Bunnahabhain 2012/2020 The Coterie Exclusive Ex-Bourbon & Rum Cask Finish (WID 170607 )
Farbe: Pale gold
Nase: Auf Anhieb macht sich das Rumfinish mit vergorenen hellen und exotischen Obstaromen bemerkbar. Birnen, Ananas, Pfirsiche und Honigmelone im Transformationsprozess zu diffusem Alkohol. Als wäre dieses nicht genug, durchzieht eine buttrig-ranzige Note dieses Potpourri. Hinzu kommt, dass fortwährend ein quarzig wirkender Rauch dezent vor sich hinglimmt. Das Destillat kann sich allerdings ganz gut behaupten. Neben süßlichem Malz kommt wellenweise auch immer wieder herbes Getreide durch. Pfeffer und Anis liegen im Hintergrund und die Spannung auf den ersten Schluck steigt.
Mund: Unverdünnt trifft der Tropfen leicht ölig und intensiv-wuchtig auf die Zungenspitze. Die exotischen Früchte sind zwar sofort da, werden aber von einer Keule Pfeffer und Ingwer regelrecht niedergestreckt. Ein Teelöffel Wasser auf knappe 3cl schafft da Abhilfe. Der Tropfen bleibt zwar ungestüm, aber zumindest kommt das Destillat etwas besser zur Geltung. Von quarzigem Rauch begleitet, spült mit Pfeffer versetzter herber Gerstensaft in den Mundraum. Der exotische Obstkorb sorgt für einen kraftvollen und gut passenden Kontrapunkt. Wieder sind es Ananas, angegorene Honigmelone, überreife Birnen und Pfirsiche, die mir in den Sinn kommen. Mandeln und Melasse schwingen mit. Spätestens jetzt habe ich als Nicht-Rumtrinker eine Ahnung von Ester. Und irgendwie bleibt bei alledem auch geschmacklich etwas Mineralisches erhalten. Im Übergang macht sich erstmals das Eichenholz bemerkbar. Strange.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und eine konsequente Fortsetzung des Geschmacks. Quarziges Graphit trifft auf Eichenholz und vergorene exotische Früchte. Dazu immer wieder das herbe Getreide und das leicht süßliche Malz. Pfeffer und Ingwer liegen im Hintergrund und immer wieder blitzt Anis durch. Würzig-fruchtig fällt mit ein paar Spritzern Mandelsaft der finale Vorhang.
Charakter: Jung, brachial und rumgeschwängert. Diese Abfüllung vermittelt eine Idee von Ester und von dieser speziellen Art angegorener exotischer Früchte, die Rum hervorbringt. Rumfreunde könnten hier voll auf ihre Kosten kommen. Ein paar Tropfen Wasser glätten die gröbsten Ecken und Kanten und bringen das Destillat etwas besser zur Geltung. Pfeffer und Ingwer sollte man ebenso mögen, wie Mandeln und Ananas.
Bewertung: Ich habe jetzt eine Ahnung davon, was Rumtrinker als Ester bezeichnen. So richtig meins ist das in diesem Fall zwar nicht, aber spannend und charaktervoll ist diese Abfüllung allemal. Von mir gibt es insgesamt gute 87 Punkte.
Abgang: lang: sahniger Kakao am Zungengrund, pfeffrige Eiche am Gaumen, vollmundige Eichenlohe, Vanille, Birnen, Äpfel, sahnig und mit herbem Lakritz ausklingend, - hart an der Grenze aber noch gut.
Bewertung: Ein schöner herber Inselmalt, mit eher dezenten Islay-Aromen, doch großartigen, intensiven Frucht- und Holzaromen, zusammen mit dem erstklassig eingebundenem Alkohol, bekommt dieser Bunna ein gut mir.
Kurz: Frisch geölter Obstgartenzaun!
Bewertungslegende: sehr gut = top Whisky für besondere Anlässe | gut = Whisky zum Genießen | befriedigend = leckerer All Day Dram | ausreichend = kann man trinken, muss man aber nicht | mangelhaft = nicht mein Geschmack | ungenügend = sensorischer Sondermüll
"Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln." (Otto von Bismarck)