Nase: Intensiver maritimer Torfrauch, Getreide und Malz. Nicht allzu alt und unverkennbar Islay. Viel mehr gibt es hier eigentlich nicht zu sagen. Die fast durchsichtige Farbe hält wirklich, was sie verspricht. Hier gibt es ein reinrassiges, geradezu kristallklares Destillat. Der Alkohol ist erfreulich gut eingebunden. Ein etwas genaueres Hinriechen lässt hintergründig ein paar Spritzer Limettensaft erkennen. Mit ein wenig Fantasie lassen sich helle, leicht mehlige Äpfel erahnen.
Mund: Klar und kraftvoll trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Unmittelbar bäumt sich eine Welle Torf auf, bricht sich auf der Zunge und flutet den gesamten Mundraum. Sehr treffend von einem in dieser Form nicht erwarteten Getreidegeschmack begleitet. Während in der Nase noch süßliches Malz durchblitzte, ist der Getreidegeschmack unverdünnt eher herb. Lecker. Etwas Pfeffer sorgt für eine wohldosierte Würze, ein grobschlächtig wirkender Eichenholzgeschmack von immer mehr maritimem Jod begleitet das Finish einläutet. Hintergründig schwingt etwas Vanille mit. Schon mit wenigen Tropfen Wasser wird der Geschmack deutlich süßlicher. Das Malz, das sich in der Nase zeigte, kommt jetzt zum Vorschein und die Vanille wirkt cremiger und präsenter.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Maritimer Torfrauch, Jod, Getreide, Malz und Eiche klingen intensiv und stimmig nach. Obwohl es zunehmend trocken und hölzern dahergeht, bleibt eine gewisse Saftigkeit bis zum Schluss erhalten. Von dem Applaus der tosenden See begleitet, die die Luft mit Meeresgischt versetzt, fällt rauchig-holzig der finale Vorhang. Die Fußabdrücke am Strand von Islay werden langsam fortgespült. Das Torffeuer bleibt in genussvoller Erinnerung.
Charakter: Diese Abfüllung transportiert Lagavulin-DNA. Sie steht offen zu ihrer Jugend und besticht mit ihrer Schlichtheit. Letzteres ist positiv gemeint. Hier ist das Destillat Programm. Zwei Dinge finde ich besonders bemerkenswert: der Alkohol ist verdammt gut eingebunden und vom allerersten Geruch bis zum finalen Ausklang durchzieht ein richtig intensiver, maritimer Grundcharakter die Abfüllung. Letzterer kommt mit etwas mehr Jod daher, als beispielsweise im 16er oder in den mir bekannten 12ern.
Bewertung: Diese Abfüllung hält genau das, was ich mir von ihr versprochen habe: schnörkellose, junge Lagavulin DNA. Für diesen nicht wirklich komplexen, aber herrlich kompromisslosen Genuss gibt es von mir 88 Punkte. Tendenz 89. Ich bin froh, dass ich diese Abfüllung probieren konnte.