Mich reizt der 6yo auch nicht. Junge Caol-Ila-Abfüllungen aus Weinfässern hatte ich viele. Manche sind großartig, andere mittelmäßig. Da schreckt auch mich der hohe Preis ab.
Allerdings wundert mich dann doch, dass einige Faktoren nicht berücksichtigt werden. Die Flasche ist keine Standard-Flasche, sie wird also auch einen Anteil am Preis haben. Der beste Vergleich ist hier das "Blumenvasenformat" von SV. Hier zahlt mal einen 10er alleine für die Flasche. Und SV nimmt sicherlich deutlich mehr Flaschen ab als der Abfüller des jungen Caol Ila hier. Auch so entstehen höhere Preise. Außerdem ist es für unbekannte bzw. nicht eingesessene Abfüller bisweilen schwierig, an Fässer mit gutem PLV zu kommen. Nicht alle haben einen "guten Draht" zu Quellen.
Man verstehe mich nicht falsch, mir ist der Whisky auch zu teuer. Aber da keiner von uns einen Einblick in die genauen Zahlen hat, finde ich den Ton hier teilweise kritisch und für mein Empfinden deutlich zu aggressiv. Es mag sein, dass hier auch zu einer höheren Marge gegriffen wurde, klar. Aber die genauen Zahlen kennen wir nicht. Woher der hohe Preis letztendlich kommt, wäre mir für eine Kaufentscheidung eigentlich (größtenteils) egal, letztendlich ist er eben eins - zu hoch, um mir einen Anreiz zu bieten.
Ich lasse mir davon aber nicht das Hobby madig reden. Es wird immer auch noch Abfüllungen geben, bei denen der Preis für mich passt. Sie mögen abnehmen, vielleicht. Aber genug wird es doch noch geben. Ich kann den Frust zwar irgendwie nachvollziehen, halte ihn aber für wenig zielführend.
Vielleicht nicht ganz uninteressant für manche MC-Fans hier:
Ich habe eine WhatsApp-Gruppe erstellt, in der es um Austausch und FTs rund um Michel Couvreur geht. Wenn hier jemand Interesse hat, schreibt mich gerne per PN an.
Anlässlich des Geburtstages eines treuen Freundes kam es zu einem (zumindest für uns) nicht alltäglichen Vergleich:
Macallan 1966/2015 G&M (Whiskybase-ID: 73507)
Michel Couvreur Forever Young Pristine (Whiskybase-ID: 22616)
Michel Couvreur Vintage 1984 (Whiskybase-ID: 66475)
Wir begannen mit dem Macallan und waren zunächst wirklich beeindruckt. Elegant und edel. Ich hatte ihn vor Jahren schon einmal im Glas gehabt und war gestern tatsächlich noch etwas mehr angetan von dem Whisky. Eine herrlich fruchtige Nase, jede Menge Eiche (die mir meinem Gedächtnis und meinen Notizen nach vor Jahren zu heftig war). Und so viel altes Leder. Herrlich!
Als wir dann den Forever Young Pristine ins Glas gossen und verrochen, verschlug es uns die Sprache. Es dauerte nicht lange und der Macallan war fast vergessen. Der Couvreur war so viel intensiver und voller. Er war dem Macallan von dem, was wahrzunehmen war, nicht unähnlich. Fruchtbetonter und nicht ganz so holzig, aber doch ähnlich. Im direkten Vergleich wirkte der Macallan fast ein wenig blass und farblos.
Zuletzt kam dann (während von beiden anderen Whiskys noch jeweils etwas übrig war) meine persönliche Nummer 1 ins Spiel. Und was soll ich sagen? Ich war fast etwas zögerlich gewesen, den Whisky diesem Vergleich auszusetzen. Der Forever Young Pristine ist immerhin eine unglaublich intensive Angelegenheit. Und es wäre schade gewesen, wenn mein geliebter 84er da dann etwas verblassen könnte. Aber weit gefehlt! In der Nase alleine schon bot der 84er ein reines Spektakel. Süßer, ledriger, weiniger. Was dann am Gaumen geschah dann das Wunder. Es ist nur schwer in Worte zu fassen. Bislang hatte ich Whiskys, die ich so hoch bewertet hatte, nur isoliert und nicht im direkten Vergleich zueinander verkostet. Es war schon krass den Vergleich zwischen dem Macallan und dem Forever Young Pristine zu sehen und zu erleben, was für mich einen 90-Punkte-Whisky von einem 95-Punkte-Whisky unterscheidet. Der dritte Whisky im Bunde schaffte es trotz bereits vorherrschender Ekstase, uns einfach gänzlich aus der Fassung zu bringen. Wie kann das sein, dass etwas vorher wahrgenommene Perfektion noch einmal derart zu überbieten vermag? Geschmacksnotizen möchte ich an dieser Stelle nicht geben (klägliche Versuche sind an anderer Stelle nachzulesen). Von manchen Dingen sollte man schweigen, ganz im Sinne einer "Theologia Negativa".
Die Candid-Abfüllungen waren früher (vor 2-3 Jahren zumindest) meiner Erinnerung nach meistens deutlich weniger rauchig. Den intensiveren Rauch habe ich bei den aktuellen Batches auch!
Nase: Ein kräutrig-süßes Vergnügen. Die Verwandtschaft zu seinem Nachfolger ist unverkennbar, allerdings ist die Süße etwas weniger klebrig und dominant. Die Kräutrigkeit - angeführt von einer intensiven Liebstöckel-Note - ist im Vordergrund. Angenehm, typische "Couvreur-Keller-Aromen" sind da. Milder roter Apfel.
Gaumen: Weich, weinig, nussig. Und die gezuckerten Kräuter sind im ganzen Mund verteilt. Ganz zart würzt noch die Eiche etwas nach, die dann im Nachschmecken etwas deutlicher wird.
Abgang: Lang, süß und kräutrig.
Bewertung: Ich bin begeistert, wie so oft bei Couvreur. Leider ist es ein Stil, den Couvreur in den letzten Jahren nicht mehr so häufig zu verfolgen scheint. Ich würde mir wieder mehr Whiskys dieser Art wünschen. 89 Punkte.
Nase: Eine süß-kräutrige PX-Nase. Einwandfrei Couvreur! Trauben und Piemont-Kirschen. Modrig, ledriger Most. Süßer Marzipan. Schwere Wein-Aromen. Weingetränktes Holz. Ein Hauch Liebstöckel. Etwas Honig. Feigensirup. Ein paar Äpfel sind auch noch da. Mit etwas Zeit kommt die Eiche stärker durch. Eine milde Muskatnuss. Die Eiche schafft es, aromatisch und intensiv zu sein ohne auch nur die Spur störrisch und störend zu sein. Cranberries. Wieder nach etwas Zeit kommt frischer Rosmarin in die Nase, aber nur im Hintergrund. Milchschokolade. Wasser: Tatsächlich wird die Nase noch schmeichelnder, jedenfalls zunächst. Dann wird sie sehr viel kräutriger. Kräutertee.
Gaumen: Süß und saftig. Kirsche und Holz. Es wird schnell trockener. Ledgrig. Modrige Schokolade, altes Holz. Vergorenes Obst. Ziemlich intensiv. Die Süße bleibt zwar, doch wird der fast schon staubige Charakter stärker. Die Zunge wird belegt. Nach dem Schlucken bleibt eine ledgrig-klebrige Schokolade im Mundraum, die langsam schmilzt. Wasser: Hier ändert Wasser nicht viel, das Holz wird etwas dominanter und die Kräuter kommen auch hier ordentlich zur Geltung.
Abgang: Lang. Intensiv. Fruchtig, süß und ledrig.
Bewertung: Ein Meisterstück. Grandios mit nur einer Schwäche - mit Zeit (und Wasser) wird der Whisky schon sehr kräutrig. Das brauche ich nicht jeden Tag. Daher gibt es einen Punkt Abzug. Und damit landet er bei 92 Punkten.
Whisky: Michel Couvreur The Garden Party 2016/2021
Nase: Was eine nussige Nase! Haselnüsse und noch viel inensiver Walnüsse! Dazu eine kräutrige Maggi-Note, unverwechselbar ein Couvreur. Er erinnert durchaus an einen Vorgänger, ist aber noch etwas dichter und intensiver. Frucht-Noten tun sich etwas schwer. Ein dezenter Apfel, von Gewürzen überlagert.
Gaumen: Süß! Viel süßer als gedacht. Der erste Eindruck ist der eines Walnusslikörs. Die Eiche prickelt aber kurz danach im Mundraum und erinnert an den Holzeinfluss. Obwohl noch so jung - die Eiche ist da. Es wird etwas trockener. Die Süße bleibt aber. Angenehme Tabak-Noten machen scih breit. Etwas Lebkuchengewürze. Ein Anklang von aromatischem Espresso im Nachschmecken.
Abgang: Süßlich-klebrig und würzig. Tabak bleibt. Auch eine angenehme Wärme hält sich. Wunderbar!
Bewertung: Ich bin immer wieder beeindruckt, wie Herr Frantzen es hinbekommt, in so wenigen Jahren so Verblüffendes zu kreieren. So voll, so intensiv, so satt. Das können doch nicht nur 4 Jahre im Fass gewesen sein?! Scheint aber so. Sehr beeindruckend. 89 Punkte.
Whisky: Michel Couvreur The Garden Party 2016/2020
Nase: Zuerst nehme ich eine intensive Walnuss in der Nase wahr. Wirklich extrem intensiv. Dazu eine Honigsüße. Dahinter drückt auch schon eine kräutrige Liebstöcklnote, die darauf drängt, sich breit zu machen. Aber es dauert, bis sie sich Gehört verschaffen kann. Die Walnuss ist zu dominant. Das hatte ich in dieser Intensität noch nie. Wahnsinn, was hier nach fast vier Jahren im Fass geschehen ist. Es dauert eine Weile, bis mehr kommt. Etwas weingetränktes Holz, etwas Latschenkiefer. Etwas in Alkohol eingelegtes Obst. Die Nase ist eher trocken. Noch etwas mehr Zeit lässt den Whisky weicher, cremiger wirken.
Gaumen: Liebstöckl und Waldnussöl. Das zusammen mit frischem Zimtgebäck. Erstaunlich süß, das hätte ich nicht erwartet bei der doch eher trockenen Nase. Voll und cremig, keine Spur angriffslustig. Im Nachschmecken bleibt es kräutrig und leicht klebrig-süß. Hinten im Mundraum setzt sich die Walnuss fest.
Abgang: Leicht, was die Wärme im Rachen angeht. Doch die Nussigkeit und der Nachklang der Kräutrigkeit bleiben noch lange im Mundraum.
Bewertung: Ich bin wirklich überrascht und begeistert. Sicher, der Whisky ist keine Offenbarung bezüglich seiner Komplexität. Er ist recht einfach gestrickt und recht schnell erfasst lässt aber genug Entwicklung zu, um nicht als eindimensional bezeichnet zu werden. Und das, was er macht (=Walnuss), das macht er toll. 89 Punkte.
Nase: Hui, der Whisky riecht intensiv. Extrem intensiv, von Alkohol jedoch fehlt jede Spur. Eine einzigartig dominante Walnussschale, eingelegt in ein leicht bitteres Öl. Dahinter liegt eine milde Orange, fast schon eine Mandarine. Etwas gelber und überaus mehliger Apfel. Mit etwas Zeit kommen geröstete Kaffeebohnen hinzu. Vergorene Trauben und verschrumpelte Traubenschale. Trockene Kokosnuss, trockener Tabak. Eine zarte Vanille, etwas Leder. Was eine tolle und Kombination!
Gaumen: Deutlich süßer als erwartet. Ziemlich voll und präsent. Das Holz prickelt leicht und erfrischend. Fast dickflüssig liegt der Whisky im Mund. Tabak auch hier. Modrig-weiniges Leder. Mit dem Schlucken setzt eine ölige Bitterkeit ein, die das Nachschmecken dominiert. Intensive Walnuss.
Abgang: Mittellang bis lang und angenehm wärmend. Ein Hauch Bitterkeit bleibt. Walnuss.
Bewertung: Spektakulär und wirklich einzigartig. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber alleine für seine (für mich positive) Einzigartigkeit verdient er 90 Punkte.
Nase: Weingetränktes Gebäck. Haselnüsse. Beerenfrüchte, überraschend frisch. Etwas kräutriger Tabak mit Minze. Trockenfrüchte und Cashew-Nüsse. Studentenfutter eben. Etwas trockenes Holz ist auch da. Der Weincharakter wird stärker, etwas Apfelmost. Es wird süßer als erwartet.
Gaumen: Tabaklastige Eiche, kaum Süße. Etwas Brombeere, Nuss-Mix. Trockener Rotwein. Auch das Nachschmecken ist trocken. Der Alkohol beißt zwar nicht, prickelt aber. Für Couvreur ist der Gaumen außerdem erstaunlich holzig.
Abgang: Mittellang, weinig und trocken. Beerenfrüchte und ganz dezent Tabak.
Bewertung: Durchaus lecker und sehr weinig mit Holz, das bei einem Couvreur auch man sein darf. Allerdings fehlt die Intensität und die betörende Fülle an Aromen. Die, die da sind, sind schön. Doch bin ich von Couvreur mehr gewohnt. 85 Punkte.
Nase: Süßer Wein. Kirschen, Bratapfel ind Pflaumenwein. Angebrannter Zucker. Rosmarin-Schokolade. Leicht vergorene Aromen, Most und angefressene Früchte. Interessant, wie sowohl der süffig-süße Charakter, als auch der würzig-herbe gleichermaßen da ist. Rosinen. Ein Geruch nach alten Fässern.Zeit lässt die süße und weiche Seite gewinnen. Traubensaft. Handwärme intensiviert Schokolade und weingetränktes Leder.
Gaumen: Süß und voll. Schokoladige Kirsche. Pfeifen-Tabak und Pflaumenmus. Rosinen. Leder. Zucker. Unglaublich süß und saftig, dennoch kraftvoll und intensiv. Im Nachschmecken kommen Gammelaromen hinten im Rachenraum hervor. Etwas pelzig bleibt die Zunge belegt. Schokolade bleibt.
Abgang: Mittellang bis lang. Süß und überreif fruchtig. Ein Hauch Bitterkeit.
Bewertung: Wirklich toll. Der intensivere Bruder des X 2015! 90 Punkte, es ist eben genau mein Fall.