Nase: Lagerfeuerrauch schlummert hinter einem süßlich pikanten Vorhang, erinnert irgendwie ein bisschen an meine selbstgemachte BBQ-Sauce, etwas Pflaumenmus, geräuchertes Paprikapulver, das Nachtischpfännchen beim Raclette bestehend aus mit Käse überbackener und mit Zimt bestreuter Banane, ein Spritzer Ketjap Manis Sojasauce ergänzt einen süß-salzigen Einschlag, gerösteter Sesam, scharfe asiatische Reiscracker mit ein paar Algenstückchen, minimal Vanille, vereinzelt tritt eine saftig süße Sultaninennote in Erscheinung und weist auf die Nachreifung hin, hier ist aber nichts aufgesetzt oder übertrieben, der aromatische Rauch ergänzt das stimmige Gesamtbild und bleibt dabei erfreulich zurückhaltend, sehr schönes und hochgradig komplexes Aroma
Gaumen: Aromatischer und kräftiger Torfrauch schlägt ein und wird sofort von einer stimmigen Sultaninensüße verdrängt, immer wieder ruft die stramme Eiche ein paar bittere Töne dazwischen, eine Prise Chiliflocken und geräuchertes Paprikapulver, dann kommen Kräuter und weitere Gewürze ins Spiel, a bissl Bohnenkraut, Lorbeer, Piment, schwarzer Pfeffer, der angeregte Speichelfluss erschafft eine ziemlich cremige Textur, etwas Honig und wenig Vanille, die saubere Gerste versteckt sich in der letzten Reihe
Abgang: Zunächst vermutet man einen sehr milden und kurzen malzigen Abgang, dann steigt der Lagerfeuerrauch wieder die Kehle hoch und läutet ein langes Nachspiel ein, dabei verblassen nach und nach die Kräuter- und Gewürznoten des Geschmacks, die Eiche meldet sich mit etwas schwarzem Tee und ungesüßtem Kakao zu Wort, Vanille sowie eine Sultaninen- und Dattelsüße begleiten die etwas herben Noten, am Schluss landet ein Stück morsches Treibholz auf einem mineralisch erdigen Untergrund, Töpferton
Bewertung: Dieser Malt nimmt mich voll mit! Der sehr komplexe Geruch mit seinen exotisch kulinarischen Nuancen ist dabei am beeindruckendsten. Im Geschmack und Abgang lässt die Komplexität zwar etwas nach, aber die Balance zwischen Reife und verspieltem, sehr feinem Brand ist wirklich schön gemacht. Dass das Finish in den Amorosofässern hier nur ergänzt und nichts überlagert, ist ein zusätzlicher Pluspunkt. Auch wenn die Brennerei hier nicht direkt genannt wird, der Hinweis mit dem Jahr 1816 auf dem Label ist eindeutig und hält, was er verspricht. Ein wirklich toller Whisky!
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin