Einerseits mit Spannung erwartet, andererseits von Skepsis begleitet: Jack Daniel's Bonded. Gleichzeitig mit dem Triple Mash hierzulande im August 2022 erschienen, stellt sich beim Bonded nämlich die Frage: Was ist anders als beim 2017 erschienenen Bottled in Bond ? Nun, zuerst einmal: Die Verfügbarkeit. Der "klassische" BiB ist trotz seiner Klassifizierung als "Travel Retail"-Abfüllung in Deutschland zwar problemlos regulär erhältlich, in den USA selbst sieht das allerdings anders aus. Der erste Unterschied ist somit geklärt: Beim neuen Bonded handelt es sich um eine Abfüllung die - auch in den USA selbst - ganz regulär erhältlich ist. Ansonsten sind die Rahmendaten identisch: Beide entsprechen den 1897 verfassten "Bottled-in-Bond"-Regularien: Mindestens 4 Jahre alt, genau 50% Alkohol, destilliert in einer Destilliersaison, in einer Destillerie, von einem Destiller. Doch wie macht er sich im Glas? Gleicht er auch geschmacklich dem vorigen Bottled-in-Bond? Wie werden sehen...
Nase: Tief und dunkel wie zu erwarten bei 50%. Dazu die Jack Daniel's typische Banane + kohlige Holznoten. Die Banane fällt jedoch schwächer aus als bei vielen anderen JD-Abfüllungen, während das Holz im Vordergrund steht. Mund: Süße Banane, Karamell, Zucker, etwas Vanille. Eiche auch hier wieder dominant, einerseits süß, anderseits bitter-verkohlt. Abgang: Mittellang bis lang. Die Holznoten werden zunehmend schwer und bitter mit etwas Schärfe. Intensiv bis penetrant. Ganz zum Ende hin dann wieder lieblicher.
Rolf und Kai sind sich hier nicht einig. Während Rolf ihn merklich besser findet als den Bottled in Bond, sieht Kai allenfalls geringe Unterschiede, die ihm keine "besser" oder "schlechter" Wertung erlauben und allenfalls innerhalb des Spektrums liegen, das man auch bei verschiedenen Flaschen des gleichen Whiskeys gemeinhin haben kann. Einig sind sich Rolf und Kai jedoch darin: Welten liegen nicht zwischen den beiden Abfüllungen. "Wie der alte Bottled-in-Bond an einem sehr guten Tag", lautet Rolfs Fazit.
Für sich gesehen: Ein guter Jack Daniel's, der sich nicht allzu weit von den typischen Noten die auch schon der Old No. 7 im Ansatz hat entfernt, diese jedoch kräftiger, deutlicher und gleichzeitig weicher ausformuliert und somit zu einem rundum besseren Ergebnis führt - wie auch schon der vorige Bottled-in-Bond.
Werfen wir nun die Preise mit ins Fazit: Der neue Bonded kostet ca. 30€ und tendenziell eher unter 30€ bei 0,7L. An sich ein angenehmer Preis für eine neu erscheinende Abfüllung. Aber: Der vorige Bottled-in-Bond ist in der 1L-Flasche problemlos für 30 - 35€ zu haben. Das entspricht einem 0,7L Preis von 21 - 25€. Für Kai ist die Sache klar: der BiB hat die bessere Preis/Leistung, den Bonded braucht man aus rein geschmacklichen Gesichtspunkten nicht. Rolf sieht's anders: Für ihn ist die Erfahrung des neuen Bonded noch "besser genug" sodass der Aufpreis gerade so gerechtfertigt ist.
Übrigens, mit ihren Differenzen scheinen Rolf und Kai durchaus die Erfahrungen der Genießerschaft wiederzuspiegeln: Von "völlig identisch" bis "wow, völlig anderer Whiskey!" findet man alles in Kommentaren zu den beiden Abfüllungen. (Wir laden alle die beide Whiskeys kennen herzlich dazu ein, auch hier im Thread ihre Wahrnehmung zu teilen.)
Letztlich bleibt noch das Design zu erwähnen: Bis auf die Etikettfarbe ist es dem des Triple Mash identisch. Und sehr gelungen, wie wir finden.