Nase: Ein ziemlich süßer sirupartiger Duft herrscht vor, eine Mischung aus Zuckerrübensirup und Ahornsirup, viel Vanille begleitet, der würzige Rye-Anteil ist erkennbar, ebenso ein gewisses Maisaroma in Richtung karamellisiertes Popcorn, ein Hauch frisch gebackenes Sauerteigbrot, die aromatische Holznote hält sich etwas zurück, ist aber durchaus recht facettenreich und reicht von getoastetem Eichenholz zu trockenem Nadelgehölz und Pinienzapfen, insgesamt sehr schmeichelnd und ohne alkoholische Tendenzen
Gaumen: Zunächst ein sehr weiches Mundgefühl beim Antritt, süßer Ahornsirup macht sich breit, dann beginnt es etwas zu prickeln, würziger Rye wird von aromatischer Eiche mit viel Vanille und einer subtilen Fruchtigkeit in Richtung Apfelkuchen mit Zimt ergänzt, eine schöne Süße von karamellisiertem Popcorn und Zuckermais liefert das Grundgerüst
Abgang: Sehr kurz und sauber, deutliche Vanille und Ahornsirup mit sehr milder getoasteter Eiche klingen aus und schon ist er weg, ein steriles und etwas alkoholisches Mundgefühl entsteht, nur eine leichte Rosinensüße im Nachgeschmack und eine kleine Spur Orangeat bleiben als Erinnerung an den Whisky
Bewertung: Wer kanadische Whiskys wegen ihrer weichen und süffigen Art mag, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Sehr angenehm zu trinken und mit ansprechenden Aromen im Geruch und Geschmack versehen, schwächelt er im Abgang aufgrund seiner geringen Nachhaltigkeit. Dadurch wird er leider etwas beliebig und austauschbar, wobei er keinerlei unangenehme Tendenzen aufweist, sondern nur ein bisschen langweilig ist.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin
Weiter geht es mit einem Pike Creek 21yo. Mein erster Canadian Whisky, den ich @Nosferatu68 zu verdanken habe.
In der Nase angenehm weich, so wie man es von einem 21 Jahre alten Whisky erwartet. Etwas klebstoff-spritiges kommt allerdings durch, es schiebt sich am Sahnetoffee vorbei wie ein rüstiger Senior seinen Rollator an die neueröffnete Kasse 3 im Supermarkt. Am Gaumen kommt dann das Speyside Cask Finish dazu, sehr nette Angelegenheit. Insgesamt angenehm, aber zu rund und ohne Wiedererkennungswert. Könnte aus meiner Sicht auch ein Aberlour Cask Annamh sein. Der Abgang ist dann wiederum von Toffee und auch vom Sherry dominiert, alles in allem aber recht kurz.
Eine ganz nette Erfahrung, so ein 21yo Canadian Whisky. Ich frage mich, wie der wohl ohne das Speiysde Cask ausgefallen wäre. Mein Dank geht jedenfalls nochmals an @Nosferatu68 , dem ich diese Horizonterweiterung zu verdanken habe.
Mashbill: wohl Hauptsächlich Corn, mit einem Anteil Rye.
Ein milder, zu Beginn eher unspektakulär wirkender Whiskey, der aber gut integriert und sehr harmonisch daherkommt. Es lohnt sich, diesem Leisetreter Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
Viel Karamell, Toffee und Vanille, mit angenehm natürlicher Cornsüße. Alles wirkt sehr rund und gesetzt. Keine Ecken und Kanten. Zurückgenommene Fruchtnoten, die zu entdecken es sich aber lohnt: Apfelkompott mit Zimt und Zucker, Kirschsirup, reife Honigmelone. Am Gaumen sorgen Holz- und Ryewürze für etwas Biss. Die Fruchtnoten wirken hier eher "standardmäßig" (gesetzte Kirsche), sie erreichen leider nicht die konzentriert-sirupartige Dichte, wie in der Nase. Fein und leicht schmelzig empfinde ich ihn, was sich auch in den Abgang zieht. So belegt er nach ein paar Schlucken auch angenehm den Mundraum.
Ein schöner milder Leisetreter. Durchweg sehr gefällig.
"Everything in moderation, including moderation." Oscar Wilde