Nose: Beim öffnen des Sample-Fläschchen und beim Eingießen strömen bereits die ersten Aromen durch die Luft. Nach dem Eingießen hab ich ihm ca. 25-30 Minuten Zeit im Glas gegeben. Beim ersten Riechen überzeugt gleich das Alter mit einer angenehmen, süßlichen Holzigkeit. Diese verpaart sich schnell mit typischen Sherry Aromen wie dunklen Früchten, Orangenmarmelade, Dattel-/Rosinen-Kompott, dunkle Schokolade, staubigem Kakao und irgendwas künstlichem (tendiere in Richtung Politur o.ä.). Tiefschichtig wechseln die Aromen sich ab und immer wieder blitzen einzelne, neue Nuancen auf, was es schwer macht diese zu deuten. Alles in allem eine sehr angenehme Nase, welche auf einen sehr komplexen Whisky hin deutet.
Taste: Leider nur noch 40% übrig geblieben vermischt dieser Single Malt sich trotz dessen sehr schnell und vor allem mit ziemlichem Eindruck im Mund. Aromen aus der Nase setzen sich im Mund fort und feuern ein intensives Wechselspiel an Aromen ab. Was für mich dabei deutlich heraus sticht ist eine kleine Andeutung an eine leichte, angenehme Rauchigkeit wie sie zb ein Highland Park mit sich bringt. Das Ganze natürlich aufgrund des vorangeschrittenen Alters. Das Fass drückt dem Malt seinen Stempel auf. Nicht überladend oder zu prägnant, nein das ist ein herrlicher Eindruck von altem, staubigem Holz das schon viele Jahre lang in einem alten, muffigen Warehouse verbracht hat. Ganz toll, und das sage ich als jemand der sehr selten und fast schon ungern rauchige Whiskys trinkt. Toller Holzeinfluss, grandios! Dazu darf man feuchten Tabak und im Hintergrund sanft aufblitzende Ledernoten verzeichnen. Deutliche Noten von Orangenmarmelade, nein schon fast Orangensirup, mit dunklen Früchten schwammen gefühlt im Fass während der langen Reifezeit. Herrliche süße Würze zieht sich durch den im Mund immer dickflüssiger werdenden Schluck. Ein Whisky mit einem alten und zwar ziemlich beeindruckendem Sherry Profil par excellence.
Finish: Das Holz spielt auch im Abgang die übergeordnete Rolle. Auch hier nicht negativ, nein ganz toll ausklingend und im Laufe der Zeit immer trockener werdend. Altes Eichenfass mit dieser süßen orangigen Muffigkeit und dazu sanfte Assoziationen an Weihnachtsgebäck. Würze und die typische Sherry Süße bleibt dann lang erhalten. Hinzu gesellt sich ein leichter touch von trockenem Tabak. Einem süßen und muffigen Tabak. Mit der Zeit setzt eine unfassbar "erweiternde" Frische ein. Kein Eukalyptus, eher etwas sanfter und subtiler. Diese Frische bringt dem Abgang nach noch vielen Minuten eine Kraft sodass sich dieser noch lange hinzieht und nur langsam ausschleicht. Wow
Beeindruckende 94P gebe ich diesem alten Glen Grant. Ein Whisky aus einer anderen Zeit, mit einem fast vergessenen Geschmacksprofil. Fühlte ich mich heute doch wie Captain Kirk und Commander Data, wie sie sich in eine fast vergessene Zeit zurück beamen ......
Falls jemand diesen unfassbar leckeren und süffigen Whisky sein Eigen nennt: Bitte lass fünfe grade sein und gib mir die Möglichkeit auf weitere 5cl dieses unglaublichen Single Malt.
"Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein.“ - Humphrey Bogart -