Den Brennereicharakter nehme ich durchaus wahr, genauso wie staubiges Holz. Im Übrigen musste ich ein wenig in mich gehen und überlegen, was ich da eigentlich rieche und schmecke.
Etwas lange gebraucht, aber jetzt habe ich's: Neben Erdbeermarmelade, die sofort zu erkennen ist, sind's die Berberitzen. Fleischragout mit ganz vielen Berberitzen, als hätte man sie beim Kochen verschüttet. Sodass sie den Fleischgeschmack fast komplett überdecken. Die Malzigkeit vom Ursprungsdestillat ist auch ein bisschen da. Heller Honig ist dabei. Die Berberitzen sind aber eindeutig im Vordergrund. Im mittellangen Abgang gesellen sich Weintrauben dazu.
Insgesamt muss ich sagen, dass mir dieser Whisky gefällt. Der Alkohol ist gut eingebunden, aber der Malt ist nicht zu glatt. Leicht würzig. Dezent holzig. In Maßen süß und leicht beerensauer. Kein Schwefel und keine Fehlnoten. Wirkt vielleicht ein-zwei Jahre jünger. Der Preis ... könnte niedriger sein.
PS. Vom Brennereicharakter würde ich Mannochmore irgendwo zwischen Glen Moray und Linkwood einordnen. Die Malzigkeit ist also schon leicht säuerlich, aber nicht so arg wie bei Aultmore oder Glenallachie. Etwas reichhaltiger als Glen Moray und etwas harmonischer als Linkwood (beim letzteren habe ich immer so eine Note wie säuerlicher Käse dabei).
Zweiter Dram: Diesmal leicht auf dem Heizkörper angewärmt. Die fleischige Note erinnert mich nun an Kängurufleisch, und es kommt nun zusätzlich zu allem noch Koriander dazu.
Echt gut gelungen der Malt. Nur die Farbe stört ein bisschen. Ich würde diesen Whisky wahrscheinlich mehr genießen, wenn er die gleichen Aromen bei einer etwas helleren Farbe aufweisen würde. So wie es ist passt das irgendwie nicht zusammen. Aber: Dann hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht gekauft. Jedenfalls nicht zu dem Preis von über 80 Euro.
Als Referenz (also als ähnliche Malts) würde ich den Glen Moray 10yo Whb 59,3% und den Linkwood GM Côte Rôtie Wine Casks Finish angeben. Dieser Mannochmore ist aber besser und komplexer als die beiden.