Hintergrund: NSS hat hier einige Bunnahabhain-Fässer aus den 70ern zusammengekippt, die offenbar einen recht niedrigen Füllstand hatten und bereits unter die Minimumalkoholstärke von 40% abgesunken waren. NSS hat dieser Grundlage noch etwas aus einem 1980er-Fass hinzugefügt, um die Alkoholstärke aufzuwerten. Herausgekommen ist dieses in der Form eher seltene, interessante Vatting. Mehr Hintergrundinformationen dazu auch ab Minute 8:31 in nachstehendem Video.
Nase: Grundaromen: Früchte, Eiche, Crema Catalana, Tee, Wachs, Bücher Beschreibung: Die Nase hat es in sich. Sie macht es einem anfänglich nicht leicht. Zunächst machen sich Orangen, Kumquats und sogar etwas Kiwi bemerkbar. Allerdings stehen diese Zitrusfrüchte und exotischen Früchte alles andere als isoliert da. Sie sind fett eingebettet in ganz viel Crema Catalana und Vanille. Was für eine ungewöhnliche, aber angenehme milchig-süß-säuerliche Komposition! Dazu gibt es kalten grünen Tee, ganz viel Wachs und einen Hauch von dem Geruch alter Bücher. Eine ganz schwache Rauchnote im Hintergrund rundet das spannende, diffizile Gesamtbild gelungen ab. Ein herrliches Gesamtbild.
Mund: Grundaromen: Früchte, Eiche, Vanille, Gewürze Beschreibung: Von Beginn an sehr fein, leicht prickelnd und mit einem ganzen Korb an exotischen Früchten. Eine Mischung aus Bananen, Melone, Khaki, Blutorangen und Kaktusfrucht trifft auf eine Eiche, wie ich sie noch nie geschmeckt habe. Die Eiche ist total schwer zu beschreiben. Sie ist einfach in jeder Faser da und intensiv. Ganz ohne dominant oder gar scharf zu sein. Schwer, alt und mit der Tendenz zu erdigen, bei alledem etwas verblasst und das Gegenteil von muffig. Zusammen mit diesem schönen leichten Prickeln auf der Zunge, das mich an eine Mischung aus Ingwer und Marcuja erinnert. Ein interessantes und leckeres Wechselspiel. Eine tolle, intensive Fortsetzung der schönen Nase. Wenn man unbedingt ein Haar in der Suppe finden will, könnte das Mundgefühl vielleicht ein Tuck “dichter” sein.
Abgang: Grundaromen: Eiche, Früchte Beschreibung: Das Finish ist mittellang bis lang. Das Gerüst wird von dem spannenden, altehrwürdigen Eichenprofil getragen. Bis zum Schluß begleitet von und in einem schönen Zusammenspiel mit den schwer einzeln zu benennenden exotischen Fruchtnoten. Noch beim letzten Ausklang bleibt eine Ahnung von Blutorange. Insgesamt viel weniger trocken und holzig als erwartet und keine Spur von Bitterkeit.
Charakter: Diesen Malt kann man gar nicht zu lange im Glas haben oder stehen lassen. Einerseits braucht er selbst enorm viel Zeit zur Entfaltung. Andererseits fordert seine filigrane, subtile Struktur beim gründlichen Ergründen ihren zeitlichen Tribut. Dieses komplexe Vatting ist eine Spielwiese für Genießer mit Faible für sehr fein strukturierte Nasen. Ich finde diese Abfüllung wegen ihrer ungewöhnlichen Fass- und Eichencharakteristik sehr ausdrucksstark. Sie bietet ein besonderes und genussreiches Geschmackserlebnis mit hohem Wiedererkennungswert.
Bewertung: Nicht die leckerste Abfüllung, die ich bis dato im Glas hatte, aber ich habe mich ein wenig in diesen ungewöhnlichen Eichengeschmack und in diese merkwürdige Gesamtkomposition verliebt. Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern ganz still und heimlich. Diese Abfüllung hat für mich nach wie vor etwas Rätselhaftes, holt mich aber definitive ab. Von mir gibt es satte 92 Punkte. Das Glas werde ich heute nicht ausspülen. Es riecht immer noch so gut.