In der Nase sehr süss und viel Eiche, würzig, auch leicht muffig, Waldboden, Pilze im positiven Sinne, dazu ein paar Rosinen und eine leichte Säure, wohl vom Holz.
Im Mund setzt sich die Säure fort, dazu viele Gewürze, Pfefferaroma, Omas Gewürzschrank, Selten so einen gewürzintensiven Brand gehabt.
Der Abgang ist sehr lang, Eiche, Gewürze, eine deutliche Säure, aber auch Rosinen und Trockenfrüchte. Die Eiche und eine sehr eigenwillige Gewürznote überdauern.
Das ist wirklich lecker und spannend, sehr Eichenlastig, ohne dass man nur noch Holz schmeckt. Ich kann den kleinen Hype hier um Armagnac nun gut verstehen. Aber es ist was eigenes, deutlich anders als Whisky.
"I find the whole business of religion profoundly interesting. But it does mystify me that otherwise intelligent people take it seriously." (Douglas Adams) Samplebörse - Tom na Gruagaichs kleine Gipfelbar
Ténarèze Armagnac - Darroze Domaine de la Poste 1977 40y
Geruch: Sehr hellfruchtig, viel Marille, Pfirsich. Etwas Rosé-Wein. Aus dem Hintergrund dann ein wenig Eiche, Mentholfrische. Gartenkräuter wie Rosmarin, wieder Marille. Wesentlich "heller" als die de la Postes der Jahrgänge 1980 (die dortige etwas "muffige Weinkellernote" fehlt absolut) oder die Eichenwürze samt etwas Enzian des grandiosen 1974ers. Wieder eine völlig andere Charakteristik aus der derselben Domaine. Interessant!
Geschmack: Auch auf den Gaumen kommt die volle Frucht, gepaart mit Weingummi und Eiche. Die 45% melden sich ebenfalls stark, dann wieder die stärker werdende Eiche und auch im Mundraum etwas Rosé-Wein. Eine ganz spezielle Note, die ich auch noch bei keinem Armagnac hatte.
Abgang: Der Ausklang ist mittellang und betont nun zuerst die Eiche, dann Minze und Würznoten. Verschwindet vergleichsweise schnell.
Fazit: Ein sehr interessantes Teil. Die Nase ist absolut überraschend, denn neben der erwartbaren hellen Marillenfruchtigkeit gibt es eine spannende Rosé-Wein-Note; am Gaumen wird der Armagnac betont eichig, der Abgang ist dann relativ kurz. Insgesamt ein 89-Punte-Vergnügen (91-89-88).
Vielen Dank an @Marcus2 für diese Armagnac-Probe! Damit konnte ich auch verifizieren, dass ähnlich alte Abfüllungen (35, 40 und 43 Jahre) aus denselben Trauben (Ugni Blanc) derselben Domaine (de La Poste) sehr unterschiedlich sein können! Die Grundcharakteristik mit der hellen Traubenfruchtigkeit ist typisch, dann gibt es aber wesentliche Unterschiede in den Kellernoten, den Eichenaromen und der Nachhaltigkeit des Abgangs.
@Tom na Gruagaich Du hast hier zweifellos eine "außergewöhnliche", aber keine "typische" Armagnac-Probe erwischt. Wobei ich auch immer mehr draufkomme, dass es sowenig wie es den "typischen Whiskygeschmack" gibt, den "typischen Armagnac-Geschmack" gibt. Für die Intensivgenießer zumindest. Und dann gibt's ihn doch wieder und man denkt instiktiv: Das kann nur ein herrlicher sherryintensiver Single Malt aus dem familiären Oloroso-Fass sein! Oder: Das kann nur ein dunkelfruchtig-würziger Bas Armagnac aus dem generationenübergreifenden Weinbauernhof sein!
Als "typischen Armagnac" für jene, die ihre Entdeckungsreise vom Planeten Single Malt aus starten, würde ich den 1985er-Bas-Armagnac aus der Domaine de Baraillon empfehlen oder für alle, die's gerne sanfter haben wollen, den 15jährigen Tariquet XO.