Die Scotch Whisky Association (SWA) ist, kurz gesagt, ein Unternehmerverband, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Interessen der Whiskyindustrie (Destillerien, Marken, Großhändler) zu vertreten. Und das tut die SWA unter anderem durch Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Rechtsvertretung und Klagen, Netzwerke, Beratungen und Schulungen, eigene Forschungen, ...
Die Mitgliedschaft ist freiwillig und mit einer jährlichen Gebühr verbunden. Unter dem Dach der SWA finden sich Big Player wie Diageo oder die Edrington Group, aber auch eher kleine Läden wie Adelphi oder die Holyrood Distillery. Nicht mit dabei sind zB Pernod Ricard (aber eng mit der SWA verbandelt), J.A. Mitchell oder Signatory Vintage. Nicht in der SWA vertreten sind: Endhändler, Auktionshäuser, Zulieferer, Flipper und Investoren, Whiskytrinkende.
Als Interessensverband kann die SWA keine für alle verbindlichen Regeln aufstellen oder gar Gesetze erlassen. Als Lobbygruppe hat sie in diese Richtung aber starken Einfluss und die wohl mit Abstand größten finanziellen Ressourcen in der Hand, weshalb ihr Einfluss nicht unterschätzt werden sollte.
Es wäre imho sehr spannend und lohnenswert, sich noch etwas eingehender mit der SWA zu befassen, da sie einen nicht unerheblichen Einfluss darauf hat, was als "Whisky" gelten darf und auf den Markt kommt.
Die SWA hat das Recht zivilrechtlicher Durchsetzung bei nicht regelkonformem Verhalten gemäß Scotch Whisky Regulations.
In der Technical Guidance, ein Leitfaden, wird sogar dazu animiert, nicht die eigentlichen staatlichen Behörden zu kontaktieren, sondern die SWA (Von den Mitgliedern eher mühselige Punkte der Technical File werden von der SWA bestimmt auch schärfstens verfolgt, wie es sich gehört. ...). P.S.: Vielleicht wäre es daher als verbraucher (!) sinnvoller, sich an die Behörden im Lebensmittelbereich zu wenden (food.gov.uk), als UA eher an die SWA.
Was die SWA erstmal nicht übernimmt ist die Zertifizierung - das macht die HMRC (Her Majestys Revenue & Customs). Ein Produzent (auch Blender, nicht nur Brennereien), muss zeigen können dass er mit den Regularien übereinstimmend arbeitet. Jeder, der folgendes tut musst sich beim HMRC verifizieren lassen: Fermentieren, Destillieren, Lagern/Reifen, Blenden, Abfüllen und Etikettieren, nur Etikettieren in Schottland, Blenden, Abfüllen und Etikettieren, nur Etikettieren außerhalb Schottlands (Blended Scotch muss nicht in der etikettierten Flasche das Land verlassen, im Gegensatz zu Single Malt), und Großgebinde-Import (z.B. nach Indien)
Die SWA formuliert auch keine Gesetzestexte sondern lobbyiert diese nur untersützt nur die Gesetzgeber mit Ihrer Meinung. Die immer zu lesenden "SWA-Regeln" oder "SWA Regularien" mag es vielleicht als interne Richtlinien geben, aber das hat nichts mit der GI "Scotch Whisky" zu tun und Nicht-Mitglieder müssten sich nicht daran halten.
Woran man sich halten muss: An die "Scotch Whisky Technical File" und die Scotch Whisky Regulations hingegen muss sich jeder halten der "Scotch Whisky" auf das Label pappen will. Und "Scotch Whisky" ist per Gesetz (Scotch Whisky Act Regulation 5) der einzige Whisky, der in Schottland produziert werden darf. (Ich war bis zu einer Detailrecherche auch der irrigen Meinung "dann papp halt nicht "Scotch" auf das Etikett und verkauf den Whisky aus dem Heringsfass halt einfach als Whisky made in Scotland" - Das ist nicht drin).
Die Technical File regelt alles um die GI "Scotch Whisky" und beinhaltet ebenfalls alle Punkte der "Scotch Whisky Regulations" von 2009 (UK Gesetzestext). Bringt aber auch zusätzliche Punkte hinzu, wie beispielsweise die Klärung dazu welche Fassvorbelegungen erlaubt sind.
Die GI (Geographical indication) wird von der DEFRA verwaltet (Department for Environment, Food and Rural Affairs), welche wiederum für alle Spirituosen die HMRC für Autorisierungsbelange und Zertifizierung bemächtigt hat, die Lebensmittelbehörden mit der Verfolgung ("enforcement" i.A.) und die SWA mit der zivilrechtlichen Verfolgung ("civil enforcement" im speziellen). In Spezialfragen technischer Natur ob z.B. eine Tiefenfiltrierung, die Farbe oder Aroma beeinflusst, erlaubt ist wendet sich die HMRC nach eigener Aussage an die DEFRA.
Die HMRC ist auch dafür zuständig die Produktionsstandorte (sei es Brennerei, Lagerhaus, Abfüllstraßen) zu inspizieren (alle 2 Jahre) und sicherzugehen, dass die Regularien eingehalten werden. Die HMRC veröffentlicht hierzu auch Daten.
Die HMRC ist aber nicht für Durchsetzung zuständig. Das machen Lebensmittelbehörden - oder die SWA, wie oben schon erwähnt zur zivilrechtlichen Duchsetzung auch ermächtigt - wie in den von @Bene37 erwähnten Fällen.
Alles in allem ein etwas komplexeres Gebilde als man es sich vielleicht vorstellt. Ist vielleicht auch etwas unstrukturiert geschrieben von mir
________________________________________________________ “Because some men aren't looking for anything logical, like money. They can't be bought, bullied, reasoned, or negotiated with. Some men just want to watch the world burn.”