Geruch: Schön grasig-würzig, typisch Folle Blanche. Heißt auch, dass sich helle Isabella-Trauben zum Heu und den Gartenkräutern gesellen. Und auch schön frisch.
Geschmack: Überraschend ölig kommt dieser Armagnac in den Mundraum, die traubige Würzigkeit übernimmt das Kommando, die Fass-Eiche meldet sich. Etwas Kerbel, wieder Traube.
Abgang: Im mittellangen bis langen Abgang dominiert ebenfalls das Traubenfrucht-Heu-Kräuter-Spiel. Ein Armagnac für Küstenmalt-Liebhaber. Einfach gut.
Fazit: Die Folle-Blanche-Traube bringt neben der hellen Traubensüße ganz typische Heu- und Grasnoten, die diese Armagnacs zum Vergnügen werden lassen. Ich würd' einmal sagen, wer "maritime Noten", also etwa Pulteney- und Clynelish-Malts aus dem Ex-Bourbonfass von 15 Jahren aufwärts mag, wird auch zu solch einem Armagnac nicht nein sagen. Für mich ist das ein 92-Punkte-Vergnügen (92-92-91).
Aroma Ganz zu Beginn etwas Klebstoff, der aber recht bald verschwindet. Duftende frisch gesägte Baumstämme im Nadelwald nach einem Regen. Auch eine Spur Harz. Poliertes Leder, mit der Zeit auch Pfirsich, etwas Sultaninen und eine Idee Honigsüße. Geschmack Cremig. Edle aromatische Holznoten, Wiesenkräuter, Pfirsich, süße helle Trauben. Etwas Milchschokolade und auch hier wieder die leichte Honigsüße aus der Nase. Fazit Toll! Ein etwas anderer Baraillon -- schon als solcher erkennbar, aber nicht so dunkelfruchtig-rustikal, eher vornehm-rustikal (macht das Sinn?). Sehr dichte Aromen mit einigen sich bewegenden Nuancen und ein schönes cremiges Mundgefühl. Gefällt (und zwar sehr).
Bas Armagnac Domaine de Baraillon 1998 (2021) Folle Blanche 41%
Vielen Dank @pianoman für die Probe dieser neuen 1998er-Variante!
Geruch: Etwas Eichenrauch ist gleich einmal präsent, es folgen Pflaume, etwas Pfirsich (Folle Blanche, hallo?) und feuchte Walderde. Der zarte Räucherrauch geht mit der Zeit etwas zurück, es bleibt die würzige Eiche. Pfirsich und Marille ergänzen die Pflaume. Sehr intensiv -- die naturbelassenen 41% sind angenehm dicht. Später kommen noch Heu-Noten dazu.
Geschmack: Fein ölig im Mundraum, braucht eine Sekunde, ehe sich die Pfirsich- und Marillen-Aromen entfalten -- nun ist die Folle-Blanche-Traube unverkennbar präsent. Die Eichenwürze tritt dazu, der trockene Weinkellerboden. Sehr angenehm.
Der Abgang ist schon etwas länger als mittellang und bleibt auch präsent. Diese naturbelassenen 41% wirken merklich länger nach als etwa die 40% des älteren Dartigalongue 1991. Eine sehr angenehme Variante, dieser 1998er-Folle-Blanche-Baraillon.
Fazit: Die typische Folle-Blanche-Fruchtigkeit mit Pfirsich und Marille wird diesmal durch folgende Würzkomponenten ergänzt: In der Nase anfangs Eichenrauch, dann dezente Eiche, trockener Waldboden, Gartenkräuter, von Ferne etwas Heu. Die helle Seite der Baraillon-Medaille. Macht für mich diesmal 94.5 Gesamtpunkte (95-94.5-94).
Nase: Im ersten Moment zieht eine überraschend deutliche Klebstoffnote in die Nase. Ich muss an Uhu-Kleber denken. Intensive Eiche und feuchtes Moos gesellen sich hinzu. Auch eine leicht mineralische Note schwingt mit. Als gäbe es hier süße Pflaumen, Kirschen, gar Rumtopf im feuchten Nadelwald. Mit zunehmender Standzeit kommen reife Pfirsiche immer besser zur Geltung. Das Eichenholz ist durchgängig präsent. Tabak gesellt sich hinzu und es kommen immer mehr Orangenschalen durch. Zusammen mit Zimt und Nelke dreht der Amarenakirschenton in Richtung Glühwein. Hintergründig schwingt dunkelrotes und violettes englisches Weingummi mit. Ich bin gespannt auf den ersten Schluck.
Mund: Weich und sanft trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Waldbeeren und süße Kirschen machen den Anfang. Im Anschluss kommt immer mehr reifer Pfirsich durch. Das leckere Eichenholz, das durchgängig mitschwingt, lässt den Fruchtaromen elegant ausreichend Platz. Die einzelnen Geschmäcker sind vergleichsweise mild und dicht miteinander verwoben. Das Mundgefühl ist cremig und ölig und die reifen Pfirsiche gewinnen geschmacklich immer mehr an Kraft. Fruchtig-herb geht es nahtlos ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang und beginnt bemerkenswert fruchtig. Die reifen Pfirsiche geben zunächst den Takt an. Waldbeeren bewegen sich im Hintergrund. Vereinzelte Rosinen treffen auf Rancionoten, die mich an einen alten staubigen Keller erinnern. Im letzten Drittel des Nachklangs arbeitet sich das Eichenholz immer mehr durch. Begleitet von nicht näher definierbaren Kräutern fällt fruchtig und zunehmend holzig der finale Vorhang.
Charakter: Reife Pfirsiche treffen auf Waldbeeren, Rancio und altes, elegantes Eichenholz. Von der Nase bis zum Finish wird die Fruchtigkeit gefühlt immer heller. Während in der Nase noch süße Pflaumen, Kirschen und sogar Glühwein präsent sind, spielen im Abgang die reifen Pfirsiche und das Eichenholz die Musik. Das Mundgefühl passt, dürfte aber auch nicht dünner ausfallen.
Bewertung: Ein vergleichsweise heller Baraillon, der mit leckeren reifen Pfirsichen, schönen Rancio-Noten und einem eleganten Eichenholz punktet. Von mir gibt es insgesamt gute 89 Punkte.