Glenfarclas The Family Casks 2002/2021 S21 Cask 3335 (WID 191989)
Farbe: Amontillado Sherry
Nase: Zunächst ziehen überraschend viel Malz, Getreide und eine gewisse Klebstoffnote in die Nase. Orangen und Limetten changieren munter und merkwürdigerweise muss ich an Eistee denken. Was mag das für ein Portwein gewesen sein? Etwas frische Minze schwingt mit. Mit ein wenig Fantasie ist auch ein bisschen Vanille da. Mit zunehmender Standzeit entwickeln sich aus der süßlichen Eistee-Klebstoffmischung immer mehr saftige reife grüne Birnen. Dazu gibt es ein wenig Honigmelone und das war es dann im Grunde auch schon. Von der künstlich anmutenden Süße irritiert, wage ich den ersten Schluck.
Mund: Intensiv und ölig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Die Viskosität weiß zu gefallen. Geschmacklich findet die Nase eine konsequente Fortsetzung. Unheimlich viele Orangen treffen auf eine künstliche Fruchtsüße, die immer noch nach Birnen schmeckt und auch Anleihen von Ananas, Honigmelone und Dosenpfirsichen hat. Dazu gibt es einen Malzgeschmack, wie ich ihn mit sehr jungen Abfüllungen verbinde und immer mehr Pfeffer und Ingwer. Zu den Orangen gesellt sich leicht beißender Orangenschalenabrieb und kurz darauf entlädt sich die aufgebäumte Würze, indem sie eine kleine Hitzewelle durch den Mund schiebt. Jetzt ist schiebt sich auch die Eiche in den Vordergrund. Ihr Holzgeschmack wirkt etwas modrig und während ich vergeblich versuche, die ominöse Fruchtsüße noch etwas besser zu entschlüsseln, arbeiten sich immer mehr Mandeln und Nüsse in mein Bewusstsein. Holzig-modrig und süß-sauer zugleich geht es ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang und hält keine weiteren Überraschungen mehr bereit. Auf modriger Eiche gebettet, tänzelt sich die exotische Fruchtmischung aus der Retorte aus und nach und nach verblassen neben dem anfangs noch sehr präsenten Pfeffer und Ingwer sogar die Orangen und Orangenschalen. Zwischendurch gibt es immer wieder mal etwas Malz und mit ein paar versprengten Mandeln und ein bisschen kaltem Kaffee fällt der finale Vorhang.
Charakter: Orangensaft und –schalen treffen auf künstlich anmutende süße Früchte, allen voran Birnen, Ananas, Honigmelone und Dosenpfirsiche. Dazu gibt es Malz, Pfeffer, Ingwer und modrig wirkendes Eichenholz. Die Anmutung ist sehr jung und ungestüm. Wirklich viel zu entdecken gibt es hier nicht. Nicht einmal den erwarteten Port habe ich gefunden.
Bewertung: Bis dato mein schwächstes Family Cask. Vom Charakter trifft es so gar nicht mein Geschmack. Zugute halten muss man ihm, dass es fehlnotenfrei, mundfüllend und intensiv daherkommt. Ein wahrer Trinkgenuss vermochte sich bei mir aber zu keinem Zeitpunkt einstellen. In der Gesamtschau gibt es von mir mäßige 84 Punkte. Ich bin heilfroh, dass ich hiervon keine Großflasche habe.