Bas Armagnac Domaine Boingnères 2001 (2019) Folle Blanche 48%
Geruch: Das ist ja die volle Sherrymalt-Nase -- sehr strange! Mentholfrsiche, Nussigkeit. Überraschend dunkle Zwetschkenfrucht und Zimt. Mit etwas Erwärmung wird er gummisüßer. Wirklich ganz anders als der wahnsinnig süß-runde SM, die wunderbaren Cepages Nobles oder auch der 1984er-Folle-Blanche von Boingnères. Macht mit der Zeit auf, wird sehr frisch ...
Geschmack: Eukalyptus, Orange, Sherry, Nuss. Zwetschke und Zimt wieder, etwas Eiche. Strange. Rasierwasser. Und auch wieder fruchtig-elegant ...
Abgang: Im Abgang wird der Boingnères würziger; mehr elegante Eiche und auch etwas Majoran.
Fazit: Im Grunde voller Sherry, Orange und Menthol- bis Eukalyptusfrische (im Mund) mit zunehmenden Gewürz- (Majoran) und Eichenaromen im Mundraum und Abgang. Allerdings ganz untypisch für einen Folle-Blanche-Boingnères! Das nussige Sherryaroma ist absolut frappierend -- woher kommt das bloß *grübel*? Ist schon erstaunlich nah an Single Malt, da die "Traubigkeit" in der Nase durch eine erstaunliche Sherrynote in den Schatten gestellt wird. Sehr spannungsvoll, für mich ein 92-Punkte-Armagnac (92-92-91), und doch ganz anders als andere Boingnères.
Boingnères arbeitet sich langsam aber sicher in meinem Ranking nach oben. Leider gehen mir die Bezugsquellen aus. Bei nur 22 ha Anbaufläche und großer Anerkennung wohl kein Wunder!
So bin ich jetzt bei dieser jungen Dame gelandet. Nolens volens. Aber 100% Folle Blanche! „Heel wat besünners“ sagt der Ostfriese.
SherryMalt ist nicht so mein Ding, aber der direkt geforderte Vergleich mit der Bombe von Bunna 2009 FirstFill Ultimate (67%)zeigt: da ist was dran! Kleiner Unterschied: Armagnac braucht keine Abfärbung.
Mir dagegen gefällt sofort die After Shave Frische (umgeben von dem üblichen würzigen Aromen-Cocktail der Gascogne). Sehr schön!
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Im Fallen lernt die Feder fliegen! (Usama Al Shahmani)
Geruch: Frisch eingeschenkt zieht der erst mal heftig ätherisch in die Nase, nach etwas Zeit im Glas kommen Nuss und Rosinen zum Vorschein, vielleicht eine dezente Kleister-Note, die aber durchaus interessant ist.
Geschmack: Die 48% verleihen ihm richtig Power, ohne alkoholisch zu schmecken. Ölig-wachsig im Mund, sofort ist ordentlich Eiche da, die aber Raum für Trockenfrüchte und ätherisches Öl lässt. Noch mehr auf der fruchtigen als würzigen Seite. Abgang mindestens mittellang mit einer angenehmen Eichenbitterkeit.
Fazit: Wer mal einen Armagnac mit richtig Dampf möchte, für den könnte der was sein. Mir gefällt vor allem diese ölig-wachsige Textur.