Aroma: mild, leicht, stark rauchig, jodiertes Textilpflaster, zunächst sehr frisch und fruchtig (Zitrone, Mirabelle), dann dominiert zunehmend die für mich Caol-Ila typische säuerliche Note, die oft mit Leder und Tabakblätter assoziiert wird, für mich aber vor allem einen maritimen Charakter hat (Meeresfrüchte, Algen, Seeluft) er wird richtiggehend sauer, dazu wird der Alkohol mit der Zeit etwas präsenter. Er wirkt nicht sprittig, aber für knapp 46% durchaus intensiv. 84P
Geschmack: ölig und voll, startet herb rauchig, wird dann aber süß und fruchtig (Mirabelle), dazu auf der Zunge zunehmend pfeffrig, auch die säuerliche ledrig-maritime Note ist da; der Alkohol ist präsent, nicht sprittig, aber doch so intensiv, dass man auch einen Alkoholgehalt oberhalb von 50%vol. vermuten könnte. 86P
Abgang: mittellang, eher leicht, endet mit trockenem Rauch, der maritimen Note, einer leichten Bitterkeit und salzig. 83P
Fazit: Schöner, wenn auch wenig komplexer, junger und frischer Islay-Malt, bei dem die Herkunft außer Frage steht. Er hat den typischen Brennereicharakter von Caol Ila, medizinischen Rauch, Zitrusfrucht und die säuerliche ledrig-maritime Note. Im Vergleich zum 12jährigen Caol Ila ist er frischer, aber weniger fruchtig. Vielmehr ist die säuerliche Note viel ausgeprägter. Das ist interessant, da ich dies beim 25jährigen Caol Ila (gegenüber dem 12jährigen) auch bereits wahrgenommen habe, so dass die Intensität dieser Aromen offenbar kein Phänomen der Altersentwicklung ist. Der Port Askaig ist auf der Zunge deutlich pfeffriger, im Geschmack für mich dadurch aber auch etwas intensiver als der 12jährige Caol Ila. Während letzterer die schönere Nase hat und insgesamt den abgerundeteren, wertigeren Eindruck macht, gefällt mit der Port Askaig im Mund im direkten Vergleich sogar fast etwas besser; im Abgang wird er dann aber sehr leicht. Ich bin froh, dass ich beide besitze, so kann ich je nach Tagesform zwischen einem eher gemütlichen Caol Ila oder der etwas ungestümen Variante wechseln. 84P
Nase: Herbe Getreidenoten und Torfrauch ziehen in die Nase. Etwas maritimes Jod schwingt mit. Allerdings eher von der dumpfen Art. Für einen Moment muss ich gar an etwas Gummiabrieb denken. Unterschwellig ist süßer brauner Zucker dabei. Honig kommt auch durch. Im Hintergrund gibt es ein paar Zitronenschalen. Unverkennbar ein junger Islay-Malt. Nicht allzu komplex. Dafür aber mit der Tendenz zu einem ausgewachsenen Müsliriegel. Die Abfüllstärke hinterlässt einen ordentlichen Eindruck. Der Tropfen kommt intensiv daher, aber es sticht kein Alkohol in der Nase.
Mund: Vergleichsweise klar und leicht ölig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Sofort ist ein satter Getreide- und Malzgeschmack präsent. Und ein intensiver, nicht aufdringlicher Islay-Torfrauch. Schwarzer Pfeffer krallt sich spürbar, aber noch wohldosiert in die Zunge. Begleitet von Zitrusfrüchten. Im Unterschied zur Nase gibt es geschmacklich mehr Limetten denn Zitronen. Immer wieder blitzt etwas Lakritz durch. Nach dem zweiten Schluck gesellt sich sogar vorsichtig etwas Eichenholz dazu. Ein leckerer dezenter Mandelgeschmack leitet ins Finish über.
Abgang: Der Abgang ist mittellang. Getreide und Malz dominieren auch den Ausklang. Zusammen mit dem maritimen, weich anmutenden Islay-Torfrauch. Diese süßlich-herbe Getreide-Malz-Torfrauch-Gemengelage ist wirklich gefällig und die Mandeln, das Eichenholz sowie der Fußabdruck von Pfeffer und Lakritz bringen sogar noch etwas Abwechslung ins Spiel.
Charakter: Ein gut gemachter, junger Islay-Malt. Getreide, Malz und Torfrauch bilden die Hauptlebenslinie. Dazu gibt es Pfeffer, Lakritz und Zitrusfrüchte. Süßlich, herb und im positiven Sinne süffig. Das im letzten Drittel der Geschmacksentwicklung und im Finish die Eiche dann doch noch derart präsent ist, hat mich positiv überrascht.
Bewertung: Eine schöne junge Islay-Abfüllung, die ich mir als prima als unkomplizierten Begleiter an einem sommerlichen Grillabend vorstellen kann. Von mir gibt es leckere 85 Punkte.