Nase: Wunderbar hellbraun mit einem orangenen Rotschimmer glänzt der Tomatin rein und klar im Glas. Aus der sich nach dem Einschenken an der Glaswand gebildeten Schliere lösen sich vereinzelt sirupartige Tropfen heraus. Schon von weiten sind die aus dem Glas steigenden fruchtigen Aromen nach getrockneten Beeren und Trauben wahrnehmbar. Vergorene und getrocknete Früchte vermischen sich zu Beginn des Nosings mit dunklem Karamell und Zartbitterschokolade. Alte in der Sonne getrocknete Orangenscheiben und Aprikosenschnitze tauchen in cremige Zartbitterschokolade, ein Hauch von aufsteigenden Espressoduft vermeng sich mit würzigen Holzelementen. Die 64,4% Alkoholgehalt sich perfekt eingebunden und unterstützen die intensiven Sherryaromen. Langsam wandelt sich die Nase: Feuchte Erde vermischt sich mit nassem Laub, die Fruchtnoten weder säuerlicher und etwas herber. Nach mehrmaligem Nosing nimmt der Alkoholgehalt dann doch merklich zu, stört jedoch keinesfalls. Malzige, lehmige Aromen kommen zur Geltung, die säuerlichen Fruchtaromen werden wieder süßer und geschmeidiger. Ein Hauch Vanille steigt aus der intensiven Fruchtnote, Honig und Karamell bzw. Toffee verschmelzen miteinander. Allmählich wird mein Speichelfluss angeregt, ich freue mich auf den ersten Schluck...
Geschmack: Beim ersten Schluck dominiert eine Mischung aus getrockneten Früchten und würzigem Holz. Zartbitterschokolade schmilz auf der Zunge, Espresso und würzige Holzelemente wärmen den Gaumen. Langsam wird das mollige Mundgefühl intensiver, hölzerne Schärfe legt sich angenehm um die Zunge. Eine Prise weißer Pfeffer und eine Hauch Salz ummantelt die Zunge und kriecht den Gaumen empor. Ölig und cremig geben Holzstücke auf der Zunge ihr würziges Aroma frei, ein Stückchen Butter schmilzt langsam im Gaumen, Butterkeks vermischt sich mit Mandel. Walnussaromen vereinen sich mit dunklen Kirschen und plötzlich wandelt sich das Aroma in herbes und nasses Laub. Das Walnussaroma wird intensiver, trockene Holztöne kommen zum Vorschein, ein nasser Laubhaufen wird von Sonnenstrahlen erwärmt. Wieder kommen feuchte Erde und Lehm zur Geltung, cremige Butter fließt über nasse Blätter. Die getrockneten Früchte und die dunkle Schokolade ist immer noch präsent..... Die Aromen ändern sich von Augenblick zu Augenblick, im Moment dominieren wieder die erdigen Laubaromen...
Abgang: Herb und erdig beginnt der Abgang. Der Laubhaufen dampft noch immer in der Abendsonne und gibt die verschiedensten Aromen frei: Nasses Laub, trockenes und würziges Holz, getrocknete Beeren und Trauben, cremige Butter und fast schon mineralische Ertöne. Langsam klingt die unterschiedliche Aromenmischung aus und hinterlässt einen erdigen und laubgeprägten cremigen Fruchtmix im Gaumen...
Fazit: Was für ein Chamäleon. Bei diesem Malt ist fast jede Geschmacksrichtung vertreten: Intensive getrocknete Früchte, Süße, lehmige Erdtöne, würzige Holzelemente, nasses Laub, Nüsse und angenehme Schärfe. Ein interessanter und wohlschmeckender Tropfen, gefällt mir gut.
☆☆☆ Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten - aber es ist eine schöne Zeit bis dahin! ☆☆☆