Nase: Hinter einer dicken Schicht Möbelpolitur schlummert modriges Holz, einige würzige nussige Noten versuchen die erhaltene Schwefelbehandlung der Eiche zu kaschieren, scheitern aber bei näherer Auseinandersetzung mit dem Geruch doch eher kläglich, immer wieder kommen erfreuliche Momente mit Rosinen und Dörrpflaumen sowie Kastanienhonig und dunkler Schokolade hervor, aber irgendwie schlägt mir trotzdem stets ein süßlich verdorbener Duft entgegen und sticht in der Nase, wie diese einzige faulende Gammelzwiebel, die sich in einem großen Zwiebelsack befindet und die man schon beim Betreten des Kellers riecht, dann sind wieder angenehme Leder- und Tabaknoten zu entdecken, und kaum bin ich fast schon wieder versöhnt mit dem Geruch, drängt sich ein sprödes Gummiband in den Vordergrund
Gaumen: Zunächst eine wirklich schöne gereifte Sherrynote, Rosinen und Dörrpflaumen, Tabak und Leder, auch wieder dunkle Schokolade mit würzigen Walnüssen und ich zweifle schon fast an meinen Eindrücken der Nase, aber dann fängt das leichte Brodeln auf der Zunge an und die Nadelstiche breiten sich aus (und dies bei nur 45,6%), das ist meist ein untrügliches Zeichen für mich, dass gleich Schwefelnoten zum Vorschein kommen, und da sind sie schon, der spröde Einweckgummi wird immer deutlicher, erneut auch ein kleiner Hauch dieser unangenehmen und schon fast widerlichen mit Fäulnis- und Verwesungsprozessen einhergehenden bitterlichen Süße, diese ist allerdings auch mit einer würzigen Kastanienhonignote verwoben und versteckt sich recht geschickt darin, die verunreinigte Eiche sondert ein paar muffige und modrige Nuancen ab, hat aber dennoch eine angenehme Würze zu bieten, die das Ruder wieder einigermaßen herumreißt
Abgang: Eher kurz mit einem leicht alkoholischen Schlag, dunkler Honig mit etwas Zartbitterschokolade, dann schließen sich ein paar herbe bittere Walnüsse an, bevor nun doch noch einmal ein bisschen Modereiche hervorschaut und letztlich der trockene Abdruck des in Auflösung befindlichen Gummimaterials zusammen mit einem an zerbissene Aspirin erinnernden Nachgeschmack und Mundgefühl übrigbleibt
Bewertung: Es ist durchaus interessant, welche Aromen sich bei schwefelbehandelten Fässer durch 30 Jahre Lagerung entwickeln können, aber ein angenehmer Whisky ist für mich was anderes. Trotz der vergleichsweise geringen Alkoholstärke wirkt er ziemlich ruppig und das Gesamtergebnis ist zwar nicht katastrophal, aber doch ziemlich unrund und bereitet mir keine Freude.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin
Na, Leute haben später erzählt, hätte ich mir Geschichte nur ausgedacht. Böse Leute haben erzählt: Hätte ich Schwäche für Alkohol, die ich auf Erde heimlich mache, aber wenn ich bin auf lange Raumfahrt, dann hemmungslos. Gott allein weiß was gibt für Gerüchte, aber so sind Menschen: Glauben lieber größte Blödsinn, als wahre Tatsache. Ijon Tichy - Raumpilot
@NONkONFORM War auch gerade echt ein hartes Stück Arbeit, das Glas ausztrinken. Ich habe mich am Schluss auf die schönen Sachen im Whisky konzentriert und dann ging es schon. Aber du kennst mich ja, weggeschüttet wird bei mir nix.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin