Geruch: Oh, einer dieser "jungen Wilden mit Tiefgang" à la Glenfarclas Single Cask Potstill Edition 2007. Vollreifungen in einem Refill-Sherry-Butt können schon sehr verführerisch sein. Nussiger Sherry, ganz satt, Pflaume, etwas staubiger Weinkeller. Feine Würze mit etwas Kerbel und Majoran. Die 60,7% sind spürbar als angenehme Mentholbrise.
Geschmack: In den Mundraum kommt der Malt sehr ölig und kräftig, absolut sherryintensiv und nussig. Die 60,7% schieben ordentlich an, die Würze geht auch Richtung Streichholzköpfe, aber auch feuchte Walderde ist zu spüren und immer wieder die Sherry-Pflaumenmus-Mischung.
Abgang: Der Abgang bleibt ganz fein balanciert, erstaunlicherweise bleiben Sherry und Dunkelfrucht im Vordergrund, ohne jede Bitterkeit.
Fazit: Ein sehr feines Oloroso-Sherry-Refill-Butt. Genau so soll das sein. Sherryintensiv, nussig, dunkelfruchtig, stark. Gut mit Wasser einzustellen. Macht große Freude und bringt für mich 92 Punkte (92-92-91).
Etwas Wasser öffnet den Malt wieder, macht ihn etwas pflaumenfruchtiger und sherrybetonter, Würze und Erdigkeit sind angenehm eingebunden. Am Gaumen bleibt er intensiv, auch die Streichholzkopfnoten bleiben, der Abgang wird wieder insgesamt etwas leichter. Eine schöne Variante. @ErrHaBe Danke für dieses Sample!
Vorab: Nachdem der Whisky in den ersten Monaten nach der Öffnung deutlich vom Alkohol geprägt war und eher einseitig daherkam, präsentiert er sich in den letzten Wochen – u. Umständen auch durch die hohen Temperaturen bedingt – deutlich angenehmer. Sauerstoff tut ihm also offensichtlich gut – Wasser auch…
Nase: Pur: eine Mischung aus Süße und einer leichten Herbheit dominiert neben dem deutlichen Alkohol die Nase, die man am besten nicht zu tief ins Glas halten sollte. Hält man gebührenden Abstand, erhält man die für ein Refill Butt typische dunkle Sherryfruchtigkeit aus Trockenplaumen und Rosinen, die in Alkohol eingelegt sind. Dazu noch angenehme Eichen- und Walnussaromen, gepaart mit Milchschokolade und Tonkabohne. Etwas Zimt ist auch noch dabei. Der Oloroso lässt sich nicht verleugnen. Mit Wasser: Die Sherryaromen bekommen durch die Verdünnung mehr Raum, die Fruchtigkeit wird weicher und runder, immer noch Nüsse und Milchschokolade neben dem Holz. Zu der Eiche gesellt sich noch ein bisschen dunkles Kakaopulver. Die Aromatik ist harmonisch und von dunkler Anmutung.
Gaumen: Wärmend und ölig kommt der Whisky daher. Die eingelegten Früchte sind wieder da, genauso wie die Milchschokolade und die Nuss. Einen Hauch von Leder und Kakao kann man auch noch spüren. Trotz des unverdünnt doch dominanten Alkohols, sind die Aromen auch hier wieder harmonisch in ihrer Abfolge. Etwas Wasser hilft auch hier, der Sherry wird deutlicher, genau wie die Milchschokolade. Am Ende geht der Whisky etwas in die bittere Richtung, wie ein mit Kakaopulver bestäubter Cappuccino vielleicht.
Abgang: Der Whisky ist lange zu spüren, süß und warm hält er sich im Hals, die Trockenfrüchte und die leichte Eichennote bleiben lange erhalten, gegen Ende wird das Finish herber, wenn Fruchtsäure (frische Zwetschgen) nach vorne drängt. Die Nuss sagt auch noch einmal kurz Hallo, bevor sich der Whisky mit Kakaopulver und etwas Espresso sowie leichtem Holz endgültig verabschiedet.
Bewertung: Dieser Glentauchers ist ein schönes Sherryerlebnis mit viel Dampf, insofern m. E. auch kein Anfängerwhisky. Sowohl in der Flasche als auch im Glas hilft Zeit dem Destillat, sich vorteilhaft zu entwickeln. Zu früh genossen, überdeckt der Alkohol die filigraneren Aromen, und man nimmt nur die kraftvolle Fruchtigkeit und bittere Holzigkeit wahr. Auf alle Fälle eine empfehlenswerte Abfüllung, allerdings meiner Meinung eher etwas für kalte Abende vor dem Kamin als warme auf dem Balkon.