Geruch: Zuerst fruchtig-helle Frische mit Kräuteraroma. Saftiges Gras, von Ferne ziehen Bratäpfel vorbei. Bei der zweiten und dritten Nase kommt dann tatsächlich die Zitrone, ergänzt um immer fruchtiger werdende Trauben. Dann taucht der Meeresstrand am Morgen auf, umweht von einer kühlen Brise, die vom Land her weht und noch vor wenigen Augenblicken über den morgendlichen Obstgarten gestrichen ist. In dieser Nase kann man sich verlieren.
Geschmack: Zuerst Zitronenfrische und Kräuter. Beim zweiten Mal entwickelt sich eine enorme Frucht- und Trauben-Süße. Die Kräuternoten mutieren langsam zur sanften Meeresgischt. Später und je länger man den Pulteney rollen lässt, ergänzt zarte Minzfrische die Szenerie.
Abgang: Im mittellangen Ausklang wird die Fruchtigkeit dunkler und es meldet sich nun auch die Eiche. Immerhin war dieser Pulteney 32 Jahre im Fass. Ein ungemein rund-harmonisches Erlebnis.
Fazit: Die Nase ist schlichtweg großartig, hier muss man lange und oft verweilen, um die ganze Tiefe herauszubringen. Die maritime Fruchtigkeit dominiert den Gaumen, ehe der Abgang das Old-Pulteney-Feeling zusammenfasst. Das Alter merke ich diesem Malt nicht an. Er ist ein derart drahtig-eleganter Gentleman, dass man weiß: Mit diesem Herren will und muss man sehr viel Zeit gemeinsam verbringen, einfach, weil er so unendlich viel zu erzählen hat. Und dabei unterhaltsam und noch lange nicht vergesslich ist ... Ergibt gesamt 93 Punkte; die Nase allein ist unvergesslich und macht 95 von 100 Punkten.
Noch ein Gedanke gefällig? Das ist der beste "Sommerwhisky", den man sich vorstellen kann. Genießt man etwa den Glengoyne 25y oder einen Glendronach Grandeur am besten vor einem Kaminfeuer in einer schönen Bibliothek oder auf einer Schihütte, ist der Pulteney der richtige Dram für einen warmen Sommerabend am Strand. Kritikpunkte? Mit 46 oder 48% wäre die perfekt-vielschichtige Leichtigkeit wahrscheinlich gar nicht mehr zu ertragen ...|addpics|etv-75-b6ad.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|