Nase: Recht zart wirkender Islay-Torfrauch zieht in die Nase. Begleitet von etwas Malz und einer floralen Frische. Ich muss an eine Blumenwiese denken. Untermalt von etwas Honig. Aprikosen kommen durch. Hintergründig changieren Zitronen. Abrieb der Schale ist auch dabei. Der Gesamteindruck ist recht frisch und eher leicht. Auch Kräuter schwingen mit. Näher spezifizieren kann ich die aber nicht. Möglicherweise in Richtung Kerbel und Sauerampfer.
Mund: Ölig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Krass. Bowmore ist nicht so ganz meins, daher hatte ich bislang recht wenige im Glas. Und so ein Geschmackserlebnis bis dato nicht im Mund. Jetzt weiß ich, wie Veilchenöl schmeckt. Ein künstlich-blumiger und wahrlich nicht leckerer Geschmack flutet den Mund und überdeckt alles andere. Seifig. Salbei ist ad wirklich treffend. Da kommt wirklich nichts anderes mehr gegen an. Verzweifelt versuche ich hinter die Veilchen zu schmecken. Mit wenig Erfolg. Etwas Malz ist noch mit dabei und zum Trost wohl auch ein kleiner Löffel Honig. Immer wieder schlagen erbarmungslos die Veilchen durch. Wenn sie wenigstens nicht so künstlich wirken würden. Bereits im Übergang zum Finish frage ich mich, wie ich das jemals wieder von der Zunge bekomme.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Leider. Veilchen-Seife und –öl. Dazu ein paar herbe Kräuter und immer wieder die Hoffnung auf etwas Eichenholz. Letztere stirbt dann aber schnell. Quasi in Veilchenöl ertrunken. Wie bekommt man nur einen derart künstlichen Geschmack in einen Whisky?
Charakter: Eigenständig. Charaktervoll. Blumig. Hier sind faktisch ausschließlich Veilchen Programm. Als wäre das noch nicht schlimm genug: sie schmecken verdammt künstlich. Wie Parfüm. Bestenfalls wie ein Öl. Wer jemals davon geträumt hat, Veilchen mit Alkohol in sich hineinzuschütten, sollte sich auf die Suche nach einem alten Bowmore machen. Wer nicht schon immer davon geträumt hat, verpasst hier absolut gar nichts.
Bewertung: Ein Extremerlebnis. Immer wieder beeindruckend, was für Überraschungen die schöne Whiskywelt für einen bereithält. Auf diese hier hätte ich gerne verzichtet. Ich leere dennoch tapfer meine guten 2cl. Damit frisst sich das ein- für allemal ins Hirn. Bin mal gespannt, ob jetzt selbst bei neueren Bowmore-Abfüllungen noch schneller die Veilchen-Alarmlampe klingelt. Wenngleich mich persönlich jetzt gerade mal so gar nix zu Bowmore hinzieht. Eigentlich müsste dieser Whisky außerhalb der Wertung laufen. Ich verbuche „Veilchen“ als (mindestens phasenweisen) Bowmore-Stil und unterstelle mal frei von der Blumenwiese weg, dass das gewollt war. Von daher gibt es von der geschmacklichen Vollkatastrophe zum Trotz noch gut gemeinte 70 Punkte.