Whisky: Michel Couvreur Single Cask Whisky 1969 - 30 Jahre
Nase: Zunächst ungewöhnlich. Anders als erwartet und von Couvreur sonst bekannt. Hier ist eine intensive Kräuternote mit Walnuss das erste, was ich in die Nase bekomme. Kaum süß, eher trocken mit für Couvreur untypisch viel Eiche. Es dauert jedoch nicht lange und es kommt die Fruchtigkeit ins Spiel, jedoch nicht so tief und schwer. Pfirsich und Feige würde ich nennen. Beide Früchte jedoch getrocknet. Die Kräuter bleiben. Dill, Kurkuma, eher frisch als schwer und drückend. Etwas Pflaume kommt dann auch dazu und langsam wird es typischer. Die Pflaume war das, was gefehlt hat. Die ungewöhnlich frischen Kräuter, die verschwindend geringe Süße und das Holz sorgen jedoch dafür, dass der Whisky seine Andersartigkeit gegenüber seiner Couvreur-Brüder nicht verbergen kann. Leider vernehme ich auch etwas Säuerliches, das gefällt mir nicht so... Obwohl, jetzt wird daraus etwas Käsiges, was ich wieder toll finde und bei Couvreur noch nie hatte. Kräutrig-würziger Käse mit getrockneten Pflaumen und Pfirsichen. Keine schlechte Kombination. Das Säuerliche ist weg, gut! Ingwer nehme ich jetzt wahr, durchaus intensiver werdend. Die pikante Ingwernote lässt mich zum ersten Mal an Alkohol denken. Den spürt man nämlich kaum. Wenn etwas angriffslustig ist, dann sind es die Kräuter und die Eiche. Nachdem der Gaumen involviert ist, verändert sich die Nase deutlich. Sie wird gefälliger, entwickelt eine Zimtgebäck-Note und die Pflaume wird intensiver, die Nase wird schwerer und gesetzter. Interessant.
Gaumen: Würzige Eiche zuerst und Pfeifentabak. Dann kommt etwas Ingwer, dicht gefolgt von den Früchten. Nicht so trocken wie erwartet. Etwas Ledermuff und im Nachschmecken intensiverer Tabak. Der zweite Schluck ist süßer im Antritt, die Würze braucht etwas. Auch hier eine Spur Säuerliches (oder ist es doch eine etwas bittere Walnussschale?), das mit dem Tabak um Aufmerksamkeit kämpft. Letztendlich bildet sich ein leicht bitterer und durchaus etwas süßlicher Nachgeschmack, der an etwas Walnuss mit Honig erinnert.
Abgang: Der Geschmack im Mund bleibt lange, wird aber leider etwas säuerlich. Großartig wärmen tut er nicht. Der Nachgeschmack, den ich am Gaumen nach einer gewissen Zeit hatte, verfestigt sich und bleibt wirklich sehr lange bestehen.
Fazit: Extrem interessant und vielseitig, dabei leider nicht ohne (subjektiv empfundene) Fehlnoten. Wer nichts gegen leicht saure Spuren hat, sieht das wohl anders. Für mich damit jedoch "nur" 85 Punkte, obwohl das nur wegen dem einen Kritikpunkt schon fast unfair ist. Ohne diesen wären es sicherlich über 90!