Nase: Der Ersteindruck ist intensiv und elegant zugleich. Im Unterschied zu dem parallel probierten Glenfarclas 30y WID69876 zeigt ist diese Abfüllung auf Anhieb raumfüllender und weniger zurückhaltend. Außerdem schwingt neben der erwarteten Schokolade, dem Malz, den Haselnüssen und den Rosinen viel schöner Tabak mit. Orangen und Zitronen changieren im Hintergrund. Hin und wieder blitzen feines Leder und ein wenig Möbelpolitur durch. Toffee gesellt sich zur Schokolade und Walnüsse kommen durch. Altes Eichenholz kündigt sich an und ein feiner Hauch angeratschter Streichhölzer zieht durch die Gemengelage. Feine herbe Kräuter, die ich noch nicht näher spezifizieren kann, runden das Gesamtbild stimmig ab. Der Alkohol ist perfekt eingebunden und ich freue mich auf den ersten Schluck.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Gleich zu Beginn die erste dicke Überraschung. Von Beginn nehme ich einen derart prägnanten Veilchengeschmack wahr, dass dieser Glenfarclas bei mir blind als alter Bowmore durchgegangen wäre. Repräsentativ ist das möglicherweise nicht, da ich darauf sehr empfinglich reagiere und schnell anspringe. Dazu gibt es ordentlich viele saftige Rosinen, dunkle Schokolade und einen herben Getreidegeschmack. Pfeffer sorgt wohldosiert für einen angenehmen Spannungsbogen im Mund und von Majoran und Kerbel eingefasst, arbeitet sich immer mehr Eichenholz durch. Unterschwellig schwelen jetzt auch wieder die angeratschten Streichhölzer. Größere Schlücke offenbaren übrigens eine recht ausgeprägte Pfefferschärfe.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und eine konsequente Fortsetzung des Geschmacks. Das intensive Eichenholz läuft spätestens jetzt den saftigen Rosinen und vielen Nüssen den Rang ab, Ein schwelender, leicht dreckiger Holzrauch durchwabert den Mund und lässt die Veilchen immer mehr zur Randerscheinung werden. Es wird immer holziger ohne ins Würzige oder gar Bittere zu kippen und ganz zum Schluss gibt es als i-Tüpfelchen noch etwas Lakritz und einen Schuss Espresso obendrauf. Als hätte der Lieblingsitaliener Sambuca und Espresso aufs Haus kredenzt.
Charakter: Ein intensiver, spannender Glenfarclas, der neben Streichhölzern als Synonym für dezenten Schwefel mit einer weiteren Überraschung aufwartet. Offenbar nehme aber nur ich bei dieser Abfüllung eine intensive Veilchennote wahr, die ich vom Fleck weg Bowmore zugeordnet hätte. Davon ab gibt es alles, was man sich von einem leckeren alten Glenfarclas verspricht.
Bewertung: Die Nase und das Finish gefallen mir ausgesprochen gut und besser als beim erwähnten 30y. Da mir der Geschmack zwischenzeitlich aber etwas zu sehr veilchendomniniert ist, komme ich zur gleichen Gesamtpunktzahl: 91 Punkte.