Art: Single Malt Region: Islay Abfüller: Original Bottling Bottling Serie: Zephyrus
Alter: 6 Jahre Brenndatum: 2007 Abfülldatum: 2014 Fasstyp/en: French Oak of Pessac-Léognan Cask 14 Alkohol: 63,8% Vol. Preis: ~149 EUR Limitiert auf 293 Flaschen
Nase: Wein trifft Destillat, wobei der Ersteindruck überraschend destillatbetont ist. Schön, dass das Fass den Spirit hier nicht voll erschlagen hat. Malz und eine Getreidenote, die mich an trockenes Stroh erinnert, treffen auf grüne Äpfel, kandierte Limetten und etwas Honig. Altes, eingestaubtes Eichenholz und etwas Lehm liegen im Hintergrund. Ingwer und Pfeffer kitzeln zwischendurch ein wenig in der Nase. Das dürfte auch dem hohen und erstaunlich gut eingebundenen Alkoholgehalt geschuldet sein. Für einen Moment muss ich an Holzleim denken und so langsam kommen auch geriebene Orangenschalen durch. Den vorhandenen Rauch hätte ich blind und unverdünnt übrigens gar nicht einmal nach Islay verortet. Er wirkt sehr holzlastig und im Grunde genommen fast gar nicht maritim. Mit einem knappen Teelöffel Wasser auf 2cl wird der Gesamteindruck etwas weicher und damit auch gefälliger. Es wird insgesamt auch süßer. Reife rote Beeren kommen durch. Mir gefällt das etwas besser als unverdünnt.
Mund: Selbst verdünnt trifft der Tropfen noch ausgesprochen ölig und intensiv auf die Zungenspitze. Ich möchte ehrlich gesagt gar nicht wissen, wie sich das unverdünnt anfühlt, denn während Malz und Getreide noch in den Mund spülen, verbeißen sich bereits Pfeffer und immer mehr Ingwer mit Nachdruck in die Zunge. Es kribbelt recht arg und die Mundtemperatur steigt um gefühlte zwei Grad. Für einen Moment fühle ich mich so, als würde ich auf einem Fishermen’s Friend herumkauen. Die hellen Früchte lassen sich im Hintergrund allenfalls erahnen. Nur Orangenschalen kann ich greifen. Dafür setzt sich nach und nach aber die Eiche in Szene. Ihr Holzgeschmack geht mit einem etwas modrig anmutenden Unterton einher. Wein ist zwar irgendwie präsent, aber es wird immer trockener im Mund. Bereits im Übergang zum Finish bildet sich ein leicht pelziger Eichenholz-Mandel-Belag auf den Mundschleimhäuten. Was vergessen? Ach ja: der Rauch mal wieder. Ja, Torfrauch ist da, aber auch geschmacklich katapultiert er mich nicht nach Islay und in Anbetracht der schieren Intensität dieser Abfüllung spielt er fast schon eine Nebenrolle.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Anfänglich sind es Pfeffer, Ingwer, das modrige Eichenholz, Orangen und diffus-weinige helle Früchte, die das Programm machen. Dann wird immer trockener und zu meinem Gefallen dreht das Finish hinten raus in Richtung dunkler Schokolade mit hohem Kakaoanteil und Espresso. Selbst eine Handvoll Nüsse zeigt sich noch. Genussvoll fällt langsam der finale Vorhang.
Charakter: Ein wahres Kraftpaket. Respekt vor allen, die den Zephyrus unverdünnt trinken. Die Abfüllung ist naturgemäß keine Ausgeburt an Komplexität, aber irgendwie nimmt sie mich auf ihre Art und Weise auf einen wahren Ritt mit: von der destillatbetonten Nase, über eine regelrechte Pfeffer-Ingwer-Explosion an hellen weinigen Früchten vorbei bis hin zu dunkler Schokolade und Espresso. Bis hin zu einem adstringierenden Mundgefühl gibt es hier durchaus viel zu erleben.
Bewertung: Für seine spannende Achterbahnfahrt bekommt dieser Port Charlotte Rookie von mir dank des Finishs runde 90 Punkte. Für eine Großflasche ist mir der Zephyrus persönlich aber zu extrem. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich da noch eine Menge Wasser draufkippen müsste. Noch jetzt, während ich schreibe, glimmt er wohlig-warm im Magen nach.