Meine Notes: Karamellbraun wie zerlassener Rohrzucker schwingt der Aultmore behäbig im Glas, erst zögerlich bilden sich breite, ölige, ineinander zerlaufende Beinchen. Das schwersüße Aroma von Ahornsirup, Akazienhonig, Kakao mit Schlagsahne und Toffee umschwebt die Nase, begleitet von einer fruchtigen Erinnerung an eine Birne Helene mit Schokosoße und Walnüssen oder Jaffa-Softcakes mit Orangenfüllung und dunkler Schokolade. Holzige Noten sind zunächst so gut wie gar nicht wahrnehmbar, allenfalls im Hintergrund, am Ehesten in einer würzigen Kräuternote italienischer Küchenkräuter, Rübenkraut, Tannennadeln und Harz, etwas Muskat aber auch etwas Honigmelone mit rohem Schinken. Der Alkohol ist merkbar und leicht prickelnd, aber keinesfalls störend, sondern eher die übrigen Eindrücke intensivierend und bei all der sonstigen Schwere eine angenehme Frische erhaltend.
Die ölige Süße, die den Mundraum erfüllt, betont die Eiche der Fässer dann schon deutlicher, mit der Süße von Honig und Ricola Kräuterbonbons und Karamell, Schwarzbrot mit Rübenkraut, einhergehend mit leichter Schärfe und Bitterkeit von Tabak, schwarzem Tee und Wallnusshaut. Diffuse Fruchtnoten wollen ebenfalls noch mitspielen, Pflaumenkompott und Bowlenfrüchte, Pflaumenkompott und weitere, die sich aber in ihrer Mischung nicht recht identifizieren lassen wollen.
Wohlig warm bleiben die Nusshaut und holzigen Töne, die langsam zunehmend auch im Abgang in die Würzsüße der Kräuterbonbons übergehen, schön lange zurück, spielen mit den Erinnerung an die Eindrücke aus Nosing und Tasting und halten sie lebendig. Eine genaue Angabe zu den genutzten Fässern konnte ich leider bislang nicht auftreiben, Pedro Ximenez Sherry wird bisweilen gemunkelt, meiner Meinung nach spielen aber Port und vielleicht sogar Ex-Rumfässer auch eine Rolle bei der Schaffung dieser hervorragenden Balance zwischen Süße und Würze. Ein klarer aktueller Favorit für mich, der leider preislich in den vergangenen Monaten von zunächst in Angeboten noch tolerierbaren rund 180 Euro auf für mich nur schwer nachvollziehbare mehr aöls 400 Euro geklettert ist.
--- "If you're lucky enough to enjoy a nice dram you're lucky enough"
Gaumen: weich und rund herb, minimal Pappe, herbe Beeren, Schokolade ~70%, Eiche, würzig, Sherry, Rosinen, Kaffee + eine Note die an Steine erinnert spät sehr erdig
Abgang: lang Sherry, würzig, Schokolade ~65%, Kaffee insges. gut und stimmig
Bewertung: ein Malt der seine Zeit braucht kein Sherry-Malt der einem mit dem Hammer vor den Kopf haut er gefällt mir ist aber kein Kaufkandidat