Milchstraße, Lokale Interstellare Wolke, Sonnensystem Sol, 3. Planet
Deutlicher Sherryeinfluss mit Brombeeren, Preiselbeeren und Kirsche. Dazu eine ordentliche Rauchfahne, bei der gut wahrnehmbar medizinische Noten mitschwingen. Orange ist auch klar vorhanden, wie auch ein Hauch Banane. Des Weiteren Vanille-Buttergebäck und Schokolade. Mit der Zeit auch nussige Momente. Schöner Antritt in guter Alkoholstärke. Nicht zu glatt, er hat noch ein wenig jugendliche Unruhe, was hier aber gut passt. Der Rauch ist weiterhin ordentlich, der Sherryeinfluss auch. Schön ölige Textur und hinten raus Schokolade, Leder und Kaffee...was zum Abgang überleitet. Der ist geprägt durch den Rauch mit leicht bitterem Touch. Die Früchte klingen schnell auch und die Eiche wird ganz gut vom Rauch unterdrückt.
Ein moderner Laphie, der die aktuellen Wünsche der Whiskygemeinschaft befriedigt. Ordentlich Rauch + ordentlich Fass. Für mich keine Offenbarung, aber ein durchaus angenehmer Whisky, der jetzt aber eher nicht durch Komplexität glänzt. Halt ein Sherry-Rauch-Standard, den man gut trinken kann, aber nicht horten muss. 60€ und mehr wären mir ggf. zu viel, aber meine bezahlten 45€ ist er mir absolut wert.
------------------------------------------------ Quoten-Alien des Forums
Na, Leute haben später erzählt, hätte ich mir Geschichte nur ausgedacht. Böse Leute haben erzählt: Hätte ich Schwäche für Alkohol, die ich auf Erde heimlich mache, aber wenn ich bin auf lange Raumfahrt, dann hemmungslos. Gott allein weiß was gibt für Gerüchte, aber so sind Menschen: Glauben lieber größte Blödsinn, als wahre Tatsache. Ijon Tichy - Raumpilot
Folgenden Genießern gefällt das: Bruno59 und matts
Nase: Unverkennbar: Laphroaig trifft auf Sherry. Ein zwischen Islay-Strand und Krankenhaus hin und herschwankendes Jod trifft von Torfrauch umwabert auf Trockenfrüchte und Leder. Es gibt Rosinen, Trockenfeigen, Datteln und Schokoladenraspeln. Orangen und grüner Tee sorgen für eine angenehme Frische während Lakritz, Anis und Kräuter die herbe Seite bedienen. Reife Heidelbeeren und Johannisbeeren erhöhen mit einer weichen Fruchtsüße die fruchtige Stoffigkeit. Zwischendurch blitzen immer wieder Algen und sonnengetrockneter Seetang durch. Außerdem gibt es mit zunehmender Standzeit immer mehr nussige Röstaromen. Im Hintergrund lässt sich Eichenholz erahnen. Es wirkt etwas feucht in Richtung feuchtem Waldboden.
Mund: Überraschend weich und sanft trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Neben dem erwarteten Jod und Torfrauch spült mit süßlichem Malz ein etwas unerwarteter Geschmack in den Mund. Zunächst floral, geht mit später die Assoziation von Weihrauch nicht mehr aus dem Kopf. Seine Intensität finde ich im Zusammenspiel mit den Rosinen, Datteln, Feigen zunächst gewöhnungsbedürftig. Algen und Seetang helfen, den Geschmack wieder etwas mehr auf meinen Kurs zu bringen. Vollmilchschokolade ist auch mit dabei und ein wenig zaghaft tritt jetzt auch Eichenholz in Erscheinung. Vom Mundgefühl her hätte ich nicht auf stolze 48% Vol. getippt, zu dünn ist es allerdings auch nicht. Zusammen mit etwas Asche und einem Hauch Wildleder geht es vergleichsweise schnell ins Finish.
Abgang: Im Unterschied zur Geschmacksentwicklung ist der Abgang wieder erfreulich lang, d.h. zumindest überdurchschnittlich lang. Der Fußabdruck des Weihrauchs hält sich bis zum Schluss, allerdings wird er in der zweiten Hälfte des Finishs von dem nunmehr maritimen Jod, Seetang, Algen, Torfrauch und jetzt auch intensivem Eichenholz überlagert. Saftig-maritim-herb geht der Tropfen dahin.
Charakter: Ein gut trinkbarer Laphroaig mit intensivem Sherryfinish. Neben Torfrauch spielt Jod eine tragende Rolle. Die Fruchtigkeit wird von Beeren, Feigen, Rosinen und Datteln bestimmt. Weihrauch erweist sich als Überraschungsgast, der lange verweilt. Das muss man mögen. Ein kleines Manko ist für mich zudem, dass der Geschmack etwas flüchtig wirkt. Hier fehlt es irgendwie doch ein wenig an Körper.
Bewertung: Ein solider Laphroaig, der mich aber nicht hundertprozentig abholt. Von mir gibt es süffige 87 Punkte.
Abgang: recht süß, weniger rauchig, etwas kräutrig, Muskatnuss
Fazit: Ich trinke hin und wieder gerne einen Laphi, bin aber kein Jünger und habe erst eine Großflache geleert. Dieser hier weiß aber zu gefallen. Für mich eine schöne Mischung aus dem reinrassigen medizinischen Laphroaig-Charakter und einem süßlichen Sherrywhisky ohne zu viel davon abbekommen zu haben.