Der Preis war ja für die Eckdaten ansprechend. Da die Whiskyindustrie aber schon lange nichts mehr zu verschenken hat, war ich skeptisch. Die Nase finde ich eigentlich ganz gut, auch wenn sie für das Alter etwas voller ausfallen könnte. Im Mund ist er mir dann aber zu eindimensional. Da fehlt die Tiefe. Das ist sicher kein schlechter Whisky und wäre auch kein absoluter Fehlkauf, allerdings bin ich auch nicht traurig davon keine Flasche zu haben.
Geruch Weinbergpfirsich. Traubenzucker. Kokosraspeln, bisschen wie Ferrero Raffaello. Marzipan. Kandierte Zitrusfrüchte. Ein Wechsel zwischen staubigem und frischem Holz. Minimal etwas Waldboden. Entfernt vielleicht ein bisschen Wachs.
Geschmack Durch den Alkoholgehalt ist der Antritt fast zwangsläufig eher sanft. Viel Süße. Sehr süßer Pfirsich-Eistee. Waldhonig. Früchtsüße. Danach setzt die Eiche ein, es prickelt und Speichelfluss setzt ein. Mehr ist da aber nicht los.
Abgang Angenehmes Wechselspiel zwischen Süße und Holzwürze und etwas Säure. Leicht mineralische Noten.
Dieser Speysider ist aktuell die älteste Abfüllung, die ich bisher im Glas hatte. Von den 32 Jahren lag er für ein Finish von 3 Monate in einem Moscatel Süßweinfass. Vorher wird er wohl in Ex-Bourbonfässern gereift sein. First-Fill kann ich mir bei diesem Alter nicht vorstellen, aber ob 2nd, 3rd oder sogar 4th Fill kann ich nicht sagen.
Nase & Aussehen Die Farbe geht deutlich Richtung Bronze. Und dies finde ich bei „nur“ drei Monaten im Moscatelfass beachtlich. Wäre interessant, wieviel die Fässer vorher zur Farbe beigesteuert haben. Aber Farbe allein ist bekanntlich nicht alles. Entsprechend seinem Alter bekommt der Whisky ein paar Minuten Ruhezeit im Glas. Er bedankt sich dafür mit einer sehr ausgewogenen, in sich ruhenden cremigen Nase. Da merkt man schon das gesetzte Alter. Eine sehr deutliche Fruchtsüße, die auch Anklänge von Honig nimmt, gepaart mit einer wirklich starken Fruchtnote. Zum Trocknen aufgelegte Trauben, Pfirsiche, Nektarinen. Bounty, Kokosraspeln mit Milchschokoladeüberzug. Und eine leichte Würzigkeit vom Fass liegt im Hintergrund und untermalt die fruchtigsüßen Grundaromen. Alkohol ist absolut nicht vorhanden, da sticht nichts.
Geschmack Ein samtiges Mundgefühl. Weiterhin ist eine deutliche Fruchtnote nach Pfirsich und Konsorten präsent. Etwas überraschend ist die starke Süße aus der Nase im Geschmack nicht so deutlich vorhanden wie vermutet. Dafür macht sich die lange Lagerung im Eichenfass bemerkbar. Ein angenehmer weißer Pfeffer mit Ingwer und Gewürzen wie Zimt und Muskat ergänzen die fruchtigen Aromen.
Abgang Die nun dominierende Würzigkeit der Eiche nimmt Richtung Finale weiter an Fahrt zu. Ohne jedoch je zu viel zu werden. Schön wärmender Abgang von Rachen bis zum Magen. Auch das Steinobst, addiert durch reife Marillen, ist bis zum mittellangen Ende vorhanden.
Fazit Die lange Reifezeit erkennt man vor allem an der sehr ausgewogenen Nase. Sehr schönes Wechselspiel zwischen Frucht und Süße. Im Geschmack und im Abgang zeigt dich zwar die Eiche, jedoch beileibe nicht dominant oder störend. Die Frucht ist über alle Phasen der Verkostung vorhanden. Kein Komplexitätsmonster aber ein wirklich sehr schöner runder Speysider, dem das Finish durchaus gut getan hat.