Nase: Wow. Hier dominieren von Anfang an ordentlich viel Leder und dunkle, saftige Pflaumen, die mich von der Intensität her an einen Rumtopf erinnern. Für einen Moment entsteht gar der Gedanke an Terpentin. Aber das nur im allerbesten Sinne. Eine schwer beschreibbare, staubige Note liegt im Hintergrund und schöner aromatischer Holzrauch durchzieht die Gemengelage. Tabak und Eichenholz lassen sich erahnen. Rosinen deuten sich an. Und dann immer wieder die betörenden Pflaumen und Leder. Was für ein schöner Auftakt.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Im Unterschied zum 50y Assemblages gibt es hier viel stärkere Fruchtsäure-Spitzen, die unweigerlich den Speichelfluss anregen. Kaum habe ich leckere Brombeeren als die Verursacher ausgemacht, setzen Pfeffer und Ingwer ein kleines Ausrufezeichen. Dunkle Schokolade, herbes Kakaopulver und Grapefruitsaft sorgen für ein bittersüßes Fundament, auf dem sich, von Weihrauch und Holzrauch begleitet, immer mehr Eichenholz breitmacht. Dennoch lassen sich die Früchte nicht unterkriegen. Passionsfrüchte und Granatapfelkerne sorgen für einen schönen exotischen Einschlag. Die Bitterkeit erinnert in der Tat an eine Jahrzehnte zurückliegende und nicht im Ansatz so genussvolle Begegnung mit Campari. Aber das tut dem rundum leckeren Geschmack überhaupt keinen Abbruch.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Während Pfeffer und Ingwer hintergründig nachwirken, kommen zum Abschluss wieder Leder und Eiche zur Geltung. Die reifen Brombeeren und Tabak sind auch mit von der Partie. Langsam klingt der Tropfen genussvoll aus.
Charakter: Kraftvoll, intensiv und dunkelfruchtig. Liebhaber dunkler Früchte, dunkler Schokolade und dicker Eichenholzbretter kommen hier voll auf ihre Kosten. Zumal, wenn Sie Tabak und einer gewissen Grapefruit-Bitterkeit nicht abgeneigt sind. Mein persönliches i-Tüpfelchen ist der schöne Holzrauch. Dicht gefolgt von den Passionsfrüchten und Granatäpfelkernen.
Bewertung:Für diesen prima Trinkgenuss lasse ich gerne 92 Punkte springen.