Abgang: langanhaltend: bitterer Kakao am Zungengrund, chilischarfe Kirschen am Gaumen, mit Vanille und Birnenaroma in eine fruchtig massive Holzwürze überleitend, um mit einem Anflug überreifer Mirabellen und vanillierter Eiche ganz langsam in alkoholischen Mandarinenschalen wermutbitter auszuklingen.
Bewertung: Welch ein Kraftprotz. Dieser Malt hat eine eher verschlossene Nase und bedarf gut 25' zu Entwicklung der o.a. Aromen, bevor er dann explosionsartig auf der Zunge antritt und seine klaren Aromen lediglich preis gibt, um äußerst respektabel wieder abzutreten. Kein Easy-Drinker, jedoch geeignet, Einsteiger von weiteren Trinkversuchen abzuhalten. Der Alkohol ist leider nicht ganz ideal eingebunden, Wassergaben machen den Malt gleichermaßen süßer und bitterer, fördern aber keine Aromen zutage, die nicht schon vorher zu schmecken gewesen wären. Ein anstrengender, dennoch guter Whisky.
"Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln." (Otto von Bismarck)
Nase: Viel Nussnougat und Toffee zum Auftakt, der hohe Alkoholgehalt lässt es in der Nase britzeln, vereinzelte Datteln und saftige Sultaninen, die ein oder andere getrocknete Feige, eine winzige Abriebspur eines spröden Einweckgummis, geröstete Haselnüsse, nahezu keine frischen Fruchtaromen, höchstens ein paar mehlige Äpfel und sandige Birnen, im Hintergrund eine subtile Säure, die mich an gefriergetrocknete Himbeeren oder Cranberries erinnert, jugendliche Gerste mit einem minimal ausgeprägten Beigeruch von Hefeteig
Gaumen: Für einen kurzen Moment schaut der Einweckgummi vorbei, wird aber schnell von der Süße von Honig und Datteln beiseite geschoben, Sultaninen, gedörrte Feigen, Butterscotch, Karamell, erstaunlich wenig alkoholische Schärfe, dafür sehr cremig mit einer ordentlichen Ladung Haselnussnougat, die Gerste hat ihre tapsige Jugend abgelegt, ansprechend malzig, Birnenkompott mit Zimtstangen und Vanilleschoten, ein Klecks Orangenmarmelade, gelbe Knorpelkirschen werden durch Wasserzufuhr hervorgelockt, die Eiche ist zurückhaltend, aber nicht ganz frei von Bitterstoffen, Kakao, Kaffee mit viel Milch
Abgang: Gar nicht mal so kurz wie beim ersten Schlückchen angenommen, ansprechend malzig, leicht verbitterte Eiche, ''Werther's Echte'' Sahne-Karamellbonbon, die röstige Haselnussnote mit Nougat bleibt recht lange bestehen, Kakao, beim vanilligen Nachgeschmack kommen eingemachte gelbe Knorpelkirschen und noch einmal Überreste der sandigen Birne inklusive winziger gerbstoffhaltiger Schalenstückchen zum Vorschein
Bewertung: Durch den hohen Alkoholgehalt braucht der zunächst mit etwas hefig-plumper Jugend auftretende Malt einige Zeit, um sich zu öffnen. Mit Geduld und Wasserzugabe gibt es aber die Belohnung in Form eines ungemein cremigen Whiskys mit vielen Nougat- und Toffeemomenten. Erfreulicherweise hat das kleine Octavefass nur wenig Bitterkeit ins Spiel gebracht. Ohne den dezenten Geruch nach Gummiabrieb würde er mir noch besser gefallen, aber auch so schmeckt er mir ganz gut.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin