Ich möchte die vier Malts gar nicht gegeneinander ranken, jeder davon war etwas ganz besonderes und ein toller Genuss, der mich durchaus etwas sehnsüchtig auf diese Brennereien blicken lässt.
Nach einigem Sammeln von Samples gab es heute nun endlich ein Springbank Vertical Tasting einiger Abfüllungen aus der jüngeren Vergangenheit. Jegliche Betrachtung von Preisen blende ich mal bewusst aus.
Nach einem kleinen Kalibrier-Dram (Old Pulteney Flotilla) der erste Kandidat:
Die Nase ist wirklich toll. Da ist eine schöne Getreidenote, süße Vanille, im Hintergrund etwas mineralischer Rauch und Funk. Maritime Noten, aber auch etwas Öl und Werkstatt. Im Mund etwas prickelnd, aber sehr schön ölig, intensive Würze, leichter Rauch, etwas helle Früchte, sehr mundfüllend. Der Abgang ist trotz der 16 Jahre eher kurz geraten, leider. Hier kommt der Rauch nochmal etwas stärker durch und wird von süßen Noten begleitet.
Das Profil kommt nah an das eines Benromach Single Casks aus dem Bourbon Fass heran, welches gerade mein "Sweet Spot" ist. Blind hätte ich diesen Local Barley evtl. dorthin gesteckt.
Auch hier eine tolle Nase, aber durch das Oloroso Fass natürlich ganz anders geprägt. Dunkle Früchte, Trockenpflaumen, eine Idee von Rauch, im Hintergrund etwas mineralisch und entfernter Funk. Im Mund wieder recht ölig, ziemlich salzig und intensiv, wieder die dunklen Früchte, sehr gut eingebundener Alkohol. Der Abgang ist etwas länger und ich nehme einen leichten Hang zum Schwefel wahr, der aber nicht stört.
Die Nase ist ein ganz anderer Schnack und macht die Unterschiede in den Sherry Reifungen sehr deutlich. Das ist eine deutlich trockenere, hefe-lastige Nase mit nussiger Honig-Süße, die erst nach etwas Zeit im Glas etwas Mineralik und leichten Funk preisgibt.
Im Mund intensive Honigsüße, etwas adstringierend, mehr Rauch. Die 55,0% sind kaum zu spüren.
Der Abgang ist nochmal richtig intensiv und deutlich rauchiger, was das betrifft, eine echte Achterbahnfahrt.
Spannendes Teil und sehr eigenständig. Sicher nicht everybody's darling.
Die Nase ist richtig fleischig und fett, Umami schreit einen an. Etwas trockene, staubige Erde. Tabak. Anfangs leichtes Stechen vom Alkohol. Die Springbank DNA ist hier am weitesten weg, aber trotzdem im Hintergrund zu erriechen.
Im Mund ölig, fett, salzig, klebrig - wow. Selten so einen intensiven Malt im Mund gehabt. Der Abgang ist dann ziemlich konsistent und die klebrige Süße verbleibt, wird aber noch von kräftigem Rauch ergänzt, so dass eine ziemliche Explosion entsteht.
Ehrlich gesagt, ich wüsste nicht, wie man einen Malt mit PX Finish noch besser machen möchte. Das ist ganz großes Kino.
Eher zufällig passte die Reihenfolge übrigens echt gut. Der PX hat soviel Fass und Wucht, dass er ans Ende muss, trotz eher weniger Rauch.
Mein Fazit: Springbank ist, Hype hin oder her, eine fantastische Brennerei. Selten hat mir ein vertical flight soviel Spaß gemacht und derart abwechslungsreiche Eindrücke hinterlassen. Jeder Malt war auf seine Weise ein absolutes Highlight.
Auf der Reise durch die Malts hat mich dieses wirklich schön gemachte Video begleitet, das fantastisch gefilmt ist und auch Eindrücke von Campbeltown außerhalb der Brennerei(en) vermittelt.
Einziges (winziges) Ärgernis: Meine hoffentlich eines Tages stattfindende Reise ins gelobte Land hat nun einen weitere Pflichtstation...
Gesammelte Werke der letzten Wochen. Manchmal lohnt es sich doch noch, bei kleinen Händlern im Onlinesortiment zu stöbern. So habe ich den Ardmore, den Tobermory und die Ledaigs relativ nah am Ausgabepreis bekommen (OK, der Ledaig war mit 129,90 EUR schon etwas drüber, aber sonst kaum mehr unter 200 EUR zu bekommen).
Der Mystic Islay war bei einem Kumpel in Paderborn gebunkert, nachdem ich ihn im MoS Warehouse erstanden hatte.
Intensive, dichte Nase. Zunächst etwas frische Minze, dann Trockenfrüchte, eine leichte BBQ-Note schwingt mit, geräuchertes Paprikapulver, die Jugend wird etwas spürbar mit einem Hauch metallischer Noten. Mit einiger Zeit im Glas kommen salzige Cashews mit Honig dazu.
Geschmack
Ölige Konsistenz, starker Antritt mit intensiver Süße, etwas stärkerer maritimer Rauch. Die 50% sind hier ideal gewählt als Trinkstärke.
Abgang
würzig, BBQ-Sauce, nochmals stärkerer Rauch, durchaus lang anhaltend
Fazit
Beeindruckend, was für ein intensiver und erstaunlich vielschichtiger Whisky hier nach 4-5 Jahren entstanden ist. Die sehr gut gewählte Mischung der Sherryfässer gibt dem Ardnamurchan im Vergleich zu den (ebenfalls richtig guten) Standard-Batches nochmals eine zusätzliche Dimension. Das Profil hat für mich leichte Anleihen bei der Dark Side of Islay Serie von MoS und trifft daher genau meinen Geschmack.
Ich bin mal faul und kopiere meine Whiskybase-Notes hier rein:
Auf jeden Fall spannender und polarisierender Malt, der jedoch m.E. preislich den Bogen ziemlich überspannt für das Gebotene im Glas. Eine Großflasche müsste ich nicht unbedingt haben.
Geruch (87)
Zunächst eine deutliche Zimtnote und Gebäck, erinnert an Zimtschnecken. Außerdem Vanille und etwas angebranntes Karamell, wie auf einer Crema Catalana. Dies passt zu der Schwefel-Assoziation, die viele haben, wobei ich sie ganz passend und nicht allzu störend finde. Im Hintergrund etwas Maritimes und Salziges. Kein Alkohol zu bemerken. In Summe eine spezielle, aber interessante Nase.
Geschmack (86)
Deutliche Süße, Zimt, Honig und Salz. Leicht nussig und kräftig-würzig.
Abgang (85)
Eher kurz und recht trocken, etwas Holz ist nun spürbar.
Habe ihn nach der Erfahrung mit dem Cognac direkt ins Weinglas befördert...
In der Nase zunächst mal - Apfel. Ok, das überrascht mich jetzt nicht. Dann kommt aber eine etwas angebrannte Karamell-Note dazu, außerdem Zimt. Eine fleischige Note (Umami?), Gemüsebrühe. Leicht stechend, aber nicht unangenehm. Die Früchte gehen etwas Richtung Birne und Dattel, Lütticher Delikatesse geht mir durch den Kopf, falls das jemand kennt. Ein Hauch von Walnuss. Das ist alles etwas verrückt, aber wirklich spannend.
Im Mund wird es dann sehr intensiv, wow. Apfelsaft naturtrüb, leichte Rumtopf-Noten, ordentlich Würze und Eiche. Der Abgang ist recht trocken, eher mittellang und etwas brennend, da würde man ihm auf mehr als 48,8% schätzen.
Fazit: Irgendwie ein ziemlich cooles Teil. Mit 99 EUR jetzt auch nicht abgefahren, da gibt es wesentlich langweiligere Single Malts für das gleiche Geld. Der könnte tatsächlich ins Regal bei mir einziehen....
So, ich wage mich mal in ganz unbekannte Gefilde....
Nachdem meine ersten Berührungen mit Armagnac, wie dem Foren-Armagnac, mich so gar nicht begeistert haben, wollte ich zumindest der Vollständigkeit halber auch noch einen Cognac testen.
Als Beifang einer Bestellung bei Simple-Sample gab es einen 50 Jahre alten Vallein Tercinier Lot 72.
Zunächst mal im Stölzle Foren-Nosing-Glas ca. 2 Stunden belüftet.
In der Nase wie beim Armagnac eine recht dominante Traubennote, süße Kräuterbonbons, etwas frische Minze. Im Mund kräftig, wieder Traubensüße. Im Abgang Eiche, eher kurz. Die 51,3% sind kaum wahrnehmbar, der Alkohol ist hervorragend eingebunden.
Hmm, so richtig war es das wieder nicht. Dann ist mir eingefallen, dass der gute @StyrianSpirit auch gerne mal ein großes Weinglas verwendet. Also ein universelles Schott Zwiesel Bordeaux Glas aus dem Schrank gekramt und den Cognac hinein befördert.
Oh ja, das war eine gute Idee. Nach etwas Warten tritt die dominante Trauben-Note zurück und macht Platz für helle Früchte wie Pfirsich und Mirabelle, aber auch Milchschokolade ist nun wahrnehmbar. Außerdem etwas "Rancio", eine sehr gediegene Eichennote. Die Nase ist nun wirklich komplex und macht richtig Spaß. Auch im Mund und Abgang gefällt er mir nun etwas besser, da auch hier die Süße in den Hintergrund tritt. Hier ist die Ähnlichkeit aber größer zum Nosing-Glas. Aber der Abgang bleibt eher kurz.
Fazit:
Die Glasauswahl war für mich hier der Game-Changer. Dieser Cognac hat mir zu guter letzt wirklich gut gefallen und könnte eine erste ernsthafte "Malternative" für mich sein. Spannend!
Tatsächlich finde ich, dass die klassischen Profile der Regionen immer mehr verschwimmen.
Tendentiell waren es bei mir auch immer die Lowlands, die hinten anstehen. Doch ich habe schon tolle Abfüllungen der neuen Brennereien wie Ailsa Bay und Annandale probiert, letztere heavily peated, was ja eigentlich völlig untypisch ist.
Aber auch Daftmill finde ich durchaus spannend, die ja bewusst einen sehr traditionellen Lowland-Style produzieren.
Und dann hatte ich am Samstag noch meinen ersten Bladnoch im Glas, den 1991er aus dem aktuellen MoS-Bottling. Den fand ich herausragend gut, doch leider außerhalb meiner Preisliga.
Zitat von Oldie61 im Beitrag #8Der Ausgabepreis des Westfalian war schon grenzwertig und das Cask - auch der Name! - hatten wohl Anteil daran. Er ist bisher mein bester "Deutscher Whisky" den ich verkostet habe, aber den heutigen "Sammler-Fantasie-Preis" ist er bei weitem nicht wert!
Meine 2 Pfennige
Unterschreibe ich voll und ganz. Whizita/Flickenschild hatte ihn kurz nach Release im Angebot für die um die 90 EUR, das war tatsächlich noch relativ OK. Die sonst aufgerufenen 109 sind tapfer, keine Frage, zumal für 500ml.
Aber da ich ohnehin großer Freund der Westfalians bin, musste der die Kollektion ergänzen:
Also ich erwarte, dass ein Whisky auch direkt nach dem Einschenken eine ansprechende Aromatik bieten kann. Diese darf sich gerne mit längerer Belüftung weiter entwickeln und zum Positiven verändern.
Wenn mir suggeriert wird, dass ein Whisky zunächst mal mehrere Stunden ins Glas muss, bevor er genießbar wird, dann bin ich raus.
Zitat von Fratzi Lichtman im Beitrag #2Klar der Stork Rye als Sieger für mich. Ich hatte den Westfalian Ex-Port-Ellen im Glas und fand den auch okay. Aber wenn ich den vierfachen Preis dafür zahlen muss im Vergleich zum Stork, Letzterer zudem in ausreichender Menge verfügbar ist UND nachproduziert werden kann, dann fällt die Entscheidung nicht schwer. Und so nett der Name „Port Ellen“ auch auf einem Label ist - das ist mir als ausschlaggebendes Kriterium zu wenig.
Den Stork Rye finde ich auch klasse. Aber die Kriterien Preis und Verfügbarkeit habe ich hier nicht bewertet, da es für mich um den deutschen Whisky mit dem besten Ergebnis im Glas ging, und da finde ich den Westfalian klar besser.
The Westfalian Masterpiece Ex- Port Ellen Sherry Hogshead (Fass 76) The Westfalian Masterpiece Ex- Ardbeg Sherry Hogshead (Fass 53) Hercynian Distilling Co./Emperor's Way Henry The Lion
Da sich das 10cl Sample vom South Islay 15 BW langsam dem Ende neigt, nun auch ein paar Eindrücke dazu.
Nase
Aus dem Glencairn Glas strömen die Aromen nur so in die Nase. Intensiver süßlicher Rauch, der recht deutlich auf Ardbeg schließen lässt. Maritime Noten, gegrillte Meeresfrüchte, BBQ am Strand, Zitrone, Fenchel, leichter Sherry-Einschlag mit Trockenfrüchten, aber eher subtil. Etwas Menthol. Immer wieder changierend und durchaus komplex. Kein Alkohol zu spüren. Eine fantastische Nase.
Eher etwas kurz und vielleicht die Schwachstelle, rauchig, aber nicht sehr intensiv.
Fazit
Ein tolles Einzelfass von ADOS, dass tatsächlich sehr ausbalanciert ist und nicht die typische cask-driven Abfüllung darstellt. Gefällt mir sehr gut, und ich bin froh, eine Flasche ergattert zu haben.
Heute hat sich der erste Nc'nean in mein Glas verirrt, und zwar die Huntress. Konzept und Anspruch der Brennerei sind aus der Ferne schonmal sehr überzeugend, die Flasche und die Verpackung sind sehr liebevoll gestaltet.
Nase:
Leichte Rotwein-Note, Pfirsich, etwas tropische Früchte, Gummibärchen, Vanille. Die STR Casks machen ihren Job und verleihen dem jungen Malt eine vernünftige Nase. Ich vermute, dass hier ansonsten auch Virgin Oak zum Einsatz kam.
Mund:
Durchaus ölig, süß, Weintrauben, Eichenwürze
Abgang:
Eher kurz, etwas scharf, wieder Eiche. Hier ist die Jugend doch deutlich zu erkennen.
Fazit:
Ganz anständig gemachter, typischer junger non-peated Malt, der mit aktiven Fässern getunt wurde. Bleibt nicht in Erinnerung und hat keinen besonderen Charakter IMO. Über den Preis brauchen wir hier nicht diskutieren: Auch die 99,90 EUR Ausgabepreis sind jenseits von gut und böse und stehen in keiner Relation zum Ergebnis im Glas.
Man erhält 6 Samples à 2cl und vergleicht jeweils zwei Whiskies im Duell. Dabei weiß man, um welche zwei Abfüllungen es sich generell handelt, aber nicht, welche von den beiden nun wirklich in dem Sample steckt.
Die Duelle sind so gewählt, dass es durchaus eine gewisse Vergleichbarkeit gibt, was zB Peat-Level oder Fass-Auswahl angeht. Während der Duelle kann man dann online voten, welcher der beiden Whiskies einem besser in Nase, Mund und Abgang gefällt, danach wird aufgelöst, zum Einen das Ergebnis des Votings, zum Anderen dann auch, welcher Whisky welcher war.
Beim letzten Battle #4 gab es im dritten Duell den aktuellen Longrow 15 RED vs. 1770 Glasgow Peated PX Cask. Der 1770 hat ca. 70% der Stimmen in allen Kategorien erhalten (ca. 50 Teilnehmer)...