Der gefällt mir ebenfalls. Von der Ausprägung natürlich anders als der whic (WID:114456). Ich finde, dass der whisky.de mehr Tiefe und Eleganz hat. Allerdings ist er natürlich auch nicht billig, daher muss ich mir das mit dem Kauf erst noch überlegen. Preis-Leistung gewinnt natürlich der whic. Rein geschmacklich gefällt mir aber der whisky.de besser.
Geruch Der ist natürlich anders und nicht so dunkelfruchtig. Aprikosen schon überreif. Der Rest der ausgekochten Quitten, nachdem man Quittengelee gemacht hat. Physalis. Waldboden. Pilze. Nelken. Angedeuteter Weihrauch. Kakao. Eiche. Mit Wasser macht er deutlich auf und alles wird intensiver und voller. Jetzt kommt auch Bergamottöl.
Geschmack Der braucht für ich, anders als beim whic, etwas Wasser. Nun ist er erst schön cremig und zeigt viel Honig. Akazienhonig. Agaven Dicksaft. Nougat. Marillenknödel mit Vanillesoße. Die Eiche zeigt hier viel eleganter, dass sie auch mit im Spiel ist. Trotzdem hat sie genug Autorität. Nüsse kommen nun. Gefolgt von Birnenschale.
Nase: Auf Anhieb strömen leckere Sherryaromen in die Nase. Süßlich-erdige Trockenfrüchte stehen im Vordergrund: allen voran Datteln und Feigen. Ein Hauch Waldboden schwingt mit. Eine mineralische Note durchzieht die Nase. Für einen Moment muss ich an einen alten Gewölbekeller denken. Vollmilchschokolade und etwas Kakaopulver wirken gekonnt als Bindeglied. Immer wieder schimmert herbes Getreide durch. Das herb-süß-mineralische Wechselspiel gefällt mir sehr gut. Nach und nach kommen reife Pflaumen und reife rote Äpfel durch. Die Fruchtnoten werden gekonnt von etwas Tabak begleitet. Im Hintergrund deutet sich ein wahres Eichenbrett an. Immer mehr Holzrauch durchwabert die Gemengelage. Zwischendurch sorgen vereinzelte Tropfen Zitronensaft für eine angenehme Frische. Ein interessantes hin und her. Der Alkohol ist schön eingebunden. Trotz der hohen Fassstärke sticht hier nichts vordergründig in der Nase. Ich freue mich auf den ersten Schluck.
Mund: Der Tropfen trifft bemerkenswert weich und ölig auf die Zungenspitze. Der Sherry spült leckere Früchte und Trockenfrüchte in den Mund. Rosinen, Feigen und Datteln treffen auf reife rote Äpfel, saftige Pflaumen und etwas Passionsfrucht. Die eigentliche Überraschung im Vergleich zur Nase sind für mich die vielen herben Orangenschalen. Zusammen mit etwas Pfeffer sorgen sie für ein leichtes Prickeln auf der Zunge, das gekonnt von weicher Vollmilchschokolade und etwas Kakao eingefangen wird. Mit der Zeit wird es immer nussiger und der Geschmack dreht langsam ins holzige. Die Eiche entfaltet schön langsam ihre Kraft. Unverdünnt schlägt der erste Schluck übrigens sehr intensiv durch. Schon vor dem Übergang zum Finish stellt sich ein leichtes Betäubungsgefühl auf der Zungenoberfläche ein. Geschmacklich von einer Handvoll Gewürznelken begleitet. Mit dem zweiten Schluck und nach Zugabe einiger weniger Tropfen Wasser legt sich das. Von immer mehr Toffee, Karamell und auch Mandeln begleitet, weist die Eiche mit ihrem altehrwürdigen und intensiven Holzgeschmack den Weg in Richtung Finish. Lecker.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Die Eiche bildet ein schönes Fundament. Alt, trocken und intensiv bereitet sie den Trockenfrüchten und Früchten eine schöne Basis. Vollmilchschokolade und immer mehr Nüsse agieren auf Augenhöhe mit den immer noch präsenten intensiven Orangenschalen und während sich hintergründig der Fußabdruck von Gewürznelken hält, kommt vordergründig etwas Espresso durch. Holzig-fruchtig-herb und zunehmend trocken fältl genussvoll der finale Vorhang.
Charakter: Eine kraftvolle Einzelfassabfüllung, die alles hält, was ihr Alter verspricht. Süßlich-erdige Trockenfrüchte treffen auf Pflaumen, Orangenschalen, Vollmilchschokolade und Nüsse. Besonders schön bleibt mir die alte, trockene und intensive Eiche in Erinnerung. Dicke Holzbretter sollt man mögen. Und herbe Kaffee- und Orangennoten auch.
Bewertung: In der Rückschau zum Ausgabepreis ein Großflaschenkandidat. Zu den heutigen Sekundärmarktpreisen bei aller Liebe nicht. Das einzige, was ich im Vergleich zu anderen Ben Nevis Abfüllungen bemängeln könnte, ist vielleicht das Fehlen eines bestimmten Wiedererkennungswertes. Mit einem Extrapunkt für die schöne alte Eiche gibt es von mir insgesamt genussvolle 91 Punkte.