“Koval” ist jiddisch und bedeutet “schwarzes Schaf”, hat wohl aber gleichzeitig eine etwas mildere Bedeutung die ungefähr lautet “jemand der etwas anders macht”... letzteres trifft auf jeden Fall zu, auf die 2008 gegründete Chicagoer Craft Distillery Koval!
Bestes Beispiel ist bereits eines der Standard-Produkte, der Koval Bourbon! Haben wir bei Bourbon für gewöhnlich einen hohen Maisanteil deutlich über den obligatorischen 51%, in Kombination mit Roggen und/oder Weizen und gemälzter Gerste, so schlägt der Koval Bourbon mit einer einzigartigen Mashbill von 51% Mais und 49% Hirse auf. Ja, ganz richtig: Hirse! Uns ist kein anderer Bourbon bekannt, der Hirse enthält. Allein deshalb also schon ein absoluter Exot. Mal schauen, was das im Glas ergibt…
Nase: Auf Anhieb erstmal flach und jung und etwas alkoholisch. Wird dann aber schnell komplexer, offener mit süßen Noten, Mais- und Fruchtnoten… Birne und grüne Trauben, säuerliche Fruchtnoten. Dazu Kräuter… grüner Tee. Mund: Intensiv-süß und künstlich-fruchtig, aber mit wenig Tiefe, jedenfalls keine Eichentiefe. Er hat eine gewisse süße “Kräutertiefe”… Cola mit Angostura Bitter. Abgang: Eher kurz und süß, dann bitterer werdend mit einer gewissen Kräuterwürze.
Wer bewusst experimentieren möchte, für den ist der Koval Bourbon eine Überlegung Wert, doch muss betont werden dass wir hier weit entfernt von “klassischem” Bourbon sind.
Wir schätzen Exoten durchaus, und für uns punktet er hoch auf der “interessant”-Skala, leider aber nicht so hoch auf der “wohlschmeckend”-Skala, was uns dazu bringt, zum gängigen Preis von 30 - 35€ / 0,5L keine Empfehlung auszusprechen.
Koval ist - ganz der anfänglich erklärten Namensbedeutung entsprechend - bekannt für experimentierfreudiges Vorgehen. So gibt es in der Koval Core Range Whiskyes, die etwa komplett aus Hirse (“Koval Millet”) oder auch Hafer (“Koval Oat”) bestehen, und einiges mehr. Viel zu erforschen gibt es dort also allemal! An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass alle Koval Whiskeys Single Barrel Abfüllungen sind: Mit einer gewissen Varianz ist hier also durchaus zu rechnen. Was haltet ihr von den Koval Whiskeys? Mehr zum Koval Bourbon und der Koval Distillery gibt es in unserem Video:
Koval Single Barrel Bourbon Cask NOZE6P43 (WID 161972)
Farbe: Deep copper
Nase: Herbes Getreide trifft auf süßlichen Mais. Dazu gibt es eine zunächst einmal dumpf anmutende Kräutermischung, die mich an Kerbel, Oregano und Liebstöckl erinnert. Später blitzt hin und wieder etwas frischer Dill durch. Ein trockener alter Jutesack liegt im Hintergrund und peu à peu kommen ein wenig Vanille und Honig durch. Gar nicht mal so unangenehm. Ich bin gespannt auf den ersten Schluck.
Mund: Vergleichsweise klar und erstaunlich intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Das Mundgefühl und die Intensität passen. Zunächst beginnt es süßlich. Der Mais ist wieder spürbar da und ich muss an Popcorn denken. Begleitend gibt es ein bisschen Vanille und immer mehr Pfeffer prickelt auf der Zunge. Es entsteht eine unerwartet starke Würzigkeit im Mund, die von den Kräutern aus der Nase begleitet wird. Zumal sich der Pfeffer als Vorbote eines überraschend intensiven Eichenholzes erweist. Im Laufe der Geschmacksentwicklung löst staubiges Getreide dabei den süßlichen Malz als Grundgeschmack ab. Zwischen Schlucken und Finish gibt es dann noch eine kleine Überraschung: Veilchen setzen sich geschmacklich am Gaumen fest.
Abgang: Das Finish ist mittellang und eine konsequente Fortsetzung des Geschmacks. Mit den Kräutern als Spielmacher, agieren Eichenholz, das staubige Getreide und die Veilchen bemerkenswert lebendig während im Hintergrund süßliches Popcorn und ein bisschen Vanille schlummern.
Charakter: Ein sehr kräuterlastiger gut trinkbarer Bourbon Whiskey aus Chicago. Süßlicher Mais, staubiges Getreide, besagte Kräuter, Vanille und Veilchen sorgen für einen unaufgeregten aber durchaus charaktervollen Trinkgenuss.
Bewertung: In Summe gibt es von mir solide 84 Punkte.