Geruch: Die erste Nase nach etwas mehr als 30 Minuten aus dem Premium Snifter bringt Eiche, Sherry und Leder. Da erinnert er mich an den 40jährigen Glenfarclas (die Miniatur-Ausgabe selbstverständlich, bin ja auch ein "Foren-Kind";). Wieder ein Malt, an dem man sehr lange riechen sollte. Es melden sich Rhabarberkompott und Zwetschkenröster, unterlegt von einer schönen Anis-Note. Noch ein bisschen warm machen. Dann kommt das volle Cognac-Aroma, nun erinnert mich die Nase an jene des Glassaugh 30y, schön in der Handfläche erwärmt.
Geschmack: Sehr fein, sehr rund; Rhabarberkompott, Zwetschkenröster, Eiche, Backaromen. Dann kommen die Kräuter. Im Mund melden sich erstmals auch die helleren Traubenfrüchte aus dem Bourbonfass, ist halt doch ein Pulteney. Und die Minzfrische.
Abgang: Wunderbar wärmend, es dominieren Eiche, dunkle Früchte und Leder. Beim Nachschmecken kommt wieder eine Minznote dazu. Auch im Abgang meldet sich nochmal das Cognac-Feeling, dann kommen wieder die reifen, würzigen Pflaumen.
Fazit: Es stimmt schon: Bei einem älteren und in jeder Hinsicht wertvolleren Malt ist die Aufmerksamkeit von vornherein größer. Man riecht schon allein eine halbe Stunde und genießt dann den ganzen Dram mindestens (doppelt) so lang. Das führt auch dazu, dass der Malt immer vielfältiger wird und viele Gesichter zeigen kann. Zuerst die alte Bibliothek, dann die reifen Früchte, das Cognac-Antlitz, die helleren Vanillenoten, feine Kräuter, Minzfrische und wieder elegant würzige Eiche mit Leder. Macht im ersten Eindruck 94.5 Punkte.
Der Pulteney 1983 mit knapp 34 Jahren ist einer jener "Alten", die kaum prickeln, sondern sich durch volle Öligkeit mit zarter Minzfrische auszeichnen. Er ist kein extremes "Brett" wie der 40jährige Glenfarclas; heute gefällt mir der Pulteney ein Spürchen besser als dieser. Der 30jährige Brora aus dem Sherrybutt wiederum bringt mit dem zarten Prickeln und der ganz feinen Note eines erlöschenden Lagerfeuers mit 95 Punkten das kleine bisschen Mehr an Geschmackssensation. Für mich.