack, die Beeren. Die Eiche macht sich nur durch eine leicht, prickelnde Würzigkeit bemerkbar, die langsam in Zimt und Muskatgewürze übergeht.
Abgang Sehr dezente Eiche für 29 Jahre. Kaum bis keine Bitterkeit. Schokolade mit einem Hauch von Rauchassoziation. Lange bleibt der Eichengeschmack im Mund haften. Aber auch die Orange, nun eher die Zesten, sind weiterhin vorhanden. Auch so etwas wie Tabaknoten sind zu bemerken.
Fazit Irgendwie habe ich von der Nase bis zum Ende das Gefühl, den großen Bruder vom 25jährigen aus der Core Range vor mir zu haben. Die Aromen sind alle um eine Spur gesetzter und ausbalancierter. Sehr lecker und süffig. Die lange Reifezeit von fast 30 Jahren hätte ich zwar jetzt blind nicht herausgeschmeckt, die Qualität jedoch schon. Auf jeden Fall ein sehr schöner Einstieg in die Welt von Glenfarclas, außerhalb der Core Range.