Was für ein leckerer Malt! Der hat natürlich ordentlich Sherry abbekommen aber ist trotzdem kein Whisky, den man mit aufgespritetem Sherry verwechseln könnte. Der hat einfach mehr zu bieten. Er wirkt für mich auch älter als er eigentlich ist. Den damaligen Kauf bereue ich absolut nicht.
Geruch Oh ja. So muss ein Sherrywhisky sein. Schöne Waldbeeren. Heidelbeere. Brombeeren. Eingekochte Sauerkirschen. Jostabeeren. Pflaumenmus. Rumrosinen. Etwas Kabapulver. Die Eiche kommt nun auch zum Vorschein. Etwas Laktitz. Zusätzlich nasse Lederstiefel und frisch gesägtes Holz. Den hätte ich wohl älter getippt.
Geschmack Der hat Kraft und Autorität! Schönes Wechselspiel zwischen Eiche und Frucht. Die oben beschriebenen Früchte sind anfangs etwas säuerlicher aber trotzdem saftig. Dann wird es süßer und Waldhonig macht sich breit. Die Eiche verleiht dem Ganzen dann noch eine Schwere und auch Würze. Tabak. Es ist auch Schärfe dabei. Die Süße verblasst und es wird trockener und prickelt auf der Zunge.
Glenfarclas The Family Casks 2001/2017 Sp17 Cask 3352 (WID 106023)
Farbe: Russetmuscat
Nase: Leckere süßliche Sherryaromen stehen über dem Glas. Nicht von der tiefdunklen Art, aber mit viel Rosinen. Dazu gibt es süße rote Johannisbeeren, leckeres Malz, eine Handvoll Haselnüsse und Milchschokolade. Trockenfeigen kommen durch und im Hintergrund bewegen sich ganz dezente Orangenschalen. Irgendwie wirkt die Nase hintergründig auch etwas staubig. Wie ein knochentrockenes Leinen-Wischtuch. Nach mehrmaligem und längerem Riechen, entdecke ich Erdbeeren und Karamell. Der Alkohol ist gut eingebunden. Die hohe Fassstärke sticht nicht in der Nase. In der Gesamtschau lecker, aber nicht allzu komplex.
Mund: Vergleichsweise klar trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Unmittelbar entlädt die Intensität dieser Abfüllung. Rosinen und Orangenschalen sind auf Anhieb da. Zeitgleich verbeißt sich eine ordentliche Würze in die Zunge, um von dort aus zügig den den gesamten Mundraum zu erobern. Es gibt ordentlich viel Pfeffer und auch ein wenig Ingwer. Die Temperatur im Mung steigt gefühlt um ein Grad. Mit dem Abklingen der Pfeffer- und Ingwermischung kommen dann schließlich Malz, Milchschokolade, Toffee und unterschwellig auch süße rote Beeren durch. Schließlich weist die Eiche mit einem angenehmen intensiven Holzgeschmack in Richtung Finish. Von immer mehr Mandeln begleitet.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und eine konsequente Fortsetzung von Nase und Geschmack. Trockenes Eichenholz und Mandeln treffen auf Rosinen und Orangenschalen. Der Fußabdruck des Pfeffers bleibt durchweg erhalten, und während sich die süßlichen roten Beeren erstaunlich wacker schlagen, wird das Schokoladenbett immer dunkler. Gegen Ende kommt dann noch leckerer Espresso hinzu. Ein dünner leckerer Eichenholz-Nuss-Espressobelag legt sich auf Zähne.
Charakter: Ein schönes, junges Family Cask, das nicht allzu komplex, aber intensiv und in sich stimmig daherkommt. Ohne Fehlaromen. Von Schwefel ist hier keine Spur. Neben Rosinen, Orangenschalen und Espresso sollte man ordentlich viel Pfeffer und natürlich auch Eichenholz mögen.
Bewertung: Für diesen etwas ungestümen, aber in sich stimmigen Family-Rookie gibt es von mir heute in der Gesamtschau satte 89 Punkte. Geschmacklich kann man sich davon durchaus eine Großflasche hinstellen. Ob man das zu den aktuellen Preisen unbedingt braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich nicht.