Nase: altes Eichenfass. Dunkler, süßer Sherry mit Gewürzhonig. Nach einer Weile bilden sich rote Trauben, reife Bananen mit Vanillesoße die über Blutorangen läuft. Die Eiche wird süßer - Holzpolitur auf Lakritze – ein Stück Mokka-Nuss-Schokolade findest du auch noch. Er ist so vielschichtig man könnte sogar komplex sagen.
Mund: ölig, milder Karamell. Dunkle Kirschen im alten Eichenfass mit prickelndem, würzigen, weißen Pfeffer. Mit zartbitteren Nüssen, gepfefferten Kirschen und Salzlakritze bleibt die Eiche sehr süß, trocken und lange zurück.
Ein topp Whisky: 5,5 von 6 Punkten – oder 91 WB-Punkte.
Sehe gerade, die Flasche ist exakt auf den Tag 3 Jahre hier und er schmeckt wie am ersten Tage ;-)
Nase: Vergorene Äpfel, Birnen und weiße Trauben. Aprikosenmarmelade. Leder (alte Aktentasche). Auch etwas frisches ist da. Zitrusfrucht. Und einiges an Eiche. Eine gewisse florale Note meine ich auch zu verspüren.
Mund: Im Mund ist nun die Eiche mächtig dominant. Die sich aber nicht so sehr durch Bitterkeit äußert, sondern eher durch Würze und Kraft. Nussig. Dann Speichelfluss. Blutorange. Danach auch etwas säuerliches. Limette.
Abgang: Lakritze. Tabak. Schwarzer Tee.
Der kommt für mich lange nicht an den 40er ran. Deutlich mehr Holz dafür weniger Frucht. Die Eiche fällt aber einiges weniger bitter aus, als der Antritt vermuten ließ.
Glenfarclas 30y Golden 30, white letter (WID 69876)
Farbe: Auburn
Nase: Unaufgeregte komplexe Sherryaromen strömen in die Nase. Vollmilchschokolade und Kakao untermalen Trockenfeigen, Rosinen, frische Orangen und Zitronen. Tiefdunkel ist anders. Trockenes Wildleder liegt im Hintergrund und mit der Zeit kommen immer mehr Heidelbeeren, rote Johannisbeeren und vereinzelte Kirschen durch. Fast unbemerkt binden feine herbe Kräuter die unterschiedlichen Facetten zusammen. Ich muss an Majoran, Rosmarin, Kerbel, Thymian und getrocknete Lorbeerblätter denken. Bei alledem lässt sich etwas Eichenholz erahnen. Der Alkohol ist bestens eingebunden und ich bin gespannt, wie sich der feine, elegante Gesamteindruck der Nase geschmacklich darstellen wird.
Mund: Ölig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Das Mundgefühl dürfte keinen Deut dünner sein. Zunächst geriert sich die Abfüllung etwas verhalten. Zudem kann ich anfänglich nicht so recht einordnen, was ich da schmecke. Es dauert ein wenig, bis isch die feine Holzrauch-Weihrauch-Kombination gegriffen habe, die Malz, Getreide und Orangen etwas überdeckt. Während Trockenfeigen und Rosinen in den Hintergrund treten, kommen die roten Johannisbeeren aus der Nase immer stärker zur Geltung. Ganz zu schweigen von den Kräutern. Sie bestimmen zusammen mit feinem Eichenholz die zweite Hälfte der Geschmacksentwicklung. Begleitend wird die anfängliche Vollmilchschokolade immer dunkler und für einen Moment muss ich an die mit dunkler Schokolade überzogenen Orangengelee-Kekse aus meiner Kindheit denken. Ohne weiteres großes Spektakel geht es nahtlos ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Dunkle Schokolade, Holzrauch und intensives elegantes Eichenholz spielen die Grundmelodie, auf der auch im Nachklang rote Johannisbeeren und Orangen tanzen. Zwischendurch gibt es jetzt auch wieder etwas Leder. Ganz zum Schluss dreht das Eichenholz noch einmal auf und es wird begleitend immer nussiger. Das gefällt mir. Genussvoll fällt der letzte Vorhang.
Charakter: Ein eleganter alter Glenfarclas vom Typ feiner Leisetreter, der mit einem facettenreichen Oloroso-Sherryprofil aufwartet. Bei dieser Abfüllung ist ein Gespür für feine Zwischentöne gefragt. Das Mundgefühl passt, dürfte aber nicht dünner sein.
Bewertung: Mit einem Extrapunkt für das leckere Eichenholz im Finish gibt es von mir 91 Punkte.